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STICHWORT BAYER 04/2016

Imperium & Weltmacht

BAYER schluckt MONSANTO

Der schwarze Mittwoch

Kurz vor dem Redaktionsschluss von Stichwort BAYER gab BAYER die MONSANTO-Übernahme bekannt.

Von Jan Pehrke

Jetzt ist der Worst Case eingetreten! BAYER übernimmt für 66 Milliarden Dollar MONSANTO. „Ich kann Ihnen nur sagen, dass wir von der Qualität des Managements, der Qualität der Produkte, der Stärke der Innovationskraft und auch von der Kultur MONSANTOs sehr überzeugt sind“, mit diesen Worten begründete BAYER-Chef Werner Baumann den Deal. Und große Kultur-Unterschiede zwischen den beiden Multis bestehen wirklich nicht. Was dem US-Unternehmen sein Glyphosat, das ist dem Leverkusener Multi sein Glufosinat, was dem US-amerikanischen Konzern seine Gen-Pflanzen der Produktreihe „ROUND UP“, das sind seinem deutschen Pendant die LIBERTY-LINK-Ackerfrüchte, und auch ansonsten geben sie sich nicht viel.
Die Geschäftszahlen von 2015 zugrunde gelegt, kommen die Landwirtschaftssparten beider Gesellschaften zusammen auf einen Umsatz von 23,1 Milliarden Dollar. Damit kann niemand aus der Branche mithalten. Die frisch vermählten Paare SYNGENTA/ChemChina und DUPONT/DOW folgen mit weitem Abstand (14,8 bzw. 14,6 Milliarden), und auf Rang vier landet abgeschlagen BASF mit 5,8 Milliarden. Bei den Pestiziden erreichen BAYER und MONSANTO zusammen einen Marktanteil von rund 25 Prozent, beim Saatgut für gentechnisch veränderte und konventionelle Ackerfrüchte einen von rund 30 Prozent. Allein die Gen-Pflanzen betrachtet, erreichen die beiden Konzerne vereint mit weit über 90 Prozent sogar eine klar dominierende Position.

Entsprechend alarmiert reagierte die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG). „Mit der Übernahme von MONSANTO durch BAYER erreicht die Konzentration auf dem Agro-Markt einen neuen Höhepunkt. Schlüsselelemente der Nahrungsmittelkette liegen nun in der Hand eines einzigen Konzerns. Die LandwirtInnen müssen sich nun auf höhere Preise einstellen und haben überdies weniger Auswahl. Zudem dürfte sich der Innovationsstau der Branche, vor allem bei den Herbiziden, noch einmal zuspitzen“, hieß es in der Presse-Erklärung.

Mit Alternativen zu den chemischen Keulen auf den Äckern ist nun auch weniger denn zu rechnen. BAYER hat 66 Milliarden Dollar in ein beschleunigtes „Weiter so“ investiert. Und der Global Player hat dabei noch die Chuzpe, das Monopoly-Spiel als Antwort auf die Frage zu präsentieren: „Wie schaffen wir es, bis zum Jahr 2050 zusätzlich drei Milliarden Menschen auf ökologisch nachhaltige Art und Weise zu ernähren?“ Mit Glyphosat, Glufosinat, Gentechnik und Gewächsen wie Soja und Mais, die hauptsächlich für die Futtertröge der Massentierhalter gedacht sind, bestimmt nicht, das ist schon mal klar.
Auf die Standort-Städte und die Beschäftigten dürften jetzt ebenfalls harte Zeiten zukommen. Der Leverkusener Multi setzt seine Neuerwerbungen nämlich bevorzugt von der Gewerbesteuer ab und redet schon drohend von Synergie-Effekten, die es beispielsweise in der Verwaltung zu realisieren gelte. Auch die Trennung von einzelnen Unternehmensteilen steht zu befürchten. Entsprechend besorgt reagieren die Belegschaftsangehörigen. Äußern dürfen sie sich jedoch nicht. Laut Rheinischer Post hat BAYER ihnen einen Maulkorb verpasst.
Aus all diesen Gründen wird sich die CBG in den kommenden Monaten nach Kräften bemühen, sich mit den verschiedenen MONSANTO-Initiativen kurzzuschließen und den konzern-kritischen Widerstand nun mit Fokus auf BAYER neu auszurichten.