SWB 02/99 - Ticker

AKTION & KRITIK

BUKO fordert "Gesundheit für alle" ein
"Gesundheit ist ein Menschenrecht", so ist die Pressemitteilung der BUKO PHARMA-KAMPAGNE überschrieben. Sie zieht eine kritische Bilanz des vor 20 Jahren verabschiedeten Programms der WELTGESUNDHEITSORGANISATION (WHO) "Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000". Nach wie vor kommt ein Großteil der Erdbevölkerung nicht in den Genuss einer medizinischen Grundversorgung, über zwei Millionen Kinder sterben jährlich an Lungenentzündung und Durchfall, eine Million an den Folgen von Masern, schreibt der BUKO.
Als Hauptwiderstand bei der Umsetzung der WHO-Strategie führt die Initiative wirtschaftliche Interessen der Industrieländer, die Macht von BAYER & Co. sowie die Politik der WELTBANK in den Ländern des Südens an.

Volles 13. Monatsgehalt gefordert
In den Tarifverhandlungen innerhalb der Chemie-Industrie wurde 1997 vereinbart, die von der Kohl-Regierung gekippte volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfall im Chemie-Tarifgebiet weiter gelten zu lassen. Dafür verzichteten die Beschäftigten auf 5 % ihres 13. Monatsgehaltes. Jetzt, da die rot-grüne Koalition das Kohl-Gesetz wieder abgeschafft hat, fordern die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT, eine alternative Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, in ihrem Januar-Flugblatt, dass im Tarifabschluss 1999 die Kürzung des 13. Monatsgehalts wieder rückgängig gemacht wird, ohne sie durch entsprechende Abstriche bei den Lohnprozenten gegenzufinanzieren. 

Proteste wg. BKK-Ausgliederung
Die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAU-
BARE BETRIEBSRATSARBEIT, eine alternative Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, sammelten in der Belegschaft 480 Unterschriften gegen eine Ausgliederung der Betriebskrankenkasse (BKK) von BAYER. Der BKK-Verwaltungsrat ließ sich davon nicht beeindrucken und stimmte der neuen Organisationsform zu. Mit der Veränderung verbunden ist eine Öffnung der BKK auch für Nicht- Werksangehörige. Die Kasse hofft dadurch der "ungünstiger werdenen Altersstruktur" entgegenwirken zu können, wie es ganz im Jargon neoliberaler Gesundheitswirtschaft heißt. Entscheidend ist aber wohl eher, dass BAYER durch die Neuregelung 13 Millionen Mark spart, weil der Konzern nicht mehr für die Personalkosten aufzukommen braucht. Obwohl versichert wird, dass für die BKK-Angestellten keine finanziellen Nachteile entständen, befürchten die DURCHSCHAUBAREN Entgelt-Reduzierungen durch eine geänderte Tarifzugehörigkeit und den Wegfall übertariflicher Leistungen. Gleichzeitig mit der Ausgliederung gab BAYER-Sprecher Michael Nassenstein die Anhebung der Beitragssätze von 12,6 % auf 12,9 % bekannt. Er begründete sie mit erhöhten Aufwendungen der BKK für den Risikostrukturausgleichsfonds der Krankenkassen, in den reichere Kassen zugunsten ärmerer einzahlen müssen.

BANAFAIR gegen Pestizide
Die Bananen-Kampagne BANAFAIR nahm das 100jährige Geschäfts-
jubiläum von CHIQUITA zum Anlass, den Konzern aufzufordern, für den gesundheitlichen Schutz der Plantagen-ArbeiterInnen zu sorgen und auf die Verwendung von Pestiziden der höchsten Toxizitätsklasse zu verzichten. "Schwerste Arbeitsunfälle" sind laut BANAFAIR-Sprecher Boris Scharlowski von Hilfswerken und Gewerkschaften registriert worden. BAYERs Pestizid NEMACUR gehört zu den meistverwandten im Bananen-Anbau.

