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KAPITAL & ARBEIT
Arbeitsplatzvernichtung bei AGFA Die Vernichtung von Arbeitsplätzen im Zuge des
Börsengangs der BAYER-Tochter AGFA geht weiter. Im Frühjahr bereits kündigte die Aktiengesellschaft in spe an, die Neu-Isenburger Niederlassung dichtzumachen und 650 MitarbeiterInnen auf die Straße zu setzen. Jetzt
sollen im Bereich "Photochemie" des Leverkusener Werkes 260 Beschäftigte rausgeschmissen werden. Wie die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATS- ARBEIT, eine alternative
Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, in ihrem April-Flugblatt schreiben, wären das die ersten betriebsbedingten Kündigungen der Konzern- Geschichte in Leverkusen. Zusätzliche Arbeitsplatzvernichtungen
sind an den AGFA-Standorten München und Windhagen geplant.
Schließung von Pharma-Standorten BAYER wird vier bis fünf Pharma-Standorte in
Europa aufgeben und bei den verbleibenden Produktionen "Aktivitäten zusammenlegen". Das "Effizienzprogramm Pharma", mit dem der Multi 700 Millionen Mark an Kosten einsparen will, beginnt mit dem
Verkauf der Kölner TROPON- Werke. BAYER hat vor, sich jetzt auch innerhalb der einzelnen Konzern- Bereiche auf die jeweiligen "Kerngeschäfte" wie z.B. ASPIRIN zu konzentrieren. Das Produktsortiment soll um
67 % und das Artikelsortiment um 39 % schrumpfen. Konkret existieren Planungen, das Segment "Krankenhausbedarf" an die Firma SCHWARZ PHARMA zu verkaufen. Die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE
DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT, eine alternative Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, berichten in ihrem Januar-Flugblatt von internen Papieren, die eine Vernichtung von 10 % der Arbeitsplätze
vorsehen. Desweiteren ist daran gedacht, im Pharma-Bereich einen Beschäftigten-Pool, also SpringerInnen- Kolonnen, einzurichten.
5,5 % mehr Entgelt gefordert Die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) ist mit der
Forderung einer 5,5 %igen Lohnerhöhung in die Tarifrunde 1999 gegangen und liegt damit um ein Prozent unter der entsprechenden IG METALL- Forderung. Wie bei der ÖTV und der IG METALL ist die Strategie der IG BCE auf
eine reine Geldrunde ausgelegt, um zu verhindern, dass Entgelt-Vereinbarungen wie in der Vergangenheit mit Regelungen zum 13. Monatsgehalt, zur Altersteilzeit oder zur Arbeitszeit verrechnet werden. Als weitere
Gründe für den Geld-Kurs führte das Mitglied des IG BCE-Hauptvorstandes, Werner Bischoff, Nachholbedarf aufgrund zu geringer Entgeltabschlüsse in früheren Jahren sowie die Absicht, Vorsorge zu treffen, an. Nach
Meinung des Gewerkschaftlers werden zukünftige Tarifrunden nämlich hauptsächlich die Ergebnisse aus den "Bündnis für Arbeit"-Gesprächen umzusetzen haben, unter anderem Modelle wie das der Rente mit 60
Lebensjahren. Und Lohnzuwächse in nennenswertem Umfang sind dann nicht mehr zu erwarten.
Billigtarife für Dienstleistungsbereiche BAYER & Co. haben vor, in den
laufenden Tarifverhandlungen Billigtarife für Dienstleistungsbereiche durchzudrücken. Dies berichten die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT, eine alternative Gewerkschaftsgruppe im
Leverkusener BAYER-Werk, in ihrem April-Flugblatt. "Wir wollen einen Tarifvertrag für Dienstleistungsbereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören", so der BAYER Arbeitsdirektor Hans-Jürgen Mohr. Unter den
neuen McTarif sollen nicht nur die Verkehrs-, Handwerks- und Gaststättenbetriebe, sondern auch Bereiche wie Forschung, Informatik, Finanzwesen und Logistik fallen. Mit der Drohung, die Konzernteile ansonsten
auszugliedern, wollen die Multis die Zustimmung der Gewerkschaft zu der Regelung erpressen, die im BAYER-Jargon "internes Outsourcing" heisst. Und die Taktik scheint aufzugehen. Der Bezirksleiter der
IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE, Detlef Fahlbusch, hat bereits ein Entgegenkommen signalisiert: " ... wenn wir die Dienstleistungsbereiche in den Unternehmen halten und eine Ausgliederung verhindern wollen, müssen
wir über angepasste Tarife reden."
Zur Disposition: Übertarifliche Leistungen Im Laufe des Jahres beginnen bei BAYER
zwischen Betriebsrat und Konzernspitze Verhandlungen über das gesamte Paket übertariflicher Leistungen. Dies teilen die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT, eine alternative
Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, in ihrem April-Flugblatt mit. Arbeitsdirektor Hans-Jürgen Mohr hat den Betriebsrat im Vorfeld schon einmal aufgefordert, das "Besitzstandsdenken" aufzugeben.
