SWB 01/97 - Ticker

ÖKONOMIE & PROFIT

Lobbyarbeit macht Aktienrückkauf möglich
Justizminister Edzard Schmidt-Jortzig schickt einen Gestzentwurf in die parlamentarische Beratung, der den Aktiengesellschaften erlauben soll, eigene Aktien zurückzukaufen und Top-Managern Optionen auf den Erwerb von Aktien des Unternehmens einzuräumen. Dieser Gesetz-
entwurf wurde nicht zuletzt durch die unermüdliche Lobbyarbeit des aus dem Amt scheidenden BAYER-Finanzvorstandes Helmut Loehr möglich (SWB berichtete). Der Aktienrückkauf ermöglicht es großen Unternehmen, noch stärker als bisher auf die Kursentwicklung Einfluß zu nehmen.

Profit durch starken Dollar
"Wir haben ein hohes Interesse an einem starken Dollar", bemerkte Heinz-Walter Koch, Leiter der Konzernfinanzen. Wenn der Kurs des Dollar um nur 10 Pfennig schwanke, mache sich das beim operativen Ergebnis mit bis zu 100 Millionen und beim Konzernumsatz mit bis zu einer Milliarde Mark bemerkbar.

Konzerne wollen neues Bilanzrecht
Die großen Konzerne fordern von der Bundesregierung, daß sie ihre Bilanzen entweder nach amerikanischem GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) oder eher nach IAS (International Accounting Standards) erstellen können und diese vom Handelsgesetz (HGB) anerkannt werden. Es wird geschätzt, daß inzwischen 13 der 30 Firmen, aus deren Aktienwerten der Deutsche Aktien Index ermittelt wird, nach GAAP oder IAS bilanzieren, da die amerikanische Börse einen Abschluß nach HGB nicht anerkennt. Auch BAYER bilanziert nach IAS, muß aber zusätzlich für die deutschen Behörden einen Abschluß nach HGB vorlegen. BAYER und andere Global Player mit Sitz in Deutschland werden daher nicht müde, die Bundesregierung zu drängen, das Handelsgesetz zu ändern, um die Kosten für eine doppelte Bilanz zu sparen. Bezeichnend bei all diesen Bilanz-Streitigkeiten, daß sich erstens je nach Bilanzierung um Dimensionen abweichende Gewinne ergeben und das zweitens die Grundlagen der Bilanzierung - egal nach welcher Methode - sowie so nicht kontrollierbar sind und die Bilanzierung damit sowieso willkürlich und an den Konzerninteressen ausgerichtet ist.