Prozesse gegen den BAYER-Konzern
In New Jersey/USA, in Indianapolis/USA und in Polen laufen Klagen gegen BAYER wegen der Ausbeutung von ZwangsarbeiterInnen und wegen Menschenversuchen im Konzentrationslager Auschwitz. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) steht mit den Anwälten und Gruppen in Kontakt.

Anwälte für Aktien-Boykott
"Don't buy BAYER!" Amerikanische RechtanwältInnen, die ehemalige ZwangsarbeiterInnen in Entschädigungsklagen gegen BAYER, BASF und 22 andere Großunternehmen vertreten, haben BörsenmaklerInnen dazu aufgefordert, "ihr Gewissen walten" zu lassen und nicht mehr mit den Aktien der beklagten Unternehmen zu handeln.

Offener Brief wg. Entschädigungen
Die Leverkusener DKP nahm den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar zum Anlass, den BAYER- Vorstandsvorsitzenden Dr. Manfred Schneider zu Entschädigungs-
zahlungen für die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen der IG FARBEN aufzufordern. "Entschädigen Sie endlich aus dem Blut-Profit der Verbrechen der IG FARBEN, entschädigen Sie endlich aus Ihren heutigen Profiten die Opfer von damals", heißt es in dem Brief an die Adresse Schneiders. Zugleich appellierte die Partei in Schreiben an die Leverkusener PolitikerInnen, in diesem Sinne auf den Konzern einzuwirken. Eine Antwort blieb bis zum heutigen Datum aus.

Leserbrief zu Entschädigungen
Ein Leserbrief, der Leverkusener Zeitungen zuging, trat Pressemel-
dungen entgegen, nach denen die Gespräche über einen Entschädi-
gungsfonds für ehemalige ZwangsarbeiterInnen auf Initiative der Wirtschaft zustande gekommen sein sollen. Der Autor weist demgegenüber auf die langjährige konsequente Weigerung BAYERs hin, sich der IG FARBEN-Vergangenheit zu stellen und die Ansprüche der ZwangsarbeiterInnen als berechtigt anzuerkennen.

Flugblatt-Aktion zu Entschädigungen
Die Jugendkommission der DKP-Rheinland-Westfalen verteilte in der Leverkusener Fußgängerzone Flugblätter, auf denen sie BAYER aufforderte, endlich die IG FARBEN-ZwangsarbeiterInnen zu entschädigen. Desweiteren verlangte die Kommission, dass der Leverkusener Chemie-Multi sich an der Pflege von Gräbern ehemaliger SklavenarbeiterInnen auf dem Friedhof Manfort beteiligen solle. "Es darf doch nicht wahr werden, dass der Kanzler mit Großkonzernen eine Stiftung schaffen will, aus der Entschädigungen gezahlt, direkte Ansprüche der Opfer an die schuldigen Firmen aber abgehakt werden. Schlimmer noch ist die Ankündigung, dass im Mai die berechtigten Forderungen der Zwangsarbeiter verjähren, juristisch nicht mehr einklagbar sein sollen", schreiben die jungen KommunistInnen in ihrem Flugblatt.

Veranstaltung zur IG FARBEN-Vergangenheit
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) steht seit längerem in Kontakt zu einer Gruppe der jüdischen Gemeinde in Pittsburgh/USA, die sich mit der IG FARBEN-Vergangenheit des BAYER-Konzerns auseinandersetzt. Ein Mitglied dieser Gruppe kam auf Einladung der CBG hin in Deutschland.  Der Historiker aus den USA sprach u.a. im Rahmen der Aktionen der CBG zur BAYER- Hauptversammlung in Köln und war am 1. Mai in der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte Podiumsteilnehmer einer sehr gut besuchten Veranstaltung zum Thema "Konzerne und ihre Vergangenheit". Sie ist von der CBG gemeinsam mit der Solidarischen Kirche und dem DGB-Düsseldorf ausgerichtet worden.

