SWB 01/00

"Tod durch BAYER"

Chemie-Unternehmen klagt
gegen protestierende Bauern

Mit einer einstweiligen Verfügung möchte das Chemie-Unternehmen Bayer Proteste von holländischen Landwirten stoppen. Die Bauern machen das Leverkusener Unternehmen für den Tod von 2000 Kühen und Schäden in Millionenhöhe durch verunreinigte Impfstoffe verantwortlich. Am heutigen Freitag verhandelt das Gericht von Leeuwarden/Holland, ob das Aktionskomitee "Krank durch Bayer", das 7.000 Geschädigte vertritt, weiterhin den Slogan "Tod durch Bayer" verbreiten darf. Zum Prozesstermin werden mehrere hundert Bauern erwartet.

Die Aktionsgruppe hatte im Januar das Bayer-Werk im holländischen Mijdrecht besetzt und eine Demonstration vor der Niederlassung in Antwerpen organisiert. In der letzten Woche wurden an der Autobahn Amsterdam-Den Haag Plakatwände mit der Abbildung toter Kühe und der Unterzeile "Tod durch Bayer. Es könnte auch Ihr Kind sein" aufgebaut. Bayer verlangt eine Zwangssumme von 100.000 Gulden, falls die Stellwände nicht entfernt werden. Jan Adams, Sprecher des Komitees, reagiert gelassen: "Bayer möchte uns mundtot machen. Aber hier geht es um die Meinungsfreiheit."

Das Leverkusener Unternehmen hatte vor zwei Jahren einen Impfstoff geliefert, mit dem der gesamte holländische Rinder-Bestand gegen Rindergrippe geimpft wurde. Im Frühjahr 1999 stellte sich heraus, dass ein Drittel der 3,4 Millionen Impf-Chargen mit einem Durchfall-Erreger infiziert war. 7.000 Züchter meldeten den Behörden Erkrankungen ihrer Rinder. Mit 11 Großbetrieben einigte sich Bayer auf die Zahlung einer Entschädigungssumme von mehreren Millionen Mark - ohne jedoch eine Schuld einzugestehen. Der niederländische Landwirtschaftsverband LTO, der mehr als 110.000 Landwirte vertritt, fordert den Chemie-Multi auf, die Haftung für den Gesamtschaden zu übernehmen. Die Zulassung für die Tierarznei wurde bis auf weiteres aufgehoben.

Philipp Mimkes