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Hauptversammlung

Leverkusener Anzeiger, 30.04.05

Wennings blühende Landschaften

Elend und Glanz lagen diesmal nur drei Tage und ein wenige Meter Luftlinie auseinander: Am Dienstag hielt Axel Heitmann in einem Hotel am Kölner Messekreisel eine Blut-, Schweiß-, und Tränen-Rede. Der Lanxess-Lenker sprach von unerwartet massiven Herausforderungen, kündigte den Abbau von bis zu 1200 Jobs an und stellte 70 Prozent des Chemiegeschäfts als unbefriedigend dar. Am Freitag verkündete Heitmanns früherer Chef Werner Wenning in der Messe freudestrahlend, wie gut es Bayer nach der Abspaltung von Lanxess geht. Über 5000 Aktionäre nahmen auf der Hauptversammlung beifällig auf, dass die neue, chemielose Bayer AG im ersten Quartal 50 Prozent mehr Gewinn gemacht hat als in den ersten drei Monaten des Jahres 2004, nämlich über 1,1 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg um 15,7 Prozent auf 6,7 Milliarden.
Die glanzvolle Zwischenbilanz von Material Science legte am Freitag den Schluss nahe, dass der Bayer-Vorstand bei der Abspaltung alles richtig gemacht hat: Die Lanxess-Führung muss sich mit ihren Produkten auf Märkten schlagen, die nur noch wenig Entwicklungschancen bieten und teils von Überkapazitäten bestimmt sind. BMS-Chef Hagen Noerenberg hingegen hat zum Beispiel die ganze weite Welt der DVD vor sich, deren Entwicklung noch lange nicht zu Ende ist.
Nicht zu Ende ist aber auch das Hin und Her bei den Bezügen der Aufsichtsräte. Die dritte Systemumstellung binnen drei Jahren erzürnte einige Aktionäre - unter anderem, weil die vom Unternehmen vorgeschlagene Neuregelung wiederum eine deutliche Erhöhung der Vergütung nach sich ziehen wird. Auch die Tatsache, dass mit Thyssen-Krupp-Vorstandschef Ekkehard Schulz ein außerordentlich vielbeschäftigter Manager in Bayers Kontrollgremium gewählt werden sollte, stieß nicht überall auf Gegenliebe.
Mehrfach gefragt wurde auch nach Mandatsträgern, die auf Bayers Gehaltsliste stehen. Werner Wenning nannte nur eine Landtagsabgeordnete - es handelt sich um die Betriebsrätin Marianne Hürten - und ein Mitglied des Bundestags. Philipp Mimkes, Sprecher der "Coordination gegen Bayer-Gefahren" wollte es aber genauer wissen, zumal Bayer zu den großzügigen Arbeitgebern gehört, die ihren Angestellten den Besuch von Ausschüssen auch während der Arbeitszeit ermöglicht. Die Antwort auf seine schriftliche Anfrage war Bayer schuldig geblieben.