SWB 01/03 - Ticker

IMPERIUM & WELTMARKT

Handelskrieg EU-USA?
Dieter Hundt, der Präsident der bundesdeutschen Arbeitsgeber- Verbände (BDA), sah sich genötigt, auf einen Antikriegsaufruf von KünstlerInnen und Intellektuellen mit einem Offenen Brief zu reagieren. „Erschütternd“ fand er es, wie die AutorInnen des Demonstrationsaufrufs einen demokratisch gewählten Staatschef gegen einen Diktator, der sein eigenes Volk unterdrückt, (...) ausspielen wollen“. Warum er es wirklich „erschütternd“ fand, schrieb Hundt natürlich nicht: Der BDA-Vorsitzende befürchtet negative Folgen für die deutsch- amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen durch den Kurs der Regierung Schröder. Anzeichