PROPAGANDA & MEDIEN
DMW verschweigt Abhängigkeiten Die renommierten internationalen
Fachzeitschriften für Medizin haben letztes Jahr in einem Codex beschlossen, die Abhängigkeiten ihrer Arzneimittelstudien-AutorInnen von BAYER & Co. offen zu legen. Ihr bundesdeutsches Pendant Deutsche
Medizinische Wochenschrift (DMW) ist noch nicht so weit. Sie verlangt zwar redaktionsintern eine Aufklärung über Verträge mit der Pharma-Industrie, veröffentlicht die Angaben aber nicht unbedingt. Stattdessen
entscheidet ein Gespräch mit dem/der AutorIn, „in welcher Form diese Information an den Leser weitergegeben werden soll“, erklärte ein DMW-Journalist gegenüber dem Pharma-Brief 7/01.
Greenwashing-Teilerfolg Seit einiger Zeit versuchen sich BAYER & Co.
ein Öko-Image zu geben - „Greenwashing“ nennen KritikerInnen dieses PR-Manöver. Zu der Strategie gehört die Kreation eines „grünen“ Aktien-Indexes, dem „Dow Jones Sustainability Index“ (DJSI). Natürlich ist BAYER
darin aufgeführt. Das wiederum verschaffte dem Leverkusener Chemie-Multi einen Auftritt in der Zeitschrift Öko Invest. Die ökologischen Aktien-TesterInnen erwähnen zwar die Kritik der COORDINATION GEGEN BAYER-
GEFAHREN (CBG) und anderer am Konzern und bewerten die Aktie nach ihren Öko-Kriterien negativ, aber auf der grünen Haben-Seite des Konzerns verbuchen sie unkommentiert Angaben aus BAYERs eigener Öko-Bilanz. So
findet das Institut für Naturstoff-Forschung in Wuppertal ebenso wie die Senkung der Treibhaus-Gase trotz Produktionsstei- gerung und das Engagement in der UN-Initiative „Global Compact“ eine lobende Erwähnung.
Unverdient, denn einer genaueren Überprüfung halten nicht einmal diese ökologischen oder sozialen Petitessen stand.
Kampagne gegen Emissionshandel Mit großformatigen, in fast allen
überregionalen Tageszeitungen erscheinenden Anzeigen macht der „Verband der Chemischen Industrie“ (VCI) Stimmung gegen das EU-Vorhaben „Emissionshandel“ (Erläuterungen siehe WASSER, BODEN & LUFT). Nach Ansicht
von BAYER & Co. gefährdet die Regelung Arbeitsplätze, vergiftet das Investitionsklima und befördert Produktionsverlegungen ins Ausland - das argumentative Standard-Repertoire der Chemie-Multis gegen
umweltpolitische Vorstöße aller Art. Als Alternative brachten sie wieder einmal ihr Lieblingsinstrument ins Spiel: die zu nichts verpflichtenden Selbstverpflichtungserklärungen.
Korrekt schenken mit BAYER Kleine Geschenke der BAYER-Pharmadrücker an
die ÄrztInnen wie Flugreisen in ferne Länder (siehe SWB 01/02) erhalten die Freundschaft und das BAYER-Präparat auf dem Rezept-Block. Welche milden Gaben MedizinerInnen noch annehmen dürfen, ohne gegen ethische Richtlinien
zu verstoßen, darüber hat jetzt die US-amerikanische ÄrztInnen- Vereinigung „American Medical Association“ ihre Mitglieder informiert. Diese Kampagne wiederum haben BAYER und die üblichen anderen Pharma-Verdächtigen
gesponsort - scheinheiliger geht es nicht.
Erkauftes Schweigen der Wirtschaftspresse Auf dem „Mainzer
Medien-Disput“ stand der bundesdeutsche Wirtschaftsjournalismus massiv in der Kritik. Die Journalismus- Professorin Claudia Mast warf den SchreiberInnen vor, häufig einfach nur die Presse-Mitteilungen der Konzerne
zu übernehmen. Wolfgang Kaden vom Manager Magazin monierte, dass seine KollegInnen viel zu selten über Skandale bei BAYER & Co. berichteten. Er nannte auch einen Grund dafür: Der Kampf um Anzeigen habe zu einem
erhöhten Druck auf Verlage und Redaktionen geführt. Manchmal bleibt es nicht bei Worten und Drohungen. Um die Veröffentlichung missliebiger Information zu verhindern, zahlen die Multis auch Geld, berichtete der
Capital-Gründer Adolf Theobald.
BAYER bildet LehrerInnen fort Damit die Kinder im Umkreis des Dormagener
BAYER-Werkes lernen, was BAYER unter Chemie versteht, bietet der Chemie-Multi ein Fortbildungsprogramm für Grundschul-PädagogInnen in den Bereichen Chemie, Physik und Technik an. Für diese dreiste Privatisierung des
Fach-Unterrichtes kooperiert der Konzern mit dem Schulamt Neuss und der Unternehmer-Initiative „Schule/Wirtschaft“.
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