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STICHWORT BAYER 02/2012
Struggle Bayer
Made by Kids for Kids

Kunst gegen Konzerne

BAYER im Visier

Das spanische Künstlerduo PSJM beschäftigt sich mit den Kehrseiten des grenzenlosen Konsums und der Okkupierung öffentlicher Räume durch multinationale Konzerne. Eine Ausstellung in Berlin zeigt Arbeiten, die Missstände wie Kinderarbeit und Umweltzerstörung anprangern. Auch eine Grafik zu BAYER findet sich darunter.

Von Philipp Mimkes

Hinter dem Kürzel PSJM stecken die KünstlerInnen Cynthia Viera and Pablo San José, deren Bilder gegenwärtig in der Berliner Galerie Whiteconcepts zu sehen sind. Ziel ihrer Arbeit ist es, mit modernen Marketingmitteln die Werbestrategien großer Unternehmen transparent zu machen und die Kehrseite der bunten Konsumwelt anzuprangern. PSJM entfremden hierfür Markenlogos, initiieren professionelle Werbekampagnen für nicht-existente Produkte oder drehen Videos in „Science Fiction“-Manier, in denen Konzerne an die Stelle von Staaten treten.

Auch mit BAYER beschäftigt sich das Duo. Die Grafik „Struggle BAYER“ zeigt ein überdimensioniertes BAYER-Logo, das von einem Hochhaus geworfen wird. In einer weiteren Arbeiten stellen die beiden zwergenhafte Personen dar, die das Logo der DEUTSCHEN BANK umstürzen. Die KünstlerInnen propagieren dabei nicht die Zerstörung der Konzerne. Sie wollen aufzeigen, dass es der Gesellschaft möglich ist, sich gegen die scheinbare Übermacht der Firmen zur Wehr zu setzen.

Andere Werke von PSJM beschäftigen sich ebenfalls mit dem Treiben der Multis. So wird in „Corporate Armies“ ein Szenario entworfen, in dem große Unternehmen mit eigenen Armeen ausgestattet sind - keine allzu ferne Vision angesichts der paramilitärischen Gruppen, die mit COCA COLA in Kolumbien, SHELL in Nigeria oder mit GAZPROM in Russland kooperieren. Auch zeigt die Berliner Ausstellung Videos, in denen gepanzerte Truppen von WALMART, VISA und NIKE um die Vorherrschaft kämpfen. Tusche-Zeichnungen apokalyptischer Firmen-Kämpfe im Stil historischer Schlachtengemälde sowie 3D-Kampfroboter mit Firmen-Emblemen vervollständigen die Horrorvision eines unternehmerischen Gewaltmonopols. Weitere Arbeiten von PSJM entfremden die Logos der bunten Warenwelt: NIKE- und ADIDAS-Schriftzüge enthalten den Aufdruck „Made by slaves for free people“. Mickeymaus-Objekte mit dem Hinweis „Made by kids for kids“ verweisen auf die Herkunft aus asiatischen Billig-Fabriken.

Das Duo hat der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) die Grafik „Struggle BAYER“ zur Verfügung gestellt. Cynthia Viera schreibt: „Herzlichen Glückwunsch zu Eurer harten Arbeit in den vergangenen 30 Jahren. Wir stehen auf derselben Seite!“.

Die CBG arbeitet regelmäßig mit KünstlerInnen wie Cynthia Viera and Pablo San José zusammen. So haben Kunstschaffende wie Otto Piene, Bernd Engberding, Claudia Rogge, Robert Butzelar und Peter Royen Werke zu Verfügung gestellt, mit deren Verkauf Kampagnen des Vereins finanziert wurden. Und der bekannte Karikaturist Carlos Latuff aus Brasilien fertigt regelmäßig exklusive Zeichnungen an.

Den vom „Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ausgerichteten Wettbewerb „Vom BAYER-Werk zum Chemiepark“ gewannen gar zwei französische Architekten, die bei der Erstellung ihres Entwurfs eng mit der Coordination kooperiert hatten. Ziel ihrer Arbeit war es, den Umweltschutz fest auf dem Leverkusener Firmen-Areal zu verankern. Dies symbolisierten sie durch die Idee, auf der Leverkusener BAYER-Zentrale das Büro der Coordination anzusiedeln.

Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der CBG bedankte sich bei den KünstlerInnen von PSJM: „Die Kunstwerke verweisen auf die weltweite Forderung der sozialen Bewegungen ‚Konzernmacht brechen’. Der Sturz eines Markensymbols, das diese Macht symbolisiert, kann in vielfältiger Weise herbeigeführt werden: durch öffentlichen Druck, durch Aufklärung, durch gesetzliche Vorgaben, durch behördliche Kontrollen und vieles anderes mehr. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hat schon in den 80er Jahren einen Kongress zum ‚Umbau’ eines Konzerns durchgeführt. Die über 200 TeilnehmerInnen und die vielen kompetenten ReferentInnen haben konkret erarbeitet, wie der ökologisch-ethisch-soziale Umbau eines Unternehmens wie BAYER aussehen könnte.“