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WASSER, BODEN & LUFT
VCI veröffentlicht Schadstoff-Bericht Herwig Hulpke, BAYERs
"Umweltschutzbeauftragter", ist im Verband der Chemischen Industrie (VCI) auch Vorsitzender des Ausschusses "Responsible Care". In dieser Funktion stellte er der Presse am 17.9.99 den
Schadstoff-Bericht der Branche vor. Als Industrie-Zweig mit dem höchsten Energie-Verbrauch fielen allein bei der Stromerzeugung CO2-Emissionen von 46,4 Millionen Tonnen an. Auf 25.000 Tonnen belief sich der
Schwefeldioxid-Ausstoß, woran BAYER mit einem Ausstoß von 7.700 Tonnen einen Anteil von 30 % hat. 310 Tonnen Phosphate und 256 Tonnen organisch gebundene Halogen- Verbindungen gelangten in die Gewässer. Für Hulpke
waren diese alarmierenden Zahlen unverständlicherweise ein Beleg dafür, dass die Chemische Industrie ihre Bringschuld in Sachen Umweltschutz beglichen hat. Im Übrigen seien weitere Reduzierungen von Emissionen nicht
mehr möglich, so der BAYER-Mann. Der Gift-Report war ihm sogar Anlass dafür, die PolitikerInnen aufzufordern, die Chemische Industrie bei der zweiten und dritten Stufe der geplanten Ökosteuer nicht weiter zu
belasten.
EU-Umweltrichtlinien nicht umgesetzt Eigentlich hätte dem von BAYER beantragten
Genehmigungsverfahren für die Dormagener Vielzweckanlage schon die Seveso-II-Richtlinie der EU zur Verhütung schwerer Unfälle mit gefährlichen Stoffen zu Grunde liegen müssen. Auch das Gesetz zur
Umweltverträglichkeitsprüfung und das "zur integrierten Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung" sollten längst in deutsches Recht überführt sein. Letzteres hat zum Ziel, BAYER & Co. daran
zu hindern, schärfere Auflagen beispielsweise im Wasser-Bereich durch verstärkte Einträge von Schadstoffen in den Boden zu kompensieren. Aber die Bundesregierung hat es versäumt, für die neuen EU-Erlässe rechtzeitig
die behördlichen und umweltrechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und riskiert jetzt ein Vertragsverletzungsverfahren.
Neue EU-Luftreinhaltungsrichtlinie Die EU-Kommission hat nach einer in Auftrag
gegebenen wissenschaftlichen Untersuchung neue Grenzwerte für die Reinhaltung der Luft in einer "Luftqualitätsrichtlinie" festgesetzt. Diese liegen zum Teil erheblich unter denen, die der bundesdeutschen
Technischen Anleitung (TA) Luft zu Grunde liegen, um die Menschen vor gesundheitsgefähr- denden Industrie-Emissionen zu schützen. Hält die TA Luft zum Beispiel einen Gehalt von 300 Mikrogramm Schwebstaub pro
Kubikmeter Luft für gerade noch tolerierbar, so erhebt die EU-Richtlinie einen Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Deshalb steht eine Nachbesserung der TA Luft an. Der BAYER-Konzern, nach eigenen
Angaben aus dem Responsible Care-Bericht 1999 ein Groß-Emissär von Stickstoffen (12.200 Tonnen/Jahr), Schwefeldioxid (7.700 Tonnen/Jahr) und Staub-Partikeln (1.300 Tonnen/Jahr), hat dann schärfere Auflagen zu
befürchten. Der Chemie-Multi hat dies aber bisher stets zu verhindern gewusst.
Starke lobt Abwasserabgabe Als der schleswig-holsteinische Umweltminister Rainder
Steenblock sich die wassersparende Flaschenwaschanlage einer Flensburger Brauerei zeigen ließ, war in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Umweltausschusses der schleswig- holsteinischen Unternehmensverbände auch
der Werksleiter von BAYER/Brunsbüttel, Klaus Starke, mit von der Partie. Bei der Betriebsbesichtigung lobte er die umweltpolitische Lenkungswirkung der Abwasserabgabe, die entweder an das Land gezahlt oder aber in
eine Reduzierung der Schadstoff-Einleitungen investiert werden muss. Wohlweislich jedoch in ihrer jetzigen, lächerlich geringen Höhe. Eine Abwasserabgabe, die die realen Kosten der Aufbereitung des durch Industrie-
Einleitungen verschmutzten Wassers zum Maßstab nähme, müsste nämlich um ein Vielfaches höher bemessen sein, denn allein das BAYER-Werk in Brunsbüttel "entsorgt" jährlich 20.000 Tonnen Stäube, 650 Tonnen
Schwermetalle und 130 Tonnen Blei in die Elbe.
Klima-Risiko Billigstrom Die Chemie-Industrie ist die Branche mit dem höchsten
Energie- Verbrauch. Die BAYER-Werke in Europa fressen insgesamt 5.000 bis 6.000 Gigawattstunden Strom im Jahr. Die bei der Energie-Erzeugung anfallenden Kohlenstoffdioxid(CO2)- Emissionen führen zur Erwärmung der
Atmosphäre. Klima-Katastrophen wie Wirbelstürme sind die unausweichliche Folge. Die Liberalisierung auf dem Strommarkt macht die Energie für die Konzerne jetzt noch billiger und verhindert so klimaschützende
Reduktionsprogramme. "Wir nutzen die Möglichkeiten intensiv, die sich durch die Liberalisierung bieten", gab ein BAYER-Sprecher der Presseagentur VEREINIGTE WIRTSCHAFTS- DIENSTE zu Protokoll, wobei er
stolz auf die Kostensenkungen verwies. Die BAYER-Tochter H.C. STARCK wechselte im letzten Jahr zu einem süddeutschen Stromerzeuger und der Werksleiter von BAYER/ Leverkusen, Ludwig Schmidt, drohte unlängst damit,
künftig preiswerten Atomstrom aus Frankreich beziehen zu wollen. Die Energiebilanz aus dem jüngst veröffentlichten Responsible-Care-Bericht 1999 demonstriert deutlich, wie der Konzern wieder meint, aus dem Vollen
schöpfen zu können. Die CO2-Emissionen haben sich trotz Firmen-Verkäufen und Stilllegungen in den letzten Jahren nicht verringert; sie bleiben konstant bei 9,6 Millionen Tonnen. Wobei nur die CO2-Mengen aus der
eigenen Energie-Erzeugung, nicht aber die aus dem Stromfremdbezug eingerechnet sind.
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