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PROPAGANDA & MEDIEN
Anti-NGO-Strategie Der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) wurde ein internes
Papier zugespielt: BAYER und andere im Bundesverband der Deutschen Industrie organisierte Firmen wollen offensiver auf die Kritik von Nichtregierungsorganisationen (NGO) reagieren und verstärkt eigene Kampagnen
durchführen. In dem Diskussionspapier "Nichtregierungsorganisationen - Herausforderung für die Wirtschaftsverbände" beklagt der BDI den großen Einfluss unabhängiger Organisationen auf die öffentliche
Meinung und fordert eine verbesserte Außendarstellung der Unternehmensinteressen. Sorge bereitet den Industrielobbyisten, dass NGOs nicht nur die klassischen Problemfelder Umwelt und Menschenrechte beackern, sondern
auch zu wirtschafts- relevanten Themen wie Internationaler Handel, Produktionsbedingungen oder Auslandsinvestitionen Stellung beziehen. Der BDI hat daher eine Arbeitsgruppe gebildet, die Informationen über
Mitgliedschaft, Finanzierung und innere Struktur der wichtigsten NGOs sammelt und Strategien im Umgang mit den unliebsamen KritikerInnen erstellt. Im Konfliktfall unterscheiden die ExpertInnen des BDI drei
verschiedene Handlungsmuster: Nichtbeachtung, Dialog und Konfrontation. Dabei präferieren die Konzern-PropagandistInnen die Strategie des Dialogs mit NGOs, mit denen "Expertise abgeschöpft" und den
KritikerInnen der Wind aus den Segeln genommen werden könne. So ließe sich "ohne Aufgabe des eigenen Standpunktes" das Potenzial der GegnerInnen abschätzen und Konfliktsituationen vermeiden. Die Ziele des
Dialügs sind knallhart formuliert. Er bietet nach Meinung der PR- StrategInnen "die Chance für verbesserte Interessendurchsetzung gegenüber der Politik und Imagegewinn in der Öffentlichkeit".
Trojanisches Pferd "Goldener Reis" Der "Goldene Reis", der
gentechnisch so verändert wurde, dass er Vitamin A enthält, soll angeblich die Gesundheitsprobleme von Menschen in der "Dritten Welt" lösen. In Wirklichkeit ist das Projekt aber nur eine PR-Maßnahme für
die unter massiven Akzeptanz-Problemen leidende "grüne Gentechnik" . BAYER & Co. haben schon einmal versprochen, den Hunger in der "Dritten Welt" zu beenden: Als sie für den massenweisen
Einsatz von Pestiziden auf Anbau-Feldern warben. Es ist bei dem Versprechen geblieben (siehe auch GENE & KLONE).
BAYER TV im Intranet Der Leverkusener Chemie-Multi hat seine Ankündigung wahr
gemacht und sendet im firmen-eigenen Intranet jetzt auch TV-Beiträge. Diese stellt die BAVARIA FILM INTERACTIVE her. Bisher wurden die MitarbeiterInnen unter anderem mit Beiträgen über die Einweihung des Wuppertaler
Pharma-Zentrums, die Inbetriebnahme einer Therban- Anlage und die Olympiade in Sydney vollgedröhnt. Die Absicht, die hinter dem Intranet-Kanal BAYER News Channel steht, ist laut Redaktionsleiter Peter Heimerzheim,
den Beschäftigten "Argumentationshilfen für Diskussionen im privaten Umfeld" zu liefern (siehe auch Ticker 2/00). Auch das Internet nutzt der Konzern mittlerweile TV-technisch. Er überträgt seine
InvestorInnen-Konferenzen via World Wide Web.
BAYER prämiert Naturphotos PR fügt zusammen, was nicht zusammengehört. Ausgerechnet
BAYERs Pestizid-Abteilung, deren Geschäftsgrundlage eine umweltbelastende industrielle Landwirtschaft und eine rigorose Unterscheidung zwischen Nützlingen und Schädlingen ist, präsentiert zum wiederholten Male
gemeinsam mit der Zeitschrift natur & kosmos die 85 schönsten Naturphotos der Welt. Auf den Arbeiten ist dann laut Bild "Naturidylle pur" fernab von Verwertungsinteressen zu bewundern: Ein Frosch, der
sich unter einem Pilz vor einem Regenguss schützt oder Torfmoos bei trübem Abendlicht.
