SWB 01/98 - Ticker

IMPERIUM & WELTMARKT

Spinner im BAYER-Vorstand
Werner Spinner tritt im Vorstand der BAYER AG die Nachfolge von Manfred Pfleger an. Bisher war er Leiter des Geschäftsbereichs "Consumer Care. Im Vorstand wird Spinner für "Marketing und Logistik" zuständig sein.

Asiatische Grippe nicht ansteckend?
BAYER hält trotz der Währungskrise in Asien an seinen Vorhaben in der Region fest. Der Konzern plant unbeirrt, in Fernost über einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren vier Milliarden Mark zu investieren. Für den BAYER- Vorstandsvorsitzenden Dr. Manfred Schneider ändert sich am fundamentalen Wachstumstrend in Asien durch die Turbulenzen an den Devisen-Märkten nichts. Die Krise könnte sogar heilsam sein, da sie makroökonomische Anpassungsprozesse auslöst. Allerdings rechnet er damit, daß sich die Auswirkungen der Krise erst im Frühjahr bemerkbar machen werden. Schneider denkt hier wohl vor allem an einen Preisdruck. Denn die Abwertungen der jeweiligen Landes-Währungen machen die asiatischen Waren billiger. Der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, Hans-Dietrich Winkhaus, geht dagegen von einem Umsatz-Rückgang der Chemie-Branche von 6,2 auf 4 % aus, da immerhin 13,5 % aller Ausfuhren nach Asien gegangen seien.
Seiner Einschätzung, daß trotz allem bei dem Beschäftigungsabbau in der Chemie-Industrie die Talsohle erreicht sei, vermochte die konservative FAZ deshalb auch nicht zu folgen. Die Zeitung rechnet mit weiteren Entlassungen.

WBCSD nimmt BAYER als Mitglied auf
Als "ökologisch führendes Unternehmen" (FAZ) wird BAYER in den WORLD BUSINESS COUNCIL FOR SUSTAINABLE DEVELOPMENT (WBCSD) aufgenommen. Damit befindet BAYER in bester Gesellschaft, denn andere Mitglieder sind NESTLÉ, DOW CHEMICAL, MONSANTO, SHELL und UNILEVER. Die Lobby-Organisation der Global Players gründete sich 1992, um auf der Weltkonferenz von Rio die Interessen der Konzerne zu vertreten. Ihr ökologisches Bewußtsein versuchte sie mit der Broschüre "Signals for Change: Business Progress for Sustainable Development" unter Beweis zu stellen, veröffentlicht rechtzeitig zur Rio-Nachfolge-Konferenz in New York. Nachhaltig ist an dieser Publikation vor allem die Dreistigkeit, mit der Kapital-Exporte in die "Dritte Welt" und die weitere Liberalisierung der Weltmärkte als Beiträge zur ökologischen Umorientierung ausgegeben werden. Momentan versucht die WBCSD gerade, einen Fuß in die UNO zu bekommen und den Einfluß der Nicht-Regierungsorganisation zurückzudrängen.

Globale Deregulierungen
"In einem Land zugelassen, überall zugelassen", dieser (De-)Regelung für Waren aller Art hat sich der Transatlantic Business Dialogue (TABD) verschrieben. In dieser illustren Runde, zu dessen TeilnehmerInnen auch BAYER-Vorstandsvorsitzender Dr. Manfred Schneider zählt, treffen sich regelmäßig Wirtschaftsvertreter der EU und der USA zu bilateralen Verhandlungen. Kurz vor dem Amsterdamer EU-Gipfel konnte in "Mutual Recognition Agreements" eine Einigung für die Bereiche Pharma, Medizin, Telekommunikation und Elektronik erzielt werden. Für BAYER bedeutet dies, daß in absehbarer Zeit die Zulassung eines neuen Medikaments durch die amerikanische Food and Drug Administration gleichzeitig auch eine Zulassung auf dem europäischen Markt bedeutet. Das erspart nicht nur bürokratischen Aufwand, sondern könnte im Bereich der gentechnisch hergestellten Pharma-Produkte auch dazu führen, daß die großzügige amerikanische Zulassungspraxis einen neuen Standard für die EU setzt.

