IMPERIUM & WELTMARKT
Personalien Dr. Attila Molnar ist neu in den BAYER-Vorstand berufen worden. Er wird
Mitglied in den Vorstandsausschüssen "Technik und Umwelt" sowie "Marketing und Logistik". Seit Anfang April gehört dem Aufsichtsrat Waltraud Schlaefke an, Gewerkschaftlerin von der IG BERGBAU,
CHEMIE, ENERGIE.
Strenger AGFA-Verwaltungsratschef Im Zuge des Börsengangs hat die AGFA ihren
Verwaltungsrat von fünfzehn auf acht Mitglieder reduziert. Neuer Chef des Verwaltungsrats wurde der BAYER-Aufsichtsratsvorsitzende Hermann J. Strenger. Der Leverkusener Chemie-Multi wird also nicht nur als Eigner
von 25 % der AGFA-Aktien, sondern auch über Konzern-Repräsentanten in der Spitze der zukünftigen Aktiengesellschaft weiter Einfluss auf die ehemalige Tochtergesellschaft haben.
BAYER Euro-euphorisch Mit Einführung des Euro spart der Leverkusener Chemie-Multi
jährlich Umrechnungskosten in Höhe von 58 Millionen Mark. Durch Preis- Aufrundungen bei der Währungsumstellung dürfte noch die eine oder andere Million dazukommen. Aber BAYER begrüsst den Euro auch aus
politischen Gründen, wie aus einer Umfrage des Ernährungsdienstes hervorgeht. Der Konzern rechnet damit, dass die Einheitswährung die europäische Wirtschaft gegenüber der amerikanischen Konkurrenz stärkt und Druck
auf die PolitikerInnen ausübt, "Wirtschafts-, Steuer-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (zu) harmonisieren". Harmonisieren, darunter versteht BAYER die Anpassung bundesdeutscher Standards an niedrigere
Niveaus, also Sozialabbau und weniger Steuern für Unternehmen.
Kunststoffplatten-Zukauf #1 BAYER hat den Geschäftsbereich
"Kunststoffplatten" vom holländischen Chemie- Konzern DSM erworben. Er umfasst Niederlassungen in Tielt/Belgien und Sheffield/ Großbritannien. Die Massivplatten aus Polycarbonat oder Polyester finden in
der Industrie-Produktion, in der Bauwirtschaft und im Kommunikationssektor Verwendung. Keine Angaben machte der Chemie-Konzern darüber, ob er alle 300 DSM-MitarbeiterInnen übernommen werden.
Kunststoffplatten-Zukauf #2 Der Leverkusener Chemie-Multi kaufte den australischen
Kunststoffplatten-Hersteller LASERLITE, um "die Aktivitäten im Polykarbonat-Platten-Sektor zu festigen", wie es hieß.
Mehr Agrochemie in England BAYER kaufte PBI HOME & GARDEN, eine britische Vertriebsgesell-
schaft für Ackergifte und Düngemittel. Das Unternehmen hat einen Marktanteil von 10 %. Der Leverkusener Chemie-Multi will damit den 1997 gegründeten Geschäftsbereich "Garden/Professional Care"
ausbauen. Der Umsatz von Pestiziden für KleingärtnerInnen soll bis zum Jahr 2002 verdoppelt werden und der Marktanteil 16 % erreichen.
Kleidungskonservierungsstoffe gekauft Vom US-Unternehmen UNION CARBIDE hat der
Leverkusener Chemie-Multi den Geschäftszweig "Konservierungsstoffe für Bekleidung" erworben. BAYER will die Produkte künftig unter dem Markennamen PREVENTOL vermarkten. Chemie findet in der
Textil-Industrie also nicht nur als Farbstoff, synthetische Faser und Lösemittel beim Färbe-Vorgang Verwendung, sondern auch als Haltbarkeitsgarant. Wie das Beispiel Dispensionsfarbstoffe zeigt, können Allergien die
Folge sein (siehe auch unter FARBEN & STOFFE).
HC STARCK in Kanada Wie erst jetzt bekannt wurde, nahm die BAYER-Tochter HC STARCK
im September 1997 in Sarnia, Kanada eine Wolframcarbid-Anlage in Betrieb. 1998 errichtete der Konzern dort eine Produktionsstätte für Nickelhydroxid. Die Gesamtinvestionen beliefen sich auf 50 Millionen Dollar.
Umsatzplus in Brasilien Unter der Finanzkrise, die von Südostasien auf Brasilien
übergegriffen hat, leidet nur die einheimische Bevölkerung, wobei es die ohnehin Ärmsten am härtesten trifft. Für Global Players wie BAYER gilt hingegen "Business as usual". So rechnet Helge K. Reimelt von
BAYER/Brasilien 1998 mit einer Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr von 6 bis 7 %. Einbußen im Geschäft mit Automobil- und Haushaltsgeräte- Herstellern macht der Chemie-Multi durch den vermehrten Absatz von
Pharma- Produkten und Ackergiften mehr als wett. Außerdem profitiert BAYER von besseren Ausfuhr-Bedingungen durch die Abwertung der Landeswährung Real.
Asienkrisen-Gewinnler BAYER #1 Global Players wie BAYER nutzen die Asienkrise, um
ihre Marktpositionen in den betroffenen Ländern durch Zukäufe angeschlagener einheimischer Unternehmen oder Erhöhung von Beteiligungen zu stärken. So übernahm BAYER-Indonesien kürzlich alle Geschäftsanteile des
bisherigen Vertriebspartners.
