IMPERIUM & WELTMARKT
BAYER Global Player Nr. 14 Nach einer Schätzung der UN-KONFERENZ FÜR HANDEL UND
ENTWICKLUNG (UNCTAD) werden die ausländischen Direktinvestitionen der großen Unternehmen 1998 ca. 430 Milliarden Dollar betragen (1997: 400 Milliarden). Im Vergleich zu 1980 stieg das Volumen um das Siebenfache,
wofür vor allem die zunehmenden Fusionen und Beteiligungen verantwortlich sind. 68 % des Kapitalstroms fliesst in Industrieländer, das restliche Drittel in Schwellen und "Entwicklungs"länder (1990: 20 %).
In der Aufstellung der Unternehmen mit den größten Auslandsvermögen, der die Bilanzauswertungen von 1996 zugrunde liegen, nimmt BAYER Rang 14 ein.
Fusionitis Seit dem Zusammenschluss von SANDOZ und CIBA-GEIGY zu NOVARTIS
fusionieren immer mehr Chemie- bzw. Pharma-Multis. Die beiden französischen Konzerne SANOFI und SYNTHÉLABO schlossen sich ebenso zusammen wie HÜLS und DEGUSSA und HOECHST und RHONE-POULENC. Im Dezember 1998
vereingte sich die britische ZENECA-Gruppe mit dem schwedischen Unternehmen ASTRA. Allein durch diese Fusion werden weltweit über 6.000 Arbeitsplätze vernichtet; an Stellen-Streichungen machen sich die neugebildeten
Unternehmen stets als erstes. BAYER-Chef Manfred Schneider gibt sich in Interviews immer eher fusionsunwillig, da der Chemie-Riese im Falle einer Liason mit einem anderen "Global Player" stets nur
den Junior-Partner abgeben könnte und so die "unternehmerische Führung" verlöre. Im übrigen verweist der Vorstandsvorsitzende auf die Vielzahl von Kooperationen, die die Erwartungen nicht erfüllt haben
oder ganz gescheitert sind. In der Vergangenheit hat es Sondierungsgespräche zwischen BAYER und HOECHST über einen Zusammenschluss gegeben, die aber schon in einer frühen Phase wieder abgebrochen worden sind.
AGFA kauft Sterling Die BAYER-Tochter AGFA, die der Chemie-Multi noch in diesem
Jahr an die Börse bringen wird (siehe auch STANDORTE & PRODUKTION), hat angekündigt, die US-Firma STERLING DIAGNOSTIC IMAGING INC. zu kaufen. Die Unternehmensleitung will sich durch die Übernahme des
Röntgenfilm-Herstellers schon mal den AktionärInnen in spe empfehlen, wie es heisst. Besonders froh wird die SpekulantInnen stimmen, dass AGFA schon angekündigt hat, nicht alle der STERLING-Beschäftigten übernehmen
zu wollen.
Vertriebszentrum in Polen BAYER eröffnete im November in Warschau ein Vertriebs-
und Verwaltungszentrum. Polen ist für den Konzern der wichtigste Absatzmarkt in Osteuropa; der Umsatz in dem Land verdoppelte sich binnen dreier Jahre auf 270 Millionen Mark. Den größten Anteil daran hat das
Polymer-Geschäft.
Beteiligungsgesellschaft in der Slowakei BAYER rüstet sich schon einmal für die
EU-Osterweiterung. Nach den Aktivitäten in Polen gründet der Chemie-Konzern in der Slowakischen Republik die Beteiligungsgesellschaft BAYER SPOL S. R. O. mit Sitz in Bratislawa. 20 MitarbeiterInnen werden in der
alle Geschäftsbereiche umfassenden Niederlassung beschäftigt sein. Der Umsatz BAYERs in der Slowakei betrug 1998 ca. 34 Millionen Mark.
