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Kongo

Pressemitteilung vom 26. September 2003

Internationaler Strafgerichtshof ermittelt gegen Firmen aus 29 Staaten

Geschäfte mit Bürgerkriegsparteien im Kongo / Klage gegen BAYER-Tochter H.C. STARCK gefordert / rund 3 Mio Tote

Der internationale Strafgerichtshof ermittelt gegen Unternehmen aus 29 Ländern, die den kongolesischen Bürgerkrieg durch Abnahme von Rohstoffen und Lieferungen von Waffen befördert haben. Chefankläger Luis Moreno-Ocampo spricht vom "wichtigsten Fall seit dem Zweiten Weltkrieg" - dem Krieg fielen bislang zwischen 2,5 und 3 Millionen Menschen zum Opfer. Um welche Firmen es sich handelt, wurde zunächst nicht bekannt.

Zu den wichtigsten Abnehmern kongolesischer Rohstoffe gehörte jahrelang die Firma H.C. STARCK mit Sitz in Goslar. Die Tochterfirma des BAYER-Konzerns war zeitweise größter Abnehmer des Minerals Coltan, welches das wertvolle Metall Tantal enthält. Abgebaut wird das Mineral im Osten des Kongo, der von der mit Ruanda verbündeten Rebellenarmee RCD kontrolliert wird.

Die RCD hatte nach eigenen Angaben mit dem Export von Coltan mehr als 1 Million US$ monatllich eingenommen und mit den Erlösen Waffen gekauft und Soldaten rekrutiert. Das Worldwatch Institute schätzt, dass Ruanda allein im vergangenen Jahr durch die Coltanausbeute im Ostkongo 250 Millionen Dollar eingenommen hat - viel Geld in einer Region, in der eine Kalaschnikow für 30 Dollar erhältlich ist. H.C. STARCK hatte die Importe aus dem Kongo lange abgestritten und erst nach Recherchen der Vereinten Nationen sowie von Journalisten eingeräumt.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): "H.C. STARCK trägt Mit-Verantwortung für die grauenhaften Kämpfe im Osten des Kongo, denen Hunderttausende Menschen zum Opfer fielen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag muss auch gegen die Verantwortlichen bei STARCK ermitteln, damit die Verwicklung des Unternehmens in den Bürgerkrieg vollständig ans Licht kommt." Die CBG recherchiert seit drei Jahren zu dem Fall und hat dem Strafgerichtshof in Den Haag daher Unterlagen zur Rolle von STARCK im Kongo angeboten.