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Hauptversammlung 2018

Mute Schimpf (Friends of the Earth Europe): Digitalisierung der Landwirtschaft

Zu der Übernahme von Monsanto durch Bayer habe ich drei Fragen. Ich arbeite für Friends of the Earth Europe, einem der größten europäischen Umweltverbände mit Mitgliedsorganisationen in 33 Ländern in Europa.

Erstens:
Im Moment befindet sich der Agrarsektor in einem der größten Umstrukturierungsprozesse seit Jahrzehnten. Damit meine ich nicht die Fusion mit Monsanto, sondern die Digitalisierung der Landwirtschaft. Diese wird sowohl die Unternehmen, aber auch die Forschungslandschaft und vor allen Dingen die Landwirtschaft selbst innerhalb kurzer Zeit in einer Art und Weise verändern, die wir uns heute noch kaum vorstellen können.

Bayer sieht hier großes Potenzial und hat dementsprechend investiert. Welche Investitionen hat Bayer hier in den letzten fünf Jahren getätigt?

Ein Argument für die Digitalisierung ist das Potenzial, weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Hier habe ich eine Frage zu der Logik dahinter: Wenn tatsächlich weniger Pflanzenschutzmittel vertrieben werden, worin besteht das wirtschaftliche Interesse von Bayer, einen der umsatzstärksten Sektoren abzubauen, und woher soll dann der Umsatz kommen? Und worin liegt die Attraktivität für Bayer?

Zweitens:
Im Kontext der Fusion mit Monsanto habe ich Fragen zu den Auswirkungen auf die Digitalsparte von Bayer. In den USA sind mehr als 93 % der Farmer besorgt über die Fusion mit Monsanto aufgrund ihrer Erfahrungen mit anderen Agrarfusionen, die zu weniger Innovation, steigenden Saatgut- und Pflanzenschutzmittelpreisen führten.

Marktanalysen haben mehrfach berichtet, dass die Kombination der jeweiligen Digitalsparten zwischen Bayer und Monsanto eine der wichtigsten Motivationen für die Fusion sei.

Mit wem gibt es Kooperationen von Bayer und von Monsanto im Bereich Digitalisierung?

Welche Verpflichtungen und Lizenzabkommen gibt es mit den russischen Behörden, um von dort grünes Licht für die Fusion zu bekommen?

Wie wird sich die künftige Zusammenarbeit mit BASF gestalten, wenn nach Auflagen der US-Behörden die Bayer Digital-Sparte an BASF veräußert wird?

Drittens:
Sowohl Bayer als auch Monsanto setzen beide auf Gene-Editing und Märkte mit gentechnisch verändertem Saatgut. In Europe ist ein gentechnisch verändertes Saatgut ein Ladenhüter und wird auf weniger als 1 Prozent der Ackerflächen angebaut.

In den kommenden Wochen fällt der Europäische Gerichtshof sein Urteil über Gene-editing. Der Generalanwalt hat bereits gefolgert, dass alle neue Gentechniken als Gentechnik zu definieren sind, das Urteil soll klären, ob alle Gene-Editing Techniken wie Crispr vollständig als Gentechnik reguliert werden und damit der Kennzeichnung- und Zulassungspflicht unterliegen oder nicht. Bayer hat vor allem über diverse Lobby-Vereinigungen kommuniziert, dass diese GVO nicht in den Geltungsbereich des Gentechnikrechts fallen sollen und damit die Transparenz für den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft einschränkt.

Wird Bayer in Zukunft die Vorgaben des Gentechnikrechts anerkennen oder weiter versuchen, hier die Wahlfreiheit von Verbrauchern, Landwirten und Züchtern zu untergraben?