Er kündigte "Einschnitte mit fairen Übergangslösungen" an. Einen Schwerpunkt werden Gespräche über die Eingruppierungen bilden, denn nach Konzern-Meinung sind viele Beschäftigte in zu hohe Lohngruppen
eingestuft. Ebenfalls auf der Tagesordnung: Verhandlungen über die Entgelt-Garantie, die es seit 1988 gibt. Nach dieser Regelung sind für die verschiedenen Entgelt-Gruppen übertarifliche Zahlungen in Höhe von bis zu
20 % des Einkommens über Tarif vertraglich abgesichert. Da wollen BAYER & Co. jetzt nicht mehr zugestehen.
Service-Pool kommt Eine Einigung von Betriebsrat und Personalabteilung zum Thema
"Service-Pool" steht unmittelbar bevor. Dies berichten die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT, eine alternative Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, in ihrem
April-Flugblatt. Damit entsteht eine SpringerInnen-Kolonne, die als Manövriermasse zwischen den einzelnen Werken hin und her geschoben werden kann. Berufsfremd eingesetzt, müssen sich die Betroffenen auch noch mit
einem um bis zu zwei Entgeltstufen herabgesetzten Gehalt begnügen.
Keine VorarbeiterInnen und KolonnenführerInnen mehr BAYER plant, innerhalb der
Werke die Positionen von VorarbeiterInnen und KolonnenführerInnen wegfallen zu lassen. Ihre Funktionen sollen künftig ChemikantInnen wahrnehmen - natürlich ohne ein entsprechend höheres Entgelt. Die
Personalabteilung hat durch diesen Coup "Einsparmöglichkeiten" in Höhe von 7,1 Millionen Mark errechnet. Dies berichten die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT, eine
alternative Gewerkschaftsgruppe im Leverkusener BAYER-Werk, in ihrem April-Flugblatt.
Urteil gegen alternative GewerkschaftlerInnen Nach einem neuen Urteil des
Karlsruher Bundesverfassungsgerichts ist es Gewerkschaften zukünftig erlaubt, MitgliederInnen auszuschließen, die auf alternativen Listen zu Betriebsratswahlen antreten. Auch in den BAYER-Werken haben sich mit der
BELEGSCHAFTSLISTE in Wuppertal und den KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT in Leverkusen solche Listen aus Unzufriedenheit mit der Politik der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE gebildet
(s.a. RECHT & UNBILLIG).
Umsatz pro MitarbeiterIn steigt um 40 % BAYERs Produktivität, gemessen am Umsatz
pro MitarbeiterIn, erhöhte sich in den letzten fünf Jahren um mehr als 40 %. Diese ungeheure Zahl gab Konzern-Chef Manfred Schneider bekannt, um kurz danach wieder in sein altes Klagelied über Arbeitskosten,
Bürokratie und die Ökosteuer zurückzufallen. Es ist ein Skandal, dass sich dieser immense Produktivitätszuwachs mitnichten in höheren Entgelt-Zahlungen niederschlägt, der Lohn durch den Abbau übertariflicher
Leistungen sogar noch gekürzt wird. Obendrein vernichtet der Chemie-Multi auch noch Arbeitsplätze und steigert dadurch Arbeitshetze und Leistungsdruck immens.
Umsatzrückgänge im 1. Quartal In den ersten drei Monaten des Jahres sank der
BAYER-Umsatz im Vergleich zu 1998 um 5 % auf 13,7 Milliarden Mark. Während die Umsätze in Nordamerika um 9 %, in Asien um 5 % stiegen, gingen sie in Europa um 5 % und in Lateinamerika um 22 % zurück. Als Ursache
führte Konzernchef Manfred Schneider Preisdruck, negative Währungseffekte sowie die allgemein schwächere Konjunktur an. Sein Gegenmittel ist das altbekannte: Man werde "das vorhandene Rationalisierungspotential
verstärkt ausnutzen". Konkret bedeutet das die Schließung von Pharmastandorten und eine fortlaufende "Restrukturierung" des Chemie-Bereiches. Außerdem kündigte der Konzern an, 1999 ca. 1.000
Arbeitsplätze zu vernichten.
Nur 142 Arbeitsplätze durch Altersteilzeit Der Tarifvertrag zur Altersteilzeit
sieht eigentlich vor, dass im selben Umfang Neueinstellungen erfolgen, wie Vollarbeitsplätze in Teilzeitarbeitsplätze umgewandelt werden. Der Staat subventioniert diese Regelung als arbeitsplatzpolitische Maßnahme
über eine Beteiligung der BUNDESANSTALT FÜR ARBEIT an den Rentenbeiträgen der Teilzeitler. Im Dormagener BAYER-Werk haben sich 426 MitarbeiterInnen über 55 Jahre für das Altersteilzeit-Modell mit Laufzeiten von zwei
bis fünf Jahren entschieden - der Konzern hat aber lediglich 142 Arbeitsplätze wieder besetzt. 1999 sollen noch einmal 55 dazukommen. Altersteilzeit bei BAYER ist also staatlich subventionierte
Arbeitsplatz-Vernichtung.
Kein Urlaub wg. Jahr 2000 BAYER wird konzern-typisch ins neue Jahrtausend starten:
mit einem Affront gegenüber der Belegschaft. Weil die Chefetage EDV-Probleme bei der 1999/2000-Umstellung erwartet, wies sie die Abteilungsleiter an, zum Jahreswechsel Urlaubssperren zu verhängen. Vergeblich pochte
der Betriebsrat auf seine verbrieften Mitbestimmungsrechte bei Urlaubsregelungen. Auf die Zahlung einer 2000er-Prämie bei Urlaubsverzicht mochten sich die Konzernherrn ebenfalls nicht einlassen.
Teureres Kantinen-Essen Seit Anfang des Jahres wird eine höhere Kantinen-Steuer
erhoben. Als bundesweit erstes Unternehmen hat nun BAYER angekündigt, den Abgaben-Aufschlag durch Preisanhebungen an die MitarbeiterInnen weiterzugeben.
Tagesstätten-Übernahme besiegelt Nun ist es endgültig: Das DEUTSCHE ROTE KREUZ
übernimmt von BAYER die Trägerschaft für die vier Leverkusener Betriebskindergärten. "Wie alle anderen Bereiche des Unternehmens müssen sich auch soziale Einrichtungen wirtschaftlichen Kriterien stellen",
lautet der Kommentar der Firmenleitung zu dieser Ausgliederung, durch die BAYER mehr als eine Million Mark jährlich spart. Die PädagogInnen verlieren bis zu 2.500 Mark monatlich, da die Tarifregelungen der IG
BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE für sie nicht mehr gelten. Der Konzern hat zwar angekündigt, mit dem Betriebsrat über Ausgleichszahlungen zu verhandeln, aber wie hoch diese gegebenenfalls ausfallen werden, steht noch in
den Sternen.
Arbeitsplatz-Vernichtung in Brunsbüttel "Endlich gehen die Personalkosten in
die richtige Richtung: nach unten", jubilierte der Werksleiter von BAYER/Brunsbüttel, Klaus Starke, als er für 1999 die Vernichtung von 50 Arbeitsplätzen ankündigte. 1998 fielen im Betrieb schon 70 Stellen weg.
Der durch die Asienkrise bedingte Preisverfall auf den Märkten macht nach Starke auch weitere "Kostensenkungen in allen Produktionsbereichen" nötig - also Rationalisierungsmaßnahmen und verstärkte
Ausbeutung durch Arbeitsverdichtung.
BAYER DIAGNOSTICS München macht dicht Im Zuge des durch den Erwerb von CHIRON
DIAGNOSTICS erweiterten Diagnostika-Geschäfts gibt BAYER München als Sitz dieses Konzernbereichs auf. Der Chemie-Multi hat bereits Rausschmisse angekündigt. Neuer Diagnostika-Standort wird Fernwald in Hessen, wo
sich bisher die deutsche CHIRON-Niederlassung befand. Bei der Zusammenlegung wird der Chemie-Multi auch dort nicht auf den "Synergieeffekt Arbeitsplatzvernichtung" verzichten wollen.
Shareholder-Gehälter für ManagerInnen Pensionsfonds drängen die großen Unternehmen
seit langem, die Bezahlung ihrer ManagerInnen auch danach auszurichten, wieviel Shareholder-value sie herbeirationalisieren. BAYER wird im Sommer ein Vergütungssystem einführen, dass am Aktienkurs und der
"individuellen Wertschöpfung" orientiert ist. Als Messgröße hierfür dient der Delta-Brutto-Unterschieds-Cashflow (DUB), das BAYER-interne Rendite-Erfolgsbarometer (s. Stichwort BAYER 4/98). Angehörige der
Führungsetagen müssen 15 % ihres Gehaltes drei Jahre lang in Unternehmensaktien anlegen. Ausgezahlt wird die Summe dann - "steueroptimal" (Capital) - bar aus der Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns.
Capital gefiel das BAYER-Vergütungssystem so gut, dass das Wirtschaftsmagazin es in einem vergleichenden Test unter 30 DAX-Unternehmen an die Spitze setzte.
BAYER beutet Ideen aus Durch MitarbeiterInnen-Vorschläge zur Verbesserung von Verfahrens-
techniken sparte BAYER allein im ersten Jahr der Umsetzung 24,4 Millionen Mark. An Prämien zahlte der Konzern aber lediglich acht Millionen Mark. Ein eklatantes Missverhältnis: Die teuerste Idee kostete den
Konzern gerade mal 77.000 Mark, ermöglicht bei der Herstellung einer Feinchemikalie aber eine Produktivitätssteigerung von 50 %. Viele der Vorschläge sind durchaus als Erfindungen zu betrachten. Zum Patent
angemeldet, müsste BAYER für die Anwendung saftige Lizenzgebühren zahlen. Das betriebliche Vorschlagswesen ist also eine billige Methode, sich das geistige Eigentum der Beschäftigten anzueignen.
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