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AKTION & KRITIK
ÄRZTE OHNE GRENZEN protestiert Die Hilfsorganisation ÄRZTE OHNE GRENZEN hat der
Pharma-Industrie vorgeworfen, keine Medikamente oder Impfstoffe gegen Krankheiten mehr zu entwickeln, die in der "Dritten Welt" auftreten. Für BAYER & Co. stellen die ärmeren Länder keine lukrativen
Absatzgebiete dar, tropenmedizinische Forschung findet deshalb kaum noch statt. So müssen jährlich eine Million Menschen allein an Malaria sterben.
VerbraucherschützerInnen gegen Antibiotika Eine Sprecherin der ARBEITSGEMEINSCHAFT
DER VERBRAUCHERVERBÄNDE forderte ein sofortiges Verbot von Antibiotika-Gaben in der Tiermast. "Hier muss dringend etwas getan werden, sonst ist es in Zukunft nicht mehr möglich, ernsthafte Krankheiten zu
behandeln", sagte sie vor der Presse. Denn immer mehr Krankheitserreger reagieren auf den Dauereinsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung mit Resistenzbildungen. Über die Nahrungskette können
Bakterienstämme wie etwa Salmonellen dann in den menschlichen Körper gelangen und unbehandelbare Infektions- Krankheiten auslösen. Die Verbraucherinitiative schliesst sich damit einer Forderung der COORDINATION
GEGEN BAYER-GEFAHREN an. BAYER ist mit seinem "Veterinär-Programm" einer der weltweit größten Anbieter von Antibiotika für die Massentierhaltung.
Besserer Schutz von Nichteinwilligungsfähigen? Die Bioethik-Konvention, die die
Bundesrepublik noch nicht unterzeichnet hat, erlaubt in Ausnahmefällen medizinische Experimente mit nicht einwilligungsfähigen Menschen wie Alzheimer-PatientInnen oder geistig Behinderten. Dem neuen
Richtlinien-Entwurf der EU-Kommission zu Arzneimittel-Prüfungen gilt der entsprechende Passus nun als Einfallstor, um die Schutz-Auflagen für diese Personengruppe bei Tests weiter abzubauen. Dagegen macht die grüne
Abgeordnete Hiltrud Breyer mobil. Auch ParlamentarierInnen anderer Fraktionen haben sich ihr angeschlossen und Änderungsanträge zur Richtlinien-Novelle formuliert. Ob diesen stattgegeben wird, ist noch unklar. Dass
der Schutz nichteinwilligungsfähiger Menschen bei klinischen Prüfungen von Medikamenten dringend verbessert werden muss, zeigt ein Zwischenfall bei der Erprobung von BAYERs Alzheimer-Präparat METRIFONAT in den USA.
Während des Tests erlitten 20 ProbandInnen eine plötzliche Muskelschwäche; bei einigen von ihnen war sogar eine künstliche Beatmung erforderlich (TICKER 4/98).
BUKO kritisiert EMEA-Informationen Die europäische Arzneimittelbehörde EMEA mit
Sitz in London ist für die Zulassung gentechnisch hergestellter oder anderer "innovativer" Medikamente zuständig. Nach Vorstellungen von EU und Pharma-Lobby soll die europäische Pillen-Industrie durch die
Zentralisierung, Vereinheitlichung und Beschleunigung der Prüfverfahren besonders auf dem Gebiet der Gentechnik gegenüber der amerikanischen und japanischen Konkurrenz gestärkt werden. Die BUKO PHARMA- KAMPAGNE
kritisierte jetzt in ihrem Pharma-Brief Nr.8/9 die Informationspolitik der EMEA. So publiziert die Behörde nur 1 % der vorhandenen Informationen über die Arzneimittel, unverfängliche Hersteller-Unterlagen zumeist.
Der Rest, "vertrauliche Angaben kommerzieller Art" oder etwa wissenschaftliche Kritik an den eingereichten Arznei-Studien, bleibt dagegen Verschlusssache. In einem Gespräch mit der INTERNATIONALEN
GESELLSCHAFT UNABHÄNGIGER ARZNEIMITTELZEITSCHRIFTEN (ISDB) gelobte EMEA-Direktor Fernand Sauer jetzt Besserung. Er versprach sogar die Veröffentlichung der Liste mit den abgelehnten Präparaten. Man wird sehen.
