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Gentechnik-Skandal

Pressemitteilung vom 9. September 2002

BAYER in Gentechnik-Skandal verwickelt

England: illegale Aussaat von Antibiotika-resistentem Raps

Die Firma BAYER CROPSCIENCE, die vor zwei Monaten nach der Übernahme von AVENTIS CROPSCIENCE durch die BAYER AG gegründet wurde, ist in England in einen Gentechnik-Skandal verwickelt. Das Unternehmen räumte in einem Brief an das britische Umwelt-
ministerium ein, seit drei Jahren gentechnisch veränderten Raps, der nicht zugelassene Antibiotika-Resistenzen enthielt, gepflanzt zu haben.

Das im Rahmen eines 4-jährigen Versuchsprogramms verwendete Saatgut ist ursprünglich gegen das von BAYER CROPSCIENCE hergestellte Herbizid "Basta" resistent. An vierzehn verschiedenen Versuchs-Standorten in ganz England enthielt es jedoch zusätzlich Gene, die die Pflanzen gegen die Antibiotika Neomycin und Kanamycin, die bei der Behandlung von Leberversagen verwendet werden, resistent machen. Die gefundene Genveränderung kann außerdem zu einer Resistenz gegen das Antibiotikum Gentamycin führen, welches gegen schwere Infektionen eingesetzt wird. Wissenschaftler äußerten sich besorgt, dass die Resistenzen auf Bakterien übertragen werden, wodurch die Antibiotika unbrauchbar werden.

Da in England zahlreiche Raps-Sorten heimisch sind, können gentechnisch veränderte Pollen zudem umliegende Felder und Wildkräuter kontaminieren. Die britische Regierung sprach von einem "ernsthaften Vergehen" und verhängte ein vorläufiges Verbot weiterer Gentechnik-Versuche. Nach Angaben des britischen Landwirtschafts-
ministers Elliot Morley erwägt die Regierung zudem rechtliche Schritte gegen das Unternehmen. Britische Umweltverbände kündigten Strafanzeige gegen BAYER an und riefen zu Protesten auf.

Nach Angaben von Gentechnik-Kritikern illustriert der Fall das verantwortungslose Handeln der beteiligten Firmen sowie die mangelnden Kontrollen staatlicher Stellen. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: "Dem Unternehmen wurde quasi gestattet, sich selbst zu überwachen. So erklärt sich, dass über einen Zeitraum von drei Jahren kontaminiertes Saatgut verwendet werden konnte." Mimkes fordert wegen der nicht umkehrbaren Konsequenzen ein Verbot von Freisetzungsversuchen mit gentechnisch veränderten Pflanzen und eine Verlängerung des EU-Moratoriums zur Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzensorten. Adrian Bebb von Friends of the Earth: "Dies ist nicht der erste Schnitzer der Gentech-Industrie. Wie können wir Unternehmen, die nicht einmal Versuchsreihen ordnungsgemäß durchführen können, die Verantwortung für unsere Nahrung übertragen?"

AVENTIS/BAYER war bereits im Juni von einem schottischen Labor auf die Verunreinigungen aufmerksam gemacht worden, die Öffentlichkeit wurde jedoch erst zwei Monate später über den Fall unterrichtet. Weitere Freisetzungsversuche mit Gen-Raps wurden in Belgien und Deutschland unternommen - inwiefern dabei auch Antibiotika-Resistenzen verbreitet wurden, ist unklar.

In Kanada reichten zahlreiche Landwirte, deren Felder mit gentechnisch veränderten Rapspollen verunreinigt wurden, eine Sammelklage gegen BAYER CROPSCIENCE ein. Auch in Deutschland gibt es Proteste gegen Freisetzungsversuche: Vor wenigen Wochen beantragte BAYER die Aussaat von Gen-Raps in unmittelbarer Nähe eines Naturschutz-
gebietes in Swisstal bei Bonn. Umweltschützer befürchten einen Präzedenzfall und die Umgehung des europäischen Naturschutzrechts. Greenpeace hatte in einer Untersuchung nachgewiesen, dass in Deutschland verkaufter Honig Verunreinigungen mit Gen-Raps enthält.

Gerne senden wir weitere Informationen zu: den Brief der Firma Aventis an das britische Landwirtschaftsministerium, Artikel aus "Independent", "Times" und "Guardian" sowie Stellungnahmen britischer Umwelt-
verbände und der Umweltbehörde.

Zur Europa-weiten Initiative zum Schutz des Saatguts vor gentechnischen Verunreinigungen: www.saveourseeds.org