Hochauflösendes Screening-Verfahren Mit dem holländischen Biotech-Unternehmen
SCREENTEC BV schloss BAYER einen Kooperationsvertrag, der es ermöglicht, ein von der Firma entwickeltes, hochauflösendes Screening-Verfahren zu nutzen. Es eignet sich besonders zur Fahndung nach Wirksubstanzen in
hochkomplexen Naturstoffen, da es in einem Messvorgang gleichzeitig analytische und biologische Parameter bestimmen kann. So verspricht diese Technologie, die privatwirtschaftliche Aneignung der Natur zu
Profitzwecken noch effizienter zu gestalten.
Kooperation mit NOVALON Im Bereich neuer Technologien zur Wirkstoffsuche entfaltet
BAYER seit einiger Zeit große Aktivitäten. Im November schloss das Unternehmen einen Kooperationsvertrag mit NOVALON PHARMACEUTICAL CORP.. Er sieht vor, dass die US-Firma dem Leverkusener Chemie-Multi ein
neuentwickeltes Testverfahren zur Suche nach Antiinfektiva-Wirkstoffen zur Verfügung stellt. Neben Zahlungen für die Forschungsaufwendungen erhält NOVALON dafür erfolgsabhängige Prämien und - falls aus der
Zusammenarbeit heraus neue Produkte entstehen sollten - Lizenzabgaben.
BAYER simuliert mit MSI BAYER tritt den wissenschaftlichen Konsortien "Polymer
2000" und "Pharmaceutical Development" der MOLECULAR SIMULATIONS INC. bei. Die Tochtergesellschaft des amerikanischen Pharma- Unternehmens PHARMACOPEIA INC. entwickelt Simulationssoftware, die in der
Verfahrenstechnik Anwendung findet. Die Computerpro- gramme bestimmen unter anderem die Eigenschaften chemischer Substanzen und ihre Reaktionen in Prozessen wie der Kristallisierung.
Kooperation mit PARADIGM BAYER vereinbarte mit dem amerikanischen
Biotech-Unternehmen PARADIGM eine Zusammenarbeit im Bereich der Entwicklung neuer Herbizide. Der Chemie-Multi zahlt für die Forschungen von PARADIGM 40 Millionen Dollar (siehe auch GENE &KLONE).
BAYER mit PURSELL Der Leverkusener Chemie-Multi hat mit dem US-Konzern PURSELL
INDUSTRIES ein Joint-venture zum Vertrieb von Pestiziden, die für den Garten-Bereich bestimmt sind, gegründet, um sich diesen US-Markt - den weltweit größten - besser zu erschliessen. BAYER hält an dem neuen
Unternehmen die Mehrheitsanteile.
Investionen in Mexiko Nach dem Besuch des mexikanischen Gouverneurs César Camacho
Quiroz in Leverkusen teilte BAYER-Chef Manfred Schneider mit, dass der Chemie-Multi über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg in dem Land 320 Millionen Mark investieren wolle - "wenn die Rahmenbedin-
gungen stimmen". Der Gouverneur, der auf seiner Deutschland-Reise Klinken für den Standort Mexiko putzte, wird schon Entsprechendes zugesichert haben.
BAYER optimistisch in Asien Infolge der Asienkrise sank BAYERs Umsatz in der Region
von Januar bis November 1998 um eine Milliarde auf 6,5 Milliarden Mark. Trotzdem setzt der Chemie-Multi perspektivisch weiter auf diesen Absatzmarkt. Der Konzern will dort bis zum Jahr 2008 mehr als acht Milliarden
Mark investieren. Schwerpunkte werden China und Thailand sein. Das Unternehmen nutzt die gegenwärtige Krise zum Aufkauf kleinerer Firmen. Unter den Auswirkungen der asiatischen Finanzkrise auf den Weltmarkt hat
allerdings auch BAYER zu leiden. Die Nachfrage nach Chemie-Produkten lässt nach, weshalb die Preise beispielsweise für Kunststoffe sinken.
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