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PCB

Pressemitteilung vom 20. Januar 2003

Wegen PCB-Vergiftung des Hafens

Stadt Oslo fordert von BAYER AG 3,4 Millionen Euro für Reinigungsarbeiten

Die Stadt Oslo fordert von der Leverkusener BAYER AG 25 Millionen Kronen (3,4 Mio Euro) für die Beseitigung hochgefährlicher polychlorierter Biphenyle (PCB). Weite Teile der norwegischen Küste sind mit PCB verseucht, chemische Nachweisverfahren zeigen, dass rund die Hälfte der gefundenen Gifte aus der Produktion von BAYER stammt. In einem Brief der Osloer Umweltbehörde an das Unternehmen beziffern Vertreter der Stadt die Reinigungskosten allein des Osloer Hafens mit 100 Mio Kronen.

Vertreter von BAYER versprachen in einem Antwortschreiben lediglich, den Fall zu prüfen. Tom Erik Økland vom Umweltverband Norges Naturvernforbund (Friends of the Earth Norway): "Sollten sich BAYER und zwei weitere PCB-Hersteller nicht freiwillig an den Entsorgungs-
kosten beteiligen, wird die Stadt Oslo Klage einreichen.“ Økland hatte auf Einladung der Coordination gegen BAYER-Gefahren auf der letzten BAYER-Hauptversammlung auf die Probleme hingewiesen.

Die in Oslo gefundenen PCB stammen hauptsächlich aus alten Schiffs-
Anstrichen. BAYER hatte die Hersteller von Schiffsfarben bis Ende der 70er Jahre mit PCB beliefert, jedoch keine Informationen über deren Giftigkeit und Persistenz veröffentlicht - obwohl dem Unternehmen die Gefahren für die Umwelt bereits Mitte der sechziger Jahre bekannt waren. Økland weiter: "Die Kontaminierung weiter Teile der norwegi-
schen Küste und die Vergiftung hunderter Werftarbeiter hätten verhindert werden können, wenn BAYER die Risiken von PCB rechtzeitig bekanntgegeben hätte."

Axel Köhler-Schnura von der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V. ergänzt: "Bereits 1983 habe ich von BAYER die Entgiftung aller PCB- Fundorte gefordert. Doch der Konzern hat sich rücksichtslos über seine Verantwortung hinwegsetzt: Die Profite wurden eingestrichen, eine Haftung für die Folgen wird bis heute verweigert."

PCB sind eine aus rund 200 Einzelkomponenten bestehende Verbindungsklasse organischer Chlorverbindungen. Sie sind extrem langlebig und finden sich nahezu überall in der Natur - in Tiefsee-
sedimenten ebenso wie im arktischen Eis. Wegen der guten Fettlöslich-
keit treten sie in verschiedenen Bestandteilen der Nahrungskette auf, besonders in Fischen und Vögeln. Die Chemikalien können das menschliche Nervensystem, die Immunabwehr sowie Leber und Nieren schädigen und zu Unfruchtbarkeit führen. Die amerikanische Umwelt-
behörde EPA prüft zudem die Einstufung von PCB als krebserregend.

Die USA als bis dahin größter Hersteller verboten 1977 die Herstellung und Verwendung von PCB. Daraufhin sprang die deutsche Bayer AG in die Bresche und steigerte trotz Protesten ihre Produktion von 6.000 auf 7.500 Tonnen jährlich. Erst 1983 stellte Bayer als letzter Hersteller in den westlichen Industrieländern die Produktion ein.

Tom Erik Økland, Norges Naturvernforbund
eMail: tomeo@online.no

Per-Erik Schulze, Norwegian Society for the Conservation of Nature
per_erik_schulze@hotmail.com