IMPERIUM & WELTMARKT
BAYER verkleinert Vorstand Im Zuge der Umstrukturierung zu einer Holding
hat BAYER auch die Anzahl der Vorstandsmitglieder von sieben auf fünf reduziert. Das Gremium ist nicht mehr für die verschiedenen Arbeitsgebiete, sondern nur noch für das übergeordnete Management in Sachen
Finanzen, Unternehmensstrategie und Verteilung der Geldmittel auf die einzelnen AGs zuständig. Die Verantwortung für die Geschäftsbereiche geht auf die Vorsitzenden der jetzt selbstständigen Einheiten über. Ihre
Unabhängigkeit nimmt damit aber nur scheinbar zu. Tatsächlich wächst der Einfluss von BAYER-Chef Wenning. Nun entscheidet nämlich nicht mehr der Aufsichtsrat über
Einstellung oder Abberufung der Arbeitsgebiete-Leiter. Diese Aufgabe fällt künftig dem Holding-Vorstand mit Werner Wenning an der Spitze zu.
Neuer Aufsichtsrat Für die Arbeitgeber-Seite ziehen sechs neue
Mitglieder in den BAYER- Aufsichtsrat ein. Die Interessen der ALLIANZ als größter BAYER- Aktionär wird künftig Dr. Paul Achleitner wahrnehmen. Den ehemaligen US-Botschaftler in der Bundesrepublik, John Christian
Kornblum, berief der Konzern, um von seinen Verbindungen in seiner Eigenschaft als Deutschland-Chef der Investment-Bank LAZARD zu profitieren. Da die Auto-Industrie Großabnehmer der Kunststoff-Produkte des Konzerns
ist, sitzt jetzt Dr. Wolfgang Reitzle von FORD mit in dem Gremium. Zu ihnen stoßen außerdem der neue DEUTSCHE BANK-Chef Dr. Josef Ackermann und der ehemalige BDI-Vorsitzende Hans-Olaf Henkel.
Geheimtreffen BAYER/BASF Anfang April 2002 trafen sich die Vorstände von
BAYER und BASF zu geheimen Beratungen. Laut Spiegel besprachen sie gemeinsame Vorgehensweisen gegen den von der EU geplanten CO2-Emissions- handel (siehe WASSER, BODEN & LUFT) und stimmten sich im juristischen Streit um die gegen beide Unternehmen in den USA verhängten Kartell-Strafen wegen Preisabsprachen ab (die BAYER- Tochter
HAARMANN & REIMER hatte mit anderen Firmen ein Zitronensäure-Kartell gebildet, BASF ein Vitamin-Kartell). Zudem berieten die Manager über Kooperationen in China, wo sowohl BAYER als auch BASF in große
Chemie-Anlagen investieren. Zwischen den beiden ehemaligen IG-FARBEN-Gesellschaften hatte es auch nach der Zerschlagung des Mörder-Konzerns noch Verbindungen gegeben, jetzt scheinen sie in eine neue Phase
einzutreten, welche eine Neuauflage des Chemie-Konglomerats befürchten lässt.
Auflagen für AVENTIS-Deal Durch die Übernahme von AVENTIS CROPSCIENCE
hat BAYER eine beherrschende Stellung auf 130 Märkten der Bereiche „Pestizide“ und „grüne Gentechnik“ erlangt. Das war selbst der EU-Kommission zuviel. Sie genehmigte den Agro-Deal nur unter Auflagen. Neun Prozent
von BAYER CROPSCIENCE muss der Leverkusener Chemie-Multi wieder abgeben, ein Umsatz-Volumen von 600 Millionen Euro ist betroffen. Der Konzern verpflichtete sich, die gesamte Insektizid-Palette von AVENTIS
und das Fungizid-Geschäft für Europa en bloc zu verkaufen. Darüber hinaus sagte er zu, die Herbizid-Wirkstoffe Linuron und Metamitron sowie Schnecken-Gifte zu veräußern. Der Konzern hatte offenbar mit einem weniger
strengen Wettbewerbskommissar gerechnet. BAYER CROPSCIENCE-Chef Jochen Wulff erklärte, unter den neuen Voraussetzungen das geplante Umsatz-Ziel von acht Milliarden Euro nicht erreichen zu können. Außer der Gefahr
der Monopol-Bildung interessierten die EU- Kommission keine weiteren Folgen der Mega-Fusion. Französische GewerkschaftlerInnen hatten die WettbewerbshüterInnen über die geplante Vernichtung von 1.000 Arbeitsplätzen
informiert, den Erhalt der Jobs machten diese BAYER aber nicht zur Auflage.