BAYER schließt Presse aus
Der Journalist Chris Stoffels schrieb in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung einen kritischen Kommentar über die Methoden, mit denen Unternehmen wie BAYER die Medien zu einem willfährigen Verlautbarungsinstrument ihrer Interessen zu machen versuchen. Hintergrund: JournalistInnen waren nicht zugelassen, als NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement im Feierabendhaus von BAYER/Dormagen eine Rede zum Thema "Chemiestandorte in Deutschland, in Nordrhein-Westfalen und den Regionen" hielt (s. POLITIK & EINFLUSS). Der Chemie-Multi betrachtete den Besuch als "internen Vorgang", schickte den Redaktionen aber gleichwohl einen Tag später eine Pressemitteilung nebst Fotos zur Veröffentlichung. "Ein Vorgang, der ein bezeichnendes Licht auf das Verhältnis von Unternehmen und Öffentlichkeit wirft", schrieb Stoffels dazu.

Leserbrief zum Betriebsklima
In einer Leserzuschrift an den Leverkusener Anzeiger machte ein BAYER-Mitarbeiter seinem Ärger über den Konzern Luft. "Die BAYER-Belegschaft ist es ja seit Jahren gewohnt, zur Ader gelassen zu werden. Der Dank für das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte heisst bei Herrn Dr. Schneider für die Belegschaft Arbeitsplatzabbau, Streichungen, Kürzungen, Umstrukturierungen und Ausgliederungen. (...) Früher, wie ich 'beim BAYER' anfing, hieß es: 'Wir sind hier alle eine große Familie.' Die Zeiten sind leider vorbei. (...) Die Stimmung in der Belegschaft ist im Augenblick schlecht wie nie."

Mitgliederzuwachs
Die Zahl der Mitglieder und Fördermitglieder der COORDINATION GEGEN BAYER- GEFAHREN (CBG) hat sich im Jahr 1998 um ca. 30 % erhöht. Die Stagnation in der MitgliederInnen-Entwicklung der vergangenen beiden Jahre konnte überwunden werden. Jedes neu hinzukommende Mitglied stärkt der CBG den Rücken in den Auseinandersetzungen mit einem der größten Konzerne der Welt.

Arbeitsgruppe zu BAYER-Gentechnik
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN beabsichtigt zur immer wichtiger werdenden BAYER-Gentechnik einen überregionalen Arbeitskreis einzurichten. Wer Interesse an dieser AG hat, melde sich bitte in der Geschäftsstelle der CBG: 0211 - 33 39 11.

Bluter haben Prozess gewonnen
In den USA konnte ein großartiger juristischer Erfolg gegen BAYER erstritten werden. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, dann hätten in den USA die Opfer verseuchter BAYER-Medikamente, die sich noch nicht mit dem Konzern verglichen haben, gute Chancen auf eine angemessene Entschädigung. Hintergrund: BAYER hat in den 80er Jahren in aller Welt wissentlich Zehntausende von Blutern mit verseuchten Pharma- Produkten infiziert. Tausende sind bereits gestorben. Obwohl der Konzern eigentlich strafrechtlich verfolgt werden müßte, sind die Opfer gezwungen, individuell um Entschädigungen zu kämpfen. In Deutschland, USA und Japan kam es bereits zu Zahlungen. Allerdings in der Regel erst nach jahrzehntelangen Prozessen und in völlig unterschiedlicher Weise. In Deutschland z.B. wurden die Opfer mit lächerlichen Summen abgefunden. In USA kam es zu einem Vergleich, der von einem Teil der Opfer aufgrund unzureichender Summen abgelehnt wurde. Einzig in Japan erstritten die Opfer bisher einigermaßen angemessene Entschädigungen. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) steht seit Jahren mit Opfern und Gruppen von Opfern in Kontakt. Im vergangenen Jahr war der US-Bluter Todd Smith auf Einladung der CBG hin in Deutschland und nahm an den Aktionen zur BAYER-HV teil.