Treffen ehemaliger IG-ZwangsarbeiterInnen Zu dem ersten weltweiten Treffen
ehemaliger IG FARBEN- ZwangsarbeiterInnen kamen in Frankfurt rund 100 Überlebende von Buna/Ausschwitz, wo die IG ein eigenes KZ unterhalten hatte, zusammen. Auf dem offiziellen Empfang kritisierte das Mitglied des
ZENTRALRATS DER JUDEN IN DEUTSCHLAND, Michael Friedmann, dass Holocaust-Überlebende und Angehörige von Opfern immer noch vergeblich auf das Sühnezeichen von Entschädigungszahlungen warten. Der Sprecher des Rates der
Überlebenden, Dr. Karl Brozik, erinnerte in seiner Rede BAYER, HOECHST und BASF an ihre Bringschuld. Wie wenig die IG FARBEN-Nachfolger BAYER und BASF indes bereit sind, sich ihrer historischen Verantwortung zu
stellen, zeigt ihr Verhalten gegenüber dem Veranstalter des Treffens, dem Frankfurter Fritz Bauer-Institut. Die Organisation bat die beiden Konzerne um eine finanzielle Unterstützung, und BAYER und BASF hielten es
nicht einmal für nötig, auf die Anfrage zu antworten.
BAYER in der Kritik Presseberichte über BAYERs Drohung, wegen der geplanten
Ökosteuer Produktionen ins Ausland zu verlegen, haben zu einer Vielzahl von kritischen Leserbriefen geführt. Die SchreiberInnen bezeichnen die Erpressungsversuche BAYERs angesichts schon wieder ins Haus stehender
Rekordgewinne als eine Farce und stellen dar, dass der Konzern schon in der Kohl-Ära Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet sowie Entgeltkürzungen vorgenommen hat. "Ein Herr Schneider wird wahrscheinlich nicht
mehr dazulernen, dass Unternehmen in eine Gesellschaft eingebunden sein müssen", lautet das bittere Fazit eines der Briefe.
Brief an Schneider Nachdem TeilnehmerInnen eines Seminars an der Leverkusener Karl-
Liebknecht-Schule den Friedhof für verstorbene IG FARBEN- ZwangsarbeiterInnen im Stadtteil Manfort besucht hatten, entschlossen sie sich, BAYERs Vorstandsvorsitzendem Dr. Manfred Schneider einen Brief zu schreiben.
"Entschädigen Sie endlich die wenigen noch lebenden Zwangsarbeiter - entschuldigen Sie sich öffentlich bei deren Angehörigen", verlangten sie darin vom Konzern-Chef. Ein weiterer Brief ging an die
Betriebsgruppen der Gewerkschaften in den BAYER- Werken. Sie wurden aufgefordert, sich im Sinne des DGB-Vorstands- beschlusses vom 6. Oktober 98 für die Entschädigung der IG FARBEN- Opfer einzusetzen.
Internet-Zensur? Die amerikanische Forschungsgruppe PIRG erstellte eine Studie zur
Gefährdung der Bevölkerung durch Chemie-Unfälle. BAYER gehörte dabei zu den sieben Unternehmen, von deren Produktionsstätten ein besonders hohes Risiko ausgeht (SWB 4/98). Zwischen 1993 und 1995 ereigneten sich über
23.000 Unfälle; beim Eintreten von Worst-Case- Szenarien wäre laut PIRG jede/r sechste AmerikanerIn unmittelbar bedroht. Jetzt wollte die Gruppe die Katastrophenpläne mit detaillierten Angaben über chemische Stoffe,
deren Toxizität und Wirkungsradius im Falle eines Unfalles im Internet publizieren. Aber FBI, CIA, die betroffenen Unternehmen sowie einige Kongress-MitgliederInnen erhoben dagegen Einspruch, weil die Informationen
angeblich zur Planung von politischen Anschlägen genutzt werden könnten.
Demo gegen Servicepool "Servicepool = Sklavenmarkt" - Mit dieser Losung
demonstrierten die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT vor dem BAYER-Kasino gegen Pläne des Chemie-Multis, MitarbeiterInnen, die Rationalisierungen zum Opfer gefallen sind, zu
SpringerInnen-Kolonnen zusammenzufassen. Für die Beschäftigten wären damit nicht nur Lohneinbußen verbunden, sie müssten sich auch bereit erklären, bei Arbeitsmangel unbezahlten Urlaub zu nehmen. Unmittelbarer
Anlass der Protestaktion war, dass die Geschäftsleitung Verhandlungen mit dem Betriebsrat über diese Flexibilisierungsmaßnahme aufgenommen hatte.
DURCHSCHAUBARE warnen vor Ausgliederungen Nach einer Umfrage der Computerwoche
bewerten 60 % der befragten Unternehmen ihre Erfahrungen mit Ausgliederungen von Produktions- teilen negativ. Wie express, die Zeitung der Gewerkschaftslinken, berichtet, nahmen die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR
EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT dieses Resultat zum Anlass, BAYER aufzufordern, keine weiteren Ausgliederungen vorzunehmen. Aktuell plant der Chemie-Konzern das Outsourcing seines Rechenzentrums. 1998 wurden
unter anderem die Bereiche Spezialprodukt-Logistik, Titandioxid und Silikone in Joint-ventures überführt.
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