Vorerst keine eigene Versicherung Nach den Ereignissen vom 11. September
haben viele Industrie- Versicherungen ihre Prämien erhöht und bestimmte Risiken nicht mehr übernommen. Besonders betroffen davon waren die Chemie-Unter- nehmen mit ihren Großanlagen. Deshalb planten sie auf
Initiative der BASF, selbst aktiv zu werden. Die Unternehmen erwogen, eine eigene Assekuranz aufzubauen oder sich am Versicherungskonzern GERLING zu beteiligen. Da die Bundesregierung im Falle eines Anschlags auf
Chemie-Anlagen aber eine Haftung in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro zusicherte, begruben die Multis das Vorhaben - vorerst. Der Plan könne jederzeit wiederbelebt werden, betonte laut Süddeutscher Zeitung ein
Insider.
Pigmente an HEUBACH verkauft BAYER hat die Sparte „lichtechte
Farb-Pigmente“ an das Unternehmen HEUBACH verkauft. Der Leverkusener Chemie-Multi trennte sich von Lichtecht-Pigmenten verschiedener Farben, von Produktionsanlagen, Rezepturen und Patenten. Lediglich eine
Fertigungsstätte in Leverkusen blieb im Besitz des Konzerns.
AGFA übernimmt MITRA Die 30-prozentige BAYER-Tochter AGFA hat das
kanadische Unternehmen MITRA übernommen, zu dem es schon lange Geschäftsbeziehungen unterhielt. MITRA hatte für den Konzern unter anderem eine Netzwerk-Lösung zur digitalen Speicherung und Übermittlung von
PatientInnen-Daten und -Bildern entwickelt.
Kooperation mit AXXAM BAYER hat mit dem italienischen
Biotech-Unternehmen AXXAM einen vorerst auf fünf Jahre befristeten, 30 Millionen Euro schweren Kooperationsvertrag geschlossen (siehe auch GENE & KLONE). Der Leverkusener Chemie-Multi erwarb zudem eine Minderheitsbeteili- gung an der Gentech-Firma und legte seine italienische Genforschungs- abteilung
mit der von AXXAM zusammen. Ob dabei Arbeitsplätze vernichtet wurden, gab der Konzern nicht bekannt.
Diagnostika-Deal mit PREMIER INC. Die Diagnostika-Abteilung von BAYER
hat mit PREMIER INC., einer gemeinnützigen Institution im US-Gesundheitswesen, ein groß- volumiges Geschäft vereinbart. Der Leverkusener Chemie-Multi beliefert künftig ca. 1.800 Krankenhäuser und andere
Einrichtungen mit notfall-medizinischen Geräten zur Blutgas-Analyse. Entsprechende Verträge mit PREMIER INC. über Ausrüstungen für die Nukleinsäure- Diagnostik, Hämatologie, Urin-Diagnostik und die Immunologie
existieren bereits.
Pigment-Fabrik an SUN BAYER hat eine Anlage zur Herstellung von
organischen Pigmenten im US-amerikanischen Bushy Park an das Unternehmen SUN CHEMICAL CORPORATION verkauft. Ob der neue Eigentümer alle 180 im Werk beschäftigten MitarbeiterInnen übernimmt, wurde nicht bekannt
gegeben.
Verkauf von CHEMDESIGN BAYER hat sich in den USA von seiner
Feinchemikalien für die Foto- und Agro-Industrie herstellenden Tochter-Gesellschaft CHEMDESIGN getrennt. Der Leverkusener Chemie-Multi verkaufte CHEMDESIGN und die mit ihr verbundene Firma SPECIALITYCHEM an das
Investment- Unternehmen CHESTNUT ACQUISITATION.
Osteoporose-Forschung an GLAXO BAYER konzentriert sich im Pharma-Bereich
auf immer weniger Gebiete. Darum hat der Leverkusener Chemie-Multi jetzt die Vermarktungsrechte an einem in der Erprobung befindlichen Wirkstoff gegen Osteoporose an das britische Pharma-Unternehmen GLAXO
SMITH-KLINE verkauft. Nach Aussagen eines Konzern-Sprechers könnte die Veräußerung weiterer Medikamenten-Kandidaten folgen, was die Vernichtung weiterer Arbeitsplätze in der Forschung bedeuten würde. Ingesamt sind
beim Pharma-Riesen momentan elf Arznei-Stoffe in der Entwicklung.
Neue Unternehmensstruktur in Asien Der BAYER-Konzern hat in der
Asien-Region seine Management- Strukturen verändert. Er legte die eigenständig agierenden Leitungsebenen für die 13 wichtigsten Absatz-Länder zusammen. Künftig existieren mit Südostasien, Japan, Korea, Greater
China, Indien und Australien nur noch fünf Ländergruppen mit den entsprechenden Management-Abteilungen.
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