Indische Landarbeiter bei BAYER
Wütend über ihre Machtlosigkeit und die Arroganz, mit der andere über ihr Leben bestimmen, machten sich 500 indische LandarbeiterInnen auf den Weg zum Weltwirtschaftsgipfel nach Köln. Sie verstehen sich als Teil des internationalen Protestes gegen ein ungerechtes Wirtschafts-
system. Am 17. Juni führten die fortschrittlichen GewerkschafterInnen im BAYER-Werk Leverkusen eine Veranstaltung mit VertreterInnen der indischen Delegation durch. Am 18. Juni 1999 demonstrierten die InderInnen vor dem Verwaltungsgebäude des BAYER-Konzerns in Leverkusen für Ihre Rechte. Die COORDINATION GEGEN BAYER- GEFAHREN (CBG) hat die Aktionen der InderInnen zusammen mit den in der Liste der "Durchschaubaren" organisierten BAYER-KollegInnen, der Evangelischen Kirche Leverkusen, dem Stadtjugendring Leverkusen, der Nicaragua-Initiative Leverkusen, der Gruppe AntiGen aus Köln und anderen vorbereitet.

Jetzt kaufen!
BAYER propagiert den Kauf der AGFA-Aktie, die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) empfiehlt den Erwerb eines Kunstblattes von Robert Butzelar. Dieser Düsseldorfer Künstler, einer der großen "Shooting Stars der Kunstszene (Rheinische Post) mit eigenen Ausstellungen in namhaften Galerien der Welt, hat der CBG zur Unterstützung ein Werk gestiftet. Die handsignierte, numerierte und streng auf 300 Exemplare limitierte Offset-Lithografie kann bei der CBG käuflich erworben werden. Leider ist die Nachfrage noch sehr gering. Das ist schade, immerhin hat Butzelar als erster Künstler ein Werk für die von der CBG ins Leben gerufene "Edition Kunst gegen Konzerne" zur Verfügung gestellt. Das 50 x 70 cm große Werk hat einen Galeriewert von ca. 600 Mark und ist für nur 178 Mark incl. Porto und Verpackung zu haben. 150 Mark spendet der Künstler. Jetzt kaufen! Bestelladresse: MENSCH+UMWELT-Versand, Postfach 15 04 18, 40081 Düsseldorf.

Chemie in Lebensmitteln
Aufgepaßt und vormerken: Am Samstag, den 7.11.1999 findet in Düsseldorf die Jahrestagung 1999 der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) statt. Das Thema: "Aus BAYER-Labors auf den Tisch - Chemie in Lebensmitteln". Nachdem die Beteiligung an den Jahrestagungen der CBG von Jahr zu Jahr zunimmt, empfiehlt es sich, sich rechtzeitig anzumelden: 0211/33 39 11.

Teilnahme am Gegenkongress
Die Welt wird immer mehr an den Wünschen der Konzerne ausgerichtet. BAYER ist dabei eines der Unternehmen, die den Ton angeben. Dies war der Grund, weshalb sich die COORDINATION GEGEN BAYER- GEFAHREN (CBG) aktiv an den Aktionen gegen den EU-Gipfel und den Weltwirtschaftsgipfel in Köln beteiligte.

Solidarität mit Belegschaft
Der AGFA-Standort in Neu-Isenburg soll geschlossen werden. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat ihre Solidarität mit der betroffenen Belegschaft erklärt.

Internationales Tribunal
In England befindet sich ein internationales Tribunal zum Thema "Multinationale Konzerne" in Vorbereitung. Das Tribunal wird ausgerichtet vom PERMANENT PEOPLES' TRIBUNAL, dem Nachfolger des Russel-Tribunals. Aufgrund der umfangreichen Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit einem der größten Konzerne der Welt, mit BAYER, unterstützt die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) die Vorbereitung.

Für sauberes Wasser!
In hoher Auflage hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) bundesweit das Stichwort BAYER-Extra 3/99 verbreitet, das sich mit der zunehmenden Verseuchung des Wassers durch BAYER-Gifte beschäftigt. Die CBG möchte damit den öffentlichen Druck auf BAYER erhöhen, die Produktion von Pestiziden, chemischen Lebensmittel-
zusätzen, künstlichen Hormonen und Medikamenten insgesamt einzuschränken und sofort aus dem Wasserkreislauf herauszunehmen.