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26. Juni 2009, WILSTERSCHE ZEITUNG

Welches Kraftwerk kommt wirklich?

Investoren gehen offenbar auf Abstand: Getec und GDF Suez von Vorhaben abgerückt.

Die Realisierung von zwei der insgesamt drei geplanten Ansiedlungen von Kohlekraftwerken am Industriestandort ist fraglicher geworden. Während die Getec ihr Projekt im Bayer-Industriepark wieder abgeben will, hat GDF Suez (ehemals Electrabel) den Kauf des für Brunsbüttel notwendigen Kraftwerkblocks storniert.

Der Energie-Dienstleister aus Hannover, die Getec Energie AG, wollte im Industriepark - auf Steinburger Gebiet - ein 800-Megawatt-Steinkohlekraftwerk bauen (eine Milliarde Euro). Noch im Juli vergangenen Jahres verkündete man gut gelaunt die Unterzeichnung des Ansiedlungsvertrags mit der Bayer MaterialScience.

Doch die Wirtschaftskrise hat offenbar auch die Pläne der Getec erschüttert. Nach Informationen unserer Zeitung hat sich der Energiehändler von dem Projekt verabschiedet. Stattdessen soll nun die bekannte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG, die zum europäischen Konzern der KPMG Europe LLP gehört, das Kraftwerksprojekt an potente Energieunternehmen wie Vattenfall oder RWE verkaufen.

Davon will die Getec auf Anfrage nichts wissen. Man wolle nicht jedes Marktgerücht kommentieren, so Unternehmenssprecherin Neele Gehrt. Dafür gestand sie immerhin ein, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegenüber dem vergangenen Jahr verändert hätten. "Vor dem Hintergrund der augenblicklichen Wirtschaftskrise ist die Einwerbung von Industriepartnern schwieriger geworden." Dennoch gehe man davon aus, das Kraftwerksprojekt zu realisieren, so die Sprecherin weiter.

Derzeit befinde man sich im Genehmigungsverfahren. Ende des Jahres wolle man den Genehmigungsantrag nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz abgeben. Diese Aussage steht nicht im Widerspruch zur Absicht, das Projekt abzugeben. Im Gegenteil: Sollte eine offizielle Genehmigung der Behörden vorliegen, wäre es für einen Käufer wesentlich interessanter und wertvoller als zurzeit.

Bereits weit im Genehmigungsverfahren fortgeschritten ist die GDF Suez Energie Deutschland. Sie will nördlich des Elbehafens, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wohnbebauung auf der Südseite, ein Steinkohlekraftwerk (800 Megawatt) errichten. Allerdings gibt es von der Brunsbütteler Ratsversammlung noch keinen Satzungsbeschluss für den dann gültigen B-Plan Nr. 55. Das könnte auch noch dauern, da ein Gutachten der WIR-Fraktion die Rechtmäßigkeit des B-Plans in Frage stellt. Die Stadt hat ein Gegengutachten in Auftrag gegeben.

Derweil sieht es auch so aus, als wenn GDF Suez von dem Projekt in Brunsbüttel vorerst abgerückt ist. Deutliches Indiz dafür ist laut einem Marktexperten, dass der Konzern den Kaufauftrag für einen von insgesamt drei Kraftwerksblöcken beim Lieferanten Hitachi storniert hat. Gekauft werden sollen hingegen zwei Blöcke für die in Bau befindlichen Kraftwerke in Rotterdam und Wilhelmshaven.

Im Fall einer Genehmigung für das Brunsbütteler Projekt hätte man also keinen Kraftwerksblock. Dann auf einen anderen Anbieter umzusteigen, mache aus Synergieeffekten überhaupt keinen Sinn, so der Marktexperte gegenüber unserer Zeitung weiter. Die Firmenzentrale von GDF Suez in Berlin wollte dazu nicht Stellung nehmen.

Guter Dinge scheint allein die Tübinger Südweststrom zu sein, die zwischen Kernkraftwerk und Sava ein Steinkohlekraftwerk mit zwei Blöcken (je 900 Megawatt) errichten will. Seit Juni 2008 existiert ein rechtsgültiger B-Plan. Man habe den Genehmigungsantrag nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz abgegeben und rechne mit einer ersten Teilgenehmigung Ende des Jahres, so Geschäftsführerin Bettina Morlok. Von Stefan Schmid

Kampagne gegen Kohlekraftwerke