SWB 02/2002 - Ticker

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Kahlschlag durch „Grüne Revolution“
Wie heutzutage die „Grüne Gentechnik“ so wurde vor 50 Jahren die „Grüne Revolution“ mit ihren Hochertragssorten, den Ackergiften von BAYER & Co. und künstlichem Dünger als Lösung des Welthunger- Problems angepriesen. Die Bilanz sieht ganz anders aus: Die „Grüne Revolution“ hat auf die landwirtschaftlich genutzten Flächen wie ein Kahlschlag gewirkt. Durch Erosion, Versalzung und Nährstoff-Abbau hat sie zwei Drittel der weltweit genutzten Acker-Areale unbrauchbar gemacht.

Pestizid-Unfall in Südafrika
Wie die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) erst jetzt in Erfahrung brachte, ist im Jahr 2000 ein Kraftfahrzeug, das BAYER- Pestizide transportierte, in einen Verkehrsunfall verwickelt worden.
500 kg Agrochemikalien traten aus; es kam zu mehreren Vergiftungs-
fällen. Der Leverkusener Chemie-Multi hat den lokalen Behörden gegenüber jegliche Verantwortung abgelehnt.

Neues Herbizid: EVEREST
Wie der exzessive Gebrauch von Antibiotika in der Massentierhaltung und in der Humanmedizin dafür sorgt, dass Krankheitserreger Resistenzen herausbilden, so werden Kulturpflanzen schädigende „Unkräuter“ oder Insekten immun gegen die Pestizid-Dröhnungen auf den Äckern. Deshalb muss BAYER in regelmäßigen Abständen neue Produkte auf den Markt werfen. Seit kurzem vermarktet der Lever-
kusener Chemie-Multi EVEREST als Herbizid gegen Borstenhirse und Flughafer, gegen die bisherige Anti-Unkrautmittel nicht mehr ankamen. Der Wirkstoff Flucarbazone-Sodium schaltet in den unerwünschten Pflanzen das für die Eiweiß-Synthese zuständige Enzym aus, weshalb jene eingehen - bis sie eines Tages auch EVEREST trotzen können und das Spiel wieder von vorn beginnt.

Anti-zyklische BAYER-Zuwächse
Im Jahr 2001 schrumpfte der Weltmarkt für Pestizide. Die Verkäufe gingen um acht Prozent auf 25,6 Milliarden Dollar zurück. Als Gründe dafür führt die Fachzeitschrift Agrow die niedrigeren Preise für Agro-Produkte, die Abnahme der Anbau-Flächen in den USA und Europa, die Zunahme von Gentech-Kulturpflanzen sowie den starken Preisdruck für Agrochemikalien in Ost-Asien an. Die Pestizid-Sparte von BAYER verzeichnete gegen diesen Trend einen Zuwachs von zehn Prozent, wovon allerdings sechs Prozent auf das Konto der zugekauften Ackergifte FLINT und MIKADO gingen.

Aus für Parathion
Der Pestizid-Wirkstoff Parathion, enthalten in den BAYER-Mitteln ECOMBI und E 605 FORTE, hat EU-weit seine Zulassung verloren. Aufgrund seiner extremen Giftigkeit wurde das Organophosphat nicht in die von der Europäischen Union aufgestellte „Liste zulässiger Wirkstoffe“ aufgenommen. Von der Süddeutsche Zeitung-Journalistin Wiebke Rögener dazu befragt, erklärte BAYER-Sprecher Hermann-Josef Baaken: „Wir vertreiben das Mittel schon lange nicht mehr.“
Beim Nachhaken Rögeners kam es dann aber heraus: BAYER hatte die entsprechenden Produkte bis zum September 2001 im Angebot. Auch in der Produkt-Liste 2002 ist mit ME 605 Spritzpulver noch ein parathion- haltiges Mittel aufgeführt. Die COORDINATION GEGEN BAYER- GEFAHREN (CBG) hat deshalb bei der Biologischen Bundesanstalt in Braunschweig eine Anfrage gestellt.

Neue EU-Zulassungsbedingungen
Seit Sommer 2001 haben sich innerhalb der EU die Zulassungs-
bedingungen für Pestizide geändert. Nach der so genannten Indikationszulassung müssen Agrochemikalien ihre Wirksamkeit nun für ein ganz bestimmtes Anwendungsgebiet (ein Schad-Insekt, ein Unkraut- Typ) unter Beweis stellen und erhalten dann auch nur für diesen begrenzten Bereich eine Genehmigung. Die Zeit der Rundumschlags-
gifte ist damit abgelaufen - das Aus für ein Drittel aller marktgängigen Pestizide. Die EU-Bestimmung zur Überprüfung von Alt-Substanzen könnte die Produkt-Palette der Agro-Multis zusätzlich dezimieren. BAYER passt das gar nicht, weshalb Konzern-Sprecher Hermann-Josef Baaken schon eine Insekten-Plage größten Ausmaßes prophezeit:
„Es werden sich erhebliche Lücken im Pflanzenschutz auftun.“