SWB 04/00

Todesursache bleibt unter Verschluss

Ein Jahr nach dem Tod von 24 Kindern zieht Bayer das tödliche Pestizid Folidol vom Markt

Im Oktober 1999 erlitten 24 Kinder im peruanischen Tauccamarca tödliche Pestizidvergiftungen. 22 Kinder überlebten mit schweren Schäden des Nervensystems. Staatliche Stellen stellten Untersuchungen an, legten aber bis heute keinen Bericht über den Verlauf der Tragödie vor. Auch die genaue Todesursache blieb unter Verschluss. Das Geschehen schreckte die peruanische Öffentlichkeit auf und ließ Forderungen nach einem Verbot der gefährlichsten Agrogifte aufkommen - Jahr für Jahr werden mehr als 6.000 Menschen in Peru wegen Pestizid-Vergiftungen behandelt.

In der vergangenen Woche, ein Jahr nach dem Unglücksfall, zog das Leverkusener Unternehmen Bayer das hochgefährliche Pestizid Folidol vom peruanischen Markt. Eine Vergiftung mit Folidol war immer wieder als mögliche Ursache des Sterbens genannt worden. Die Menschen- rechtsorganisation Instituto de Defensa Legal hatte sich mit einem Offenen Brief an das Unternehmen gewandt und einen Verkaufs-Stopp gefordert. Auch deutsche Organisationen wie die Informationsstelle Peru und kirchliche Initiativen beteiligten sich an der Kampagne.

Trotz der fehlenden Ergebnisse der staatlichen Untersuchungen wies Bayer die Forderung bislang mit der Begründung zurück, dass die offiziellen Ermittlungen keine Hinweise auf Folidol als Unglücksursache enthielten. Dennoch stellte die Firma bei den zuständigen Behörden den Antrag, die Lizenz für Parathion, den Wirkstoff von Folidol, einzuziehen. Am 13. Oktober wurden Pestizide auf Basis von Parathion in Peru verboten. Auch in Chile und Ecuador war Parathion zuvor vom Markt genommen worden.

Andere gefährliche Pestizide deutscher Hersteller bleiben in Peru jedoch im Handel: Tamaron von Bayer, Folque von BASF und Temik von Aventis. Das Instituto de Defensa Legal verlangt weiterhin eine unabhängige Untersuchung der Vergiftungen in Tauccamarca. Wenn sich der Verdacht bewahrheitet, das Folidol die Ursache der Vergiftungen war, soll Bayer die betroffenen Familien der Opfer entschädigen und die Behandlungskosten der Verletzten übernehmen.

Philipp Mimkes