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STICHWORT BAYER 02/2009

Liebe Leserinnen und Leser,

die Gefahren der Erderwärmung sind viel höher als bisher bekannt. Zu diesem Schluss kommt der Uno-Klimarat (IPCC) in einer jetzt neu vorgestellten Studie. Demnach ist die weltweite Klimaveränderung weitaus dramatischer als bislang angenommen. Weiter heißt es in dem Bericht der Klima-ForscherInnen, dass sich die Erde demnach gar nicht so stark aufheizen müsse wie bislang gedacht, damit es zu erheblichen Klimaveränderungen mit extremen Wetterlagen kommt.
Doch was hat das mit Krefeld zu tun? Noch im Jahr 2007 hatte der Krefelder Stadtrat, mit Ausnahme der FDP, dem geplanten Kohlekraftwerk in Krefeld Uerdingen zunächst zugestimmt, dann aber letztlich einstimmig abgelehnt - wegen des Klimas: Eine richtige Entscheidung, wie sich jetzt herausstellt. Allerdings rückten die PolitikerInnen von dieser ablehnenden Haltung aufgrund massiven Drucks von Seiten der Industrie immer weiter ab und machten pflaumenweiche Zugeständnisse an den in Krefeld ansässigen BAYER-Konzern als Nutznießer der Dreckschleuder. Die Erneuerung des bestehenden Kraftwerkparks sei schließlich notwendig, hieß es zur Begründung. Dass allerdings das neue Kohlekraftwerk etwa siebenmal größer ist als die Kessel, die BAYER bereit wäre abzuschalten, wird den BürgerInnen dabei gänzlich verschwiegen. Der Klimawandel hat dabei im weiteren Verlauf der Diskussion in den Fraktionen mit Ausnahme von Grünen /Bündnis 90 scheinbar immer mehr an Bedeutung verloren. So hatte kurz vor Weihnachten zuletzt die CDU-Ratsfraktion ihre ablehnende Haltung gegen das Kohlekraftwerk aufgegeben. Damit ist die politische Mehrheit im Stadtrat also nun deutlich pro Kohlekraftwerk. Dabei würde diese Anlage neben dem Ausstoß von immensen Feinstaubmengen und Schwermetallen, wie Quecksilber (600kg/Jahr) auch den Kohlendioxid-Ausstoß von Krefeld um 5,2 Millionen Tonnen erhöhen und damit mehr als verdoppeln - ursprünglich gab der Bauherr TRIANEL in seinen Unterlagen lediglich 4,4 Millionen Tonnen an.
Mit Bekanntwerden der neuen IPCC-Studie fordern jetzt bundesweit viele PolitikerInnen, allen voran Umweltminister Sigmar Gabriel, einen noch konsequenteren Einsatz für den Umweltschutz. Und Krefeld? Die Mehrheit der Krefelder PolitikerInnen hält nach wie vor an den guten alten, festgefahrenden Prinzipien fest und will das fossile Kraftwerk weiter durchsetzen. Ein aus der Sicht der Umwelt- und KlimaforscherInnen fataler Fehler, denn schließlich hat sich ja auch in Krefeld das Klima seither nicht verbessert, und global gesehen stellt sich die Situation schon jetzt deutlich dramatischer dar, als noch vor einem Jahr angenommen.
Also müssen wir jetzt handeln, um das Schlimmste zu verhindern. Wir können also nur hoffen, dass sich der Krefelder Stadtrat endlich der Kritik der Bevölkerung, der Ratsfraktionen der umliegenden Städte und der UmweltschützerInnen öffnet und sich zum Beispiel an dem Düsseldorfer Stadtrat orientiert. Dieser hatte ein ähnliches Kraftwerk abgelehnt und wurde dafür von der Bevölkerung gefeiert. Die Krefelder Naturschutzverbände jedenfalls werden noch massiver zum offenen Dialog mit der Krefelder und Duisburger Bevölkerung aufrufen: „Wir werden unsere Öffentlichkeitskampagne weiterverfolgen, um die Menschen in Krefeld und Duisburg über die Gefährdungen durch das Kohlekraftwerk zu informieren”, haben diese erklärt. Denn eines gilt auch als sicher: Analog zur Finanzkrise zahlen am Ende die BürgerInnen die Zeche: Zum einen durch den Klimawandel und dessen massive Auswirkungen auf unsere Umwelt und zum anderen durch höhere Stromrechnungen, da Kohlekraftwerke im Rahmen des Emissionshandels mit Verschmutzungsrechten künftig stärker zur Kasse gebeten werden dürften.

Markus Freyt gehört dem Niederrheinischen Umweltschutzverein an (www.nuv-online.de)