"Nachhaltiger" Dow Jones-Index Bereits 1997 entwickelten die Großkonzerne
die Strategie, den Begriff "Nachhaltige Entwicklung" in ihrem Sinne zu besetzen, um der Öffentlichkeit Umweltbewusstsein vorzugaukeln. Diese symbolische Politik führte jetzt zu der Einführung eines
"Dow Jones Sustainability Group Index" (Sustainability = Nachhaltigkeit). In diesem Index werden diejenigen Unternehmen geführt, die sich, so die BAYER-Postille direkt, "in herausragender Weise um
eine nachhaltige Unternehmensführung bemühen". Und wer tut das nach Meinung des PR-Blattes am herausragensten? Natürlich BAYER selbst. Der Chemie-Multi legt angeblich "eine im Vergleich zur direkten
Konkurrenz überdurchschnittliche Performance im Nachhaltigen Wirtschaften" hin. Worin diese bestehen soll, ist in einem anderen Artikel zu lesen. Dort preist ein Konzern-Journalist allen Ernstes das Angebot der
Pestizid-Abteilung als einen "Beitrag zur nachhaltigen Landwirtschaft".
MAKROLON-Kampagne Die Etablierung eines Markennamens ist für den Absatz eines
Produktes von entscheidender Bedeutung. Was BAYER in Bezug auf ASPIRIN gelang, versucht der Konzern jetzt auch für den Kunststoff MAKROLON zu erreichen. Eine groß angelegte Werbe-Kampagne soll auf das Plaste-Produkt
als einen Bestandteil in Dingen des täglichen Gebrauchs wie CDs, DVDs, Handys und Mehrwegflaschen hinweisen und Chemie somit als einen unverzichtbaren Partner im Alltag darstellen. Damit das gelingt, muss die
Propaganda natürlich verschweigen, dass MAKROLON Lösungsmittel und die gesundheitsgefährdende, hormonell wirkende Chemikalie Bisphenol A enthält, die in der Kritik zahlreicher ExpertInnen steht.
PR-Maßnahme für LEFAX Für das Mitte letzten Jahres von SCHERING erworbene,
rezeptfrei erhältliche Präparat LEFAX, ein Mittel gegen Blähungen und andere Verdauungsstörungen, hat BAYER passgenau zur großen Weihnachtsschlemmerei umfangreiche Werbe-Maßnahmen gestartet. Die Zeitungsredaktionen
wurden mit mundgerecht dargebotenen Service-Artikeln bestückt, die "Tipps und Hilfe bei Folgen des opulenten Weihnachtsmahls" bereitzuhalten vorgaben, in Wirklichkeit aber nur eine gut getarnte
LEFAX-Reklame waren.
Museum macht ASPIRIN-Reklame Chemie - das sind nicht die Umweltgifte, die jeder
Mensch einzuatmen gezwungen ist, Chemie - das sind vielmehr ganz alltägliche Prozesse im Körper. Dieses versucht jedenfalls die unter dem Motto "You are Chemistry" stehende Pharmazie-Ausstellung im
Münchner Deutschen Museum den BesucherInnen weiß zu machen. Als wäre das nicht schon genug Verbeugung vor der Pharma-Industrie, die sicherlich auch als großzügiger Sponsor der Schau auftritt, funktionierten die
MuseumsmacherInnen den Ort auch noch zu Arzneimittel-Schaufenstern um. Dem BAYER-"Tausendsassa" ASPIRIN ist ein prominenter Platz eingeräumt. Und die Verantwortlichen haben nicht einmal vergessen, die
BAYER so kostbare - und alles andere als belegte - Information zu verbreiten, eine regelmäßige Einnahme des Mittels schütze vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Der Hinweis auf Risiken und Nebenwirkungen, die von
Kopfschmerzen über Nierenschädigungen und Nasenbluten bis zum Tod reichen, fehlt selbstredend.
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