Einstieg in den Naturheilmittel-Markt
"Der Markt für Phyto-Pharmaka (Naturheilmittel d. V.) ist interessant und wird noch interessanter", so BAYER-Sprecher Hartmut Alsfasser. Deshalb gründet das Unternehmen jetzt mit dem italienischen Naturheilmittel-Hersteller D. ULRICH S.p.A. das Joint-venture PHARBENIA S.r.l., an dem es 70% der Anteile hält. D. ULRICH bringt seine 60 Produkte ein, BAYER seine guten Verbindungen zu den italienischen Apotheken.

CIPROBAY flüssig aus Mailand
Für die Formulierung des Anti-Infektivums CIPROBAY als Saft baute BAYER einen neuen Betrieb in der Nähe von Mailand.

SANOFI vertreibt MIGLITOL
BAYER schloß mit dem französischen Pharma-Unternehmen SANOFI einen Lizenzvertrag ab, der eine Aufteilung der Märkte bei dem Vertrieb des Antidiabetikums MIGLITOL vorsieht. Nordamerika und Japan bleibt BAYER vorbehalten, SANOFI deckt die übrige Welt ab.

BAYER gründet mit MONSANTO Ackergift-Joint-venture
TWINAGRO heißt das neue Gemeinschaftsunternehmen von BAYER und MONSANTO mit Sitz in Brighton, Großbritannien, das Ackergifte auf der Basis neuer Wirkstoffe entwickeln und vermarkten will. Das erste Produkt, ein Herbizid für den Weizenanbau, soll im Jahr 2000 in Europa auf den Markt kommen.

Silicone-Kooperation mit GE
BAYER ist es gelungen, einen Partner für den bisher defizitären Geschäftsbereich Silicone zu finden. Der Konzern ist mit GE PLASTICS ein Joint-venture eingegangen. GE wird aufgrund seiner Überlegenheit in dem Markt-Segment 50,1 % der Anteile halten, BAYER 49,9 %.

Neues Joint-venture zur Titandioxid-Produktion
Bis auf eine Minderheitsbeteiligung in Brasilien integriert BAYER sämtliche Titandioxid-Aktivitäten in ein Joint-venture mit KERR-MCGEE CHEMICAL LLC. Das US-Unternehmen wird daran 80 % der Anteile halten, BAYER nur 20 %. Da das Geschäft des Chemie-Konzerns mit Titandioxid unter Absatz-Schwierigkeiten leidet, spricht die Börsen-
Zeitung  nach der im Dezember beschlossenen Kooperation mit GE PLASTICS von einer zweiten "Portfolio-Bereinigung".

Ein amerikanischer Traum
So macht das Investieren Spaß. Die Gewerkschaften spielen praktisch keine Rolle, eine Entwicklungsgesellschaft besorgt Grundstücke und Bau-Genehmigungen und kümmert sich sogar um die Qualifizierung von Arbeitskräften. Diese paradiesischen Zustände traf der Handelsblatt- Reporter in Charleston, South Carolina an. Natürlich tummelt sich auch BAYER in dem Unternehmer-Nirvana. Der BAYER CORP.-Standort Bushy Park liegt in unmittelbarer Nähe von Charleston.

Mehr Blut aus Clayton
BAYER CORP. wird in den nächsten sechs Jahren 60 Millionen Dollar in einen Ausbau seiner Anlage in Clayton, USA, stecken. Dort werden Blut-Produkte wie PROLASTIN zur Behandlung des genetisch bedingten Lungen-Emphysems und - auf gentechnischem Wege - FAKTOR VIII-Präparate gegen die Bluter-Krankheit hergestellt. Im letzten Jahr mußte BAYER drei Chargen PROLASTIN vom amerikanischen Markt zurückziehen, weil bei einem Spender die Creutzfeldt-Jacob-Krankheit diagnostiziert wurde (SWB 4/97).

