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POLITIK & EINFLUSS
Schneider interveniert wg. EU-Plänen Die neue EU-Umweltkommissarin Margot Wallström
schlägt harte Töne gegenüber BAYER und der gesamten chemischen Industrie an. Kaum im Amt, legte sie bereits ein sogenanntes Weißbuch zu den Gefahren chemischer Stoffe vor. "Der Mangel an Wissen über die
Gesundheits- und Umweltgefahren von vielen Chemikalien ist ein Grund zur Beunruhigung", heißt es in der Veröffentlichung. Europaweit haben von rund 100.000 produzierten Chemikalien erst 2.700 ein Prüfverfahren
durchlaufen. Das Weissbuch verpflichtet die Hersteller, diese bisher ungeprüften Substanzen auf ihre Giftigkeit hin zu untersuchen, andernfalls sollen sie im Jahr 2018 aus dem Verkehr gezogen werden. Gegen dieses
Vorhaben läuft besonders die bundesdeutsche Chemie-Industrie Sturm. BAYER-Chef Manfred Schneider holte sich sofort einen Termin bei Bundeskanzler Schröder: "Ich erwarte vom Kanzler und vom Umwelt- minister,
sich für ein vernünftiges, einheitliches Regelwerk einzusetzen." Erster Erfolg der prompt erfolgten Intervention: Die geplanten Regeln sollen zwar für importierte Substanzen gelten, nicht aber für europäische
Exporte.
EU-Forschung für BAYER & Co. Die Forschungen der Wissenschaftler Ingo Potrykus
und Peter Beyer zum "Goldenen Reis" ( zur Kritik siehe GENE & KLONE) wurde aus öffentlichen Mitteln finanziert. Deshalb glaubten die beiden, sie könnten den Bauern die neue Reissorte ohne Probleme
kostenlos zur Verfügung stellen. Sie hatten aber das Kleingedruckte in den Förder-Richtlinien der Europäischen Kommission nicht gelesen. Diese sehen nämlich vor, dass BAYER und andere industrielle Partner des
"EU-Karotin-Plus- Projekts" Rechte an den Ergebnissen besaßen. So mussten Potrykus und Beyer langwierige Verhandlungen mit den Multis führen, bis sie aus werbestrategischen Gründen Patentrechte abtraten.
Nach den Bestimmungen der EU ist jegliche von Brüssel aus finanzierte Forschung an öffentlichen Einrichtungen zur Kooperation mit der Industrie gezwungen.
Schröder bei BAYER Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnete am 26.10.00 das neue
Wuppertaler Pharma-Zentrum von BAYER (siehe auch GENE & KLONE). Der laut wuppertaler rundschau "gut aufgelegte(r), aber auch unkonzentriert wirkende(r) Kanzler" bezeichnete den Bau als "wichtiges
Signal für Forschung und Innovation in Deutschland" und lobte das damit verbundene klare "Bekenntnis zum Chemie-Standort Deutschland, gerade auch für Belegschaft und Öffentlichkeit". Die chemische
Industrie sei als zweigrößter Investor mit rund 470.000 Beschäftigten eine der Schlüsselbranchen in Deutschland. Ihre Forschungsinvestitionen seien Investitionen in die Arbeitsplätze von morgen und übermorgen,
überschlug sich Schröder weiter. Ebenfalls bei den Feierlichkeiten anwesend: NRW-Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold und Wuppertals Oberbürgermeister Ernst Kremendahl.
Pipeline für BAYER & Co. Auf dem dritten, bei BAYER in Leverkusen abgehaltenen
Chemieforum stellte der NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement den Bau eines Pipeline-Systems von Rotterdam bis nach NRW in Aussicht - finanziert aus Steuermitteln! Sie soll die Chemie-Betriebe der Region mit Erdöl
versorgen. Auch den Bau einer Anlage, die es möglich macht, aus dem Öl wichtige Vorprodukte zu gewinnen, kündigte Clement an. Der Politiker sieht in diesen Maßnahmen ein Zeichen dafür, "dass wir die chemische
Grundversorgung erstmals als eine öffentliche Infrastruktur-Aufgabe sehen". Entsprechend werden künftig Finanzmittel statt in Schulen, Kindergärten und Sozialleistungen in die BAYER-Pipeline fließen. Eine
wahrhaft profitable Pipeline!
Sigmar und Matthias Gabriel bei BAYER Der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar
Gabriel besuchte gemeinsam mit dem inzwischen zurückgetretenen sachsen- anhaltinischen Wirtschaftsminister Matthias Gabriel den BAYER- Standort Bitterfeld. Die beiden Politiker ließen sich von Geschäftsführer Walter
Keddi unter anderem über den Lehrpfad des Werksgeländes führen, der als Beitrag zum Expo 2000-Thema "Transparente Chemie" angelegt wurde, aber natürlich keinerlei Einblick in die Gefährlichkeit chemischer
Produkte und Produktion gewährt.
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