SWB 02/2002 - Ticker

ERSTE & DRITTE WELT

WHO fördert Malaria-Mittel
Schon vor Jahrzehnten hat BAYER die Sparte „Tropenmedizin“ geschlossen. Anwendungsgebiete für die Medikamente gab es in den ärmeren Ländern zwar in Hülle und Fülle, aber nicht genug zahlungs-
kräftige KäuferInnen. Um die dringend notwendige Versorgung der dort lebenden Menschen mit Arzneien sicherzustellen, muss die Forschung und Entwicklung neuer Präparate deshalb mit öffentlichen Mitteln subventioniert werden. Eine entsprechende Vereinbarung ist der Leverkusener Chemie-Multi jetzt mit der Weltgesundheitsorganisation WHO eingegangen. BAYER übernimmt die Entwicklung eines neuen Malaria-Mittels, dessen Wirkstoff Artemisone ForscherInnen der „Hongkong University of Science and Technologie“ entdeckten und für den der Leverkusener Chemie-Multi in einem Kooperationsvertrag die Patentrechte erwarb. Im Gegenzug sorgt die von der Weltbank und privaten Stiftungen finanzierte WHO-Initiative „Medicines for Malaria Venture“ mit satten Zuschüssen dafür, dass das Pharmazeutikum in den so genannten Entwicklungsländern erschwinglich bleibt. In den Industrie- Staaten kann BAYER es zu den üblichen Konditionen vermarkten. Konzern-Sprecher Thomas Portz erwartet angeblich keinen „ernst zu nehmenden Profit für das Unternehmen“ durch das Malaria-Mittel. Selbst wenn er recht hätte, so springt für den Pharma-Riesen auf jeden Fall aber wohl ein - nach dem LIPOBAY-Desaster auch dringend benötigter - Image-Gewinn heraus.