IMPERIUM & WELTMARKT
Das Jahr 2000 als US-Börsenstart avisiert Vorstandsvorsitzender Dr. Manfred
Schneider kündigte den Börsengang von BAYER in den USA unter Vorbehalt für das Jahr 2000 an. Im Sinne des/der AnlegerIn verlangt das amerikanische Aktienrecht vierteljährliche Bilanzen sowie eine detailliertere
Offenlegung von Gewinnen und Verlusten als das deutsche. Für BAYER sei dies jedoch kein Problem, so Schneider. Sollten BAYER-Aktien an der Wall Street gehandelt werden, so wird sich der Rationalisierungsdruck auf
das Unternehmen beträchtlich erhöhen, denn BAYERs Umsatzrendite liegt mit 10 % um fünf Prozent unter der, die Pensionsfonds und andere Sachwalter des Shareholder-value wünschen.
Globale Markteinführungen Im Zuge der Globalisierung vereinheitlichen sich die Zulassungs-
verfahren für Medikamente immer mehr. Zunehmend gelten die ausgesprochenen Genehmigungen nicht mehr nur für ein Land, sondern für ganze Regionen. Um eine zeitgleiche Markteinführung zu gewährleisten, verbindet
BAYER sich mit starken Partnern in den entsprechenden Gebieten. So übernimmt der amerikanische Pharma- Riese PHARMACIA & UPJOHN (P & U) die Markteinführung des Diabetesmittels MIGLITOL in den USA, Kanada,
Australien und Neuseeland. Eine entsprechende Vereinbarung für Europa sowie für einige asiatische und lateinamerikanische Staaten war bereits Ende 1997 mit dem französischen Unternehmen SANOFI getroffen worden. Die
Vermarktung eines neuen Cholesterinsenkers in Westeuropa wird in Kooperation mit der französischen Pharmafirma LABORATOIRES FOURNIER S. A. geschehen.
Kooperation mit MILLENNIUM BAYER beteiligt sich für eine Summe von 96,6 Millionen
Dollar zu 14 % an dem amerikanischen Genomforschungsunternehmen MILLENNIUM. Für Forschungszuschüsse, Lizenzen und Erfolgsprämien sind weitere Zahlungen bis zu der Obergrenze von 368,4 Millionen Dollar vereinbart
worden. Vor der Presse bezeichneten beide Partner diese Allianz als weltweit größte Kooperation in der Pharmaforschung. BAYER nutzt damit die Gentechnologie in Kombination mit dem Screening-Verfahren erstmals in
industriellem Maßstab zur Entwicklung neuer Arzneimittel. Erklärtes Ziel ist dabei, so BAYERs oberster Pharmaforscher Wolfgang Hartwig, die Anzahl der jährlich neuentwickelten Pharmazeutika bis zum Jahr 2004 auf 16
zu erhöhen. Die zu geringe Forschungsausbeute BAYERs sowie Fehlschläge in der klinischen Erprobung von Medikamenten wie jüngst beim Alzheimer-Präparat METRIFONAT hatten in Finanzkreisen immer wieder Anlaß zu Kritik
geboten. Die Börsen honorierten deshalb die Beteiligung an MILLENNIUM mit einem kräftigem Kursanstieg der BAYER-Aktie (siehe auch unter GENE & KLONE).
BAYER erwirbt Diagnostika-Bereich von CHIRON Für eine Summe von 1,9 Milliarden Mark
kauft BAYER die Diagnostika- Sparte des amerikanischen Biotech-Unternehmens CHIRON. CHIRON Diagnostics nimmt weltweit ein Spitzenposition auf den Gebieten der Blutgas-Analyse und Immunologie ein, bietet technische
Laborgeräte an und entwickelte AIDS- und Hepatitis C-Tests. BAYER stärkt durch diesen Zukauf das innerhalb des Konzerns überdurchschnittlich wachsende Kerngeschäft "Diagnostika", so ein BAYER-Sprecher
Tierarzneien in Kansas City BAYER hat in Kansas City eine Produktionsanlage zur
Herstellung von Tierarzneien in Betrieb genommen. Die Investitionen beliefen sich auf 100 Millionen Mark.
Vertrieb von MERCK-Diagnostika in Brasilien BAYER-Brasilien hat die
Diagnostika-Sparte der MERCK KGaA übernommen und stärkt das "Kerngeschäft" auf diese Weise durch Apparaturen, die für die klinische Chemie bestimmt sind.
Joint-venture mit GUSTAFSON BAYER wird sich zu 50 % am US-Unternehmen GUSTAFSON
beteiligen. Es stellt Mittel zur Saatgut-Beizung - also zur Imprägnierung von Pflanzen-Samen mit Pestiziden - her.
Weiterer Ausbau von Baytown Das BAYER-Werk in Baytown wird zum weltweit größten
Standort des Leverkusener Chemie-Multis ausgebaut. Im November ist dort eine Anlage zur Produktion von Methyl-Diisocyanat (MDI), eines Kunststoff- Vorprodukts, fertiggestellt worden, wodurch die Kapazität des Werkes
auf 230.000 Jahrestonnen steigt. Zu diesem Anlaß gab BAYER-Chef Manfred Schneider auch eine nochmalige Ausweitung der Produktion von Toluen-Diisocyanat (TDI) bekannt, wahrscheinlich als Kompensation für das
gescheiterte Taiwan-Projekt. Dort konnte der Bau einer entsprechenden Anlage durch massive Proteste der Bevölkerung und "with a little help from the COORDINATION" verhindert werden.
Fischimpfstoff-Kooperation in Kanada Weltweit boomt die Massenfischhaltung in sog.
Aquakulturen (s.a. AKTION & KRITIK). Der billige Fisch-Export geht vor allem in die reichen Länder. Um in dieser industriellen Nahrungsmittelproduktion besser mitmischen zu können, hat BAYER mit dem kanadischen
Unternehmen MICROTEK INTERNATIONAL LTD. ein Fischimpfstoff- Joint-venture gegründet.
Zwei Gemeinschaftsunternehmen in China BAYER hat in China zwei Joint-ventures mit
SHANGHAI ZHONGXI PHARMACEUTICALS CO. gegründet, an denen der Chemie-Multi jeweils 70% der Anteile hält. Unter dem Namen BAYER ZHONGXI AGROCHEMICALS CO. sollen Ackergifte produziert und vertrieben werden, unter der
Firmenbezeichnung BAYER ZHONGXI CONSUMER CARE CO. Haushaltsinsektizide. Als Sitz der 80 Millionen Mark teuren Produktionsanlagen bestimmte BAYER die Sonderwirtschaftszone Pudong, eines dieser Paradiese für
Kapitalisten, in denen das Multilaterale Abkommen über Investitionen (MAI) faktisch schon verwirklicht ist und weltweit dieselben (niedrigen) Sozial- und Steuerstandards gelten.
RHEIN CHEMIE investiert in China Die BAYER-Tochter RHEIN CHEMIE, die Zusätze für
die Kautschuk- und Kunststoff-Produktion herstellt, wird in diesem Jahr ihren Umsatz voraussichtlich auf über 500 Millionen Mark steigern. Großen Anteil daran hat die verstärkte Nachfrage der Automobil-Hersteller.
Die BAYER-Tochter hat daher das Investitionsvolumen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Ein Großteil der Summe wird für ein Gemeinschafts- unternehmen in Qingdao, China aufgebracht.
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