Modernere Anlagen in Kolumbien
17 Millionen Dollar steckte BAYER in die Modernisierung seiner Anlagen zur Arzneimittel-Produktion in Cali, Kolumbien. Jetzt können dort ASPIRIN und andere Hausmarken in einer Größenordnung von einer Milliarde Tabletten jährlich hergestellt werden.

Industrie"park" in Brasilien eröffnet
Auf den riesigen Areals der BAYER-Werke entstehen durch modernere, platzsparendere Produktionsanlagen oft Freiflächen. Nicht zuletzt, um diese lukrativ zu nutzen, ersann man das Konzept des Industrie-Parks. Firmen ähnlicher Ausrichtung sollen als "Untermieter" gewonnen werden; ihnen wird das Nutzen von Synergie-Effekten in Aussicht gestellt. Auf dem zwei Millionen Quadratmeter großen BAYER-Gelände in Belford Roxo, Brasilien wurde jetzt ein solcher, 150.000 Quadratmeter großer, Park eingeweiht. Zur feierlichen Eröffnung, bei der auch der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro und die Bürgermeisterin von Belford Roxo anwesend waren, konnte mit der Firma MESSER-GRIESHEIM sogar schon ein erster neuer BAYER-Nachbar begrüßt werden.

ASPIRIN aus Argentinien
40 Millionen Dollar investiert BAYER in den Bau eines Produktions-
betriebs für rezeptfreie Medikamente. Es ist geplant, 3,3 Milliarden Einheiten ASPIRIN in Buenos Aires zu produzieren. Von dort aus sollen auch Chile, Bolivien, Paraguay und Uruguay beliefert werden.

BAYER in Pakistan
In der pakistanischen Hafenstadt Karatschi hat BAYER eine Produktionsstätte für Pharmazeutika errichtet. Unter anderem sollen dort CIPROBAY, das Malaria-Mittel RESOCHIN, ADALAT, GLUCOBAY und CANESTEN hergestellt werden. Besonders letzteres, ein Fußpilz-Mittel, soll sich bei den Pakistani großer Beliebtheit erfreuen. Bekanntlich stellt  Fußpilz eines der größsten Gesundheitsprobleme der ärmeren Länder dar.

Zusammenarbeit mit japanischem Unternehmen
Die amerikanische Diagnostika-Niederlassung von BAYER in Tarrytown (New York) hat einen Kooperationsvertrag mit der japanischen Firma JEOL Ltd. geschlossen. Als erste Frucht des Zusammenwirkens übernimmt BAYER den Vertrieb eines Gerätes für chemische Analysen.

Gründung eines Joint-ventures in Japan
BAYER hat mit dem japanischen Unternehmen TEIIJIN Ltd. ein Joint- venture namens TEIJIN-BAYER POLYTEC Ltd. gegründet. Man will gemeinsam einen neuen Polycarbonat-Typ für Datenspeicher-Systeme wie Compact Discs und Digital Versatile Discs produzieren.

Ausbau der Agrochemie in Japan
Um stärker auf dem Markt für agrochemische Produkte in Japan vertreten zu sein, erhöhte BAYER seine Beiteiligung an der NIHON BAYER AGROCHEM K. K. um 27 % auf 52 %. Rechnet man die indirekten Beiteiligungen dazu, hält BAYER nun 91,7 % der Geschäftsanteile an dem Unternehmen, das in Japan einer der Marktführer auf dem Gebiet der Ackergifte ist.

BAYER kauft südafrikanischen Tierarznei-Hersteller
Durch den Erwerb des Tierarzneimittel-Produzenten SANVET Ltd. vom Pharma- Unternehmen ADCOCK INGRAM Ltd. wird BAYER in diesem Segment zum Marktführer in Südafrika, das laut Konzern-Mitteilung "ein Land mit Wachstumschancen" ist. Ähnlich beurteilte BAYER auch den südafrikanischen Apartheidsstaat, weshalb der Konzern dort eine sicherheitstechnisch mangelhafte Anlage zur Produktion des krebserregenden Chroms unterhielt und das Unrechtsregime mittels Partei-Spenden unterstützte.