Asienkrisen-Gewinnler BAYER #2 BAYER profitiert von den wirtschaftlichen
Schwierigkeiten des japanischen Pharma-Herstellers SANKYO infolge der Asienkrise und übernimmt dessen Geschäftsanteile am bisherigen Gemeinschafts- unternehmen BAYER-SANKYO CO. LTD. Der Auskauf von SANKYO aus
dem Joint-venture macht den Leverkusener Chemie-Multi zum zweitgrößten Diagnostika-Anbieter auf dem japanischen Markt.
HAARMANN & REIMER gewinnt wg. Asien Auch die BAYER-Tochter HAARMANN &
REIMER, einer der weltweit größten Duft- und Geschmacksstoff-Hersteller, nutzt die angespannte Situation asiatischer Kooperationspartner infolge der Finanzkrise dazu, ihre Beteiligung an Gemeinschaftsunternehmen zu
erhöhen. Der Konzern kaufte gleich alle Geschäftsanteile des chinesischen Partners an HAARMANN & REIMER COSFRA LTD. auf. In Kürze will der Geschmacksmulti den Firmensitz in die Sonderwirtschaftszone Pudong
verlegen. Diese Zonen sind Paradiese für Investoren: niedrige Sozial- und Steuerstandards sowie Arbeitskräfte zu Dumpingpreisen.
GLUCOMETER-Kooperation Der Leverkusener Chemie-Multi hat den Kooperationsvertrag
mit dem japanischen Unternehmen KDK verlängert, das für den Konzern das Blutzuckermessgerät GLUCOMETER ELITE herstellt. BAYER behält damit die Vertriebsrechte für alle wichtigen Märkte.
DYSTAR verliert wg. Asien Das gemeinsame Farbstoff-Unternehmen von BAYER und
HOECHST, DYSTAR, hat im Geschäftsjahr 1998 ca. 10 % weniger Umsatz gemacht als 1997. Hauptgrund ist, dass die asiatische Textilindustrie, die die Hälfte der weltweit produzierten Farbstoffe abnimmt, infolge der
Finanzkrise weniger geordert hat. DYSTAR hält aber an seinem Asien-Engagement fest. Das Unternehmen plant noch für dieses Jahr die Erweiterung seiner Produktionskapazitäten in Cilegon, Indonesien. Innerhalb der
asiatischen Textilindustrie herrschen menschenunwürdige Zustände. Ein Großteil der Bekleidung für westliche Handelsketten und Kaufhäuser wie C & A wird in provisorisch zusammengezimmerten Hinterhof-Fabriken
hergestellt, die dem sog. informellen Sektor zuzurechnen sind. Hier arbeiten vor allem Frauen - ohne soziale Absicherung und für einen Hungerlohn. Sobald sie versuchen, sich zu organisieren, lösen die Betreiber die
Fabriken auf und ziehen woanders hin.
Neue Polyol-Anlage in China Das chinesische Gemeinschaftsunternehmen von BAYER und
JINLING, die BAYER JINLING POLYURETHANE CO. LTD, an der der Leverkusener Chemie-Multi 55 % der Anteile hält, hat in Nanjing eine neue Polyol-Produktionsstätte in Betrieb genommen. Polyol ist ein Kunststoff, der vor
allem in der Auto-Industrie und als Bau-Isolations- material Verwendung findet. Die Jahreskapazität des Werkes soll 10.000 Tonnen betragen. Mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Mark stellt China für
BAYER den zweitgrößten asiatischen Absatzmarkt dar.
Milliarden-Investionen in Asien Der Leverkusener Chemie-Multi kündigte an, in Asien
bis zum Jahr 2010 acht Milliarden Mark zu investieren. Zwei Milliarden Mark entfallen dabei auf Japan, wo der Konzern 1998 aufgrund einer staatlichen Intervention zugunsten niedrigerer Arzneimittelpreise und
Ausfällen bei der Herstellung des Blutproduktes KOGENATE Umsatzeinbußen in Höhe von 4 % erlitt. Der Anteil Asiens am Konzernumsatz soll zukünftig von 14 % auf 25 % steigen. Für 4,8 Milliarden Mark der
Investionssumme will BAYER neue Produktionsstätten, vor allem in China und Thailand, errichten; eine Milliarde Mark steht für Firmen-Übernahmen bereit.
Chrom in Südafrika Als Gemeinschaftsunternehmen von BAYER und DOW CHEMICALS
geführt, hat in Newcastle, Südafrika eine der größten Chrom-Fabriken der Welt die Produktion aufgenommen. Die Chrom-Fertigung in Leverkusen stellt der Chemie-Multi, Chrom-Produzent Nr. 2 in der Welt, dafür ein. Seit
1973 verarbeitet der Konzern diesen Rohstoff in Südafrika, wo es große Chrom-Vorkommen gibt, und ist sogar in Besitz einer eigenen Mine - das Apartheidsregime stellte dafür keinen Hinderungsgrund dar, im Gegenteil,
es sorgte für billige und rechtlose schwarze Arbeitskraft. Die Chromat- Produktion setzt die Beschäftigten erheblichen gesundheitlichen Risiken aus. Ende 1990 bekam die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN erste
Informationen über Krankheitsfälle unter der dortigen BAYER-Belegschaft: Atemwegserkrankungen, Hautgeschwüre und sogar Fälle von Lungenkrebs. Die COORDINATION nahm diese Meldungen zum Anlass für eine längere
Recherche und erstellte die Broschüre "Chrom am Kap". Sie dokumentiert, unter welch menschenverachtenden Bedingungen der Leverkusener Chemie-Multi im Südafrika der Apartheid Geschäfte machte.
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