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KAPITAL & ARBEIT
Übertarife: Sieg für BAYER Die Übertariflichen Zahlungen werden sich künftig am
Konzern-Ergebnis orientieren. Die Höhe der Leistungen macht der Konzern in Zukunft von einer individuellen Beurteilung nach einem 9stufigen Noten-System abhängig. Neuen MitarbeiterInnen zahlt BAYER keinen
Sockelbeitrag mehr ( bisher ca. 200-250 Mark). Beschäftigte, die noch nicht 50 Jahre alt sind, gilt der Chemie-Multi den Verzicht auf den Leistungssockel mit einer Abfindung in Höhe von 60 Sockel-Zahlungen ab. Damit
hat BAYER sich in den Verhandlungen weitgehend durchsetzen können. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Erhard Gipperich, der im September 1999 noch erklärt hatte, der Leistungssockel müsse erhalten bleiben, gab
dagegen klein bei. Kritik an der Verhandlungsführung der GewerkschaftsvertreterInnen übten deshalb sowohl die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATS- ARBEIT als auch die DEUTSCHE
ANGESTELLTEN- GEWERKSCHAFT (DAG). DAG-Vertreter Klaus Okon kritisierte vor allem die Abfindungsregelung. Die ausgezahlte Summe muss nämlich voll versteuert werden und benachteiligt so vor allem die BezieherInnen
kleinerer Einkommen. Da der Leistungssockel immer auch auf die Betriebsrente angerechnet wurde, ergibt sich durch den Wegfall noch der zusätzliche Nachteil niedrigerer Bezüge im Alter. Arbeitsdirektor Hans-Jürgen
Mohr hingegen pries die Vereinbarung erwartungsgemäß als Stärkung der "Wettbewerbsfähigkeit".
AGFA macht Langenfeld dicht Die ehemalige BAYER-Tochter AGFA AG, an der der
Leverkusener Chemie-Multi immer noch 30 Prozent der Anteile besitzt, unterhält zwei Filmlager, eines in Köln-Flittard und eines in Langenfeld. Im Zuge einer Zentralisierungsmaßnahme plant die Geschäftsleitung zum
Jahreswechsel 2001/2002, die Langenfelder Niederlassung zu schließen. Ein Teil der Belegschaft wird entlassen, ein Teil in Köln-Flittard weiterbeschäftigt. Da die AGFA verstärkt "just in time" produzieren
und dafür Lagerkapazitäten abbauen will, ist mit zusätzlicher Arbeitsplatzvernichtung in diesem Bereich zu rechnen. Mit der Schließung von Langenfeld fordert der Börsengang des Unternehmens bereits das dritte Opfer.
Vorher waren Niederlassungen in Neu-Isenburg und Aranjuez/Spanien zugemacht worden.
Arbeitsplatzvernichtung bei AGFA Die AGFA AG, an der BAYER 30 % des Aktien-Kapitals
hält, gab im November 1999 die Geschäftszahlen für die ersten neun Monate des Jahres bekannt. Trotz einer Umsatzrendite von 7,5 % und Umsatz- Steigerungen in Europa (7,7 %), Nordamerika (16 %) und Asien, Afrika,
Australien (10,5 %) kündigte das Unternehmen an, mehr als 1.000 Arbeitsplätze zu vernichten.
Arbeitsplatzvernichtung auf Staatskosten Es vergeht kaum ein Monat, an dem die
Konzern-Chefs nicht über die angeblich aufgeblähten Sozialversicherungssysteme lamentieren. Die Kosten der Arbeitsplatzvernichtung bürden sie diesen allerdings nur zu gerne auf. So schickte die AGFA AG, an der BAYER
30 % der Anteile hält, zum 31.10.99 240 MitarbeiterInnen in den Vorruhestand; 20 jüngerer Beschäftigter entledigte man sich per Sozialplan. Damit entließ die AGFA in Leverkusen 1999 über 10 % der Gesamtbelegschaft
von 2.300.
Keine Pause bei "Rationalisierungen" Auf der alljährlichen Ehrung der
Firmen-JubilarInnen in der Kölner Messe zeigte sich BAYER-Chef Manfred Schneider mit der Geschäfts- entwicklung im Inland wenig zufrieden und zog daraus den Schluss, "dass bei den Restrukturalisierungs- und
Rationalisierungsmaßnahmen keine Pause eingelegt werden dürfe". Mit den Brocken, die die BAYER-MitarbeiterInnen bisher schon schlucken mussten wie die Neuregelung der übertariflichen Bezahlung und den Verkauf
der Werkswohnungen, ist das Ende der Fahnenstange also noch längst nicht erreicht.
Weniger Beiträge für Pensionskasse Durch ein gutes Geschäftsergebnis der
BAYER-Pensionskasse war es möglich, den Verrentungssatz von 42 auf 44 % anzuheben. BAYERs Reaktion: Der Konzern zahlt statt wie bisher 100 % nur noch 80 % der Mitgliedsbeiträge! Vermutlich hat das Spekulieren mit
Aktien zu der guten Bilanz der Kasse geführt. Für die Anspruchsberechtigten hat das zwei Seiten, denn die zunehmende Macht der internationalen Aktienmärkte verstärkt via Shareholder Value den Druck auf die
Unternehmen, Arbeitsplätze zu vernichten.
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