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Forschungsfreiheit in Gefahr

Financial Times Deutschland, 3. Februar 2012

Geheimsache Forschung

Kooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen geraten ins Zwielicht. Die Uni Köln soll jetzt einen Vertrag mit Bayer offenlegen

Die FTD schreibt heute über unsere Klage auf Einsichtnahme in den Kooperationsvertrag zwischen BAYER und Uni Köln. Wörtlich heißt es:

„Wie weitreichend die Zusammenarbeit zwischen den bevorzugten Partnern tatsächlich ist, weiß keiner außer der Uni und Bayer. Der Kooperationsvertrag ist unter Verschluss, die Uni weigert sich, ihn offenzulegen „Wir wollen damit unsere Wissenschaftler und ihre Arbeit schützen",-sagt Unisprecher Patrick Honecker. „Die Art und Weise, wie bei uns geforscht wird, fällt unter Wettbewerbsschutz." Deshalb wolle man den Vertrag nicht öffentlich machen: „Das ist unser Recht." Ob es das tatsächlich ist, muss nun ein Gericht klären. Ein Bayer-kritischer Verein will mit Unterstützung der Antikorruptionsorganisation Transparency International die Offenlegung gerichtlich erzwingen und klagt vor dem Kölner Verwaltungsgericht. Das Bündnis Coordination gegen Bayer-Gefahren vermutet, dass das Unternehmen durch den Vertrag unerwünschte Forschungsergebnisse verhindern wolle und die Uni bei der Beteiligung von Patenten benachteilige. Diesen Verdacht haben weder Bayer noch die Uni ausgeräumt.“

Weiter heißt es:
„Tatsächlich gibt es immer wieder Fälle, in denen Unternehmen versuchen, Hochschulen bei Vereinbarungen über Forschungsergebnisse und Patente über den Tisch zu ziehen oder unverhältnismäßig Einfluss auf akademische Entscheidungen zu nehmen. Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbands der Deutschen Wissenschaft, rät allen Hochschulen zu mehr Offenheit, um erst gar nicht in den Verdacht zu kommen, man lasse sich von der Industrie kaufen.“

Abschließend wird der Fall der Zusammenarbeit zwischen Humboldt Universität und Deutscher Bank aufgegriffen: „Diesen Eindruck erweckte auch ein Kooperationsvertrag der Deutschen Bank mit zwei Berliner Hochschulen, der TU und der Humboldt-Uni, der im vergangenen Sommer bekannt wurde. Die Bank hatte beiden Einrichtungen für zwei Stiftungsprofessoren für Finanzmathematik jährlich 3 Mio. Euro zugesagt und sich dafür weitreichende Mitbestimmungsrechte zusichern lassen. Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Uni, sieht den Vertrag heute als „echten Betriebsunfall". „Ich hätte im Leben nicht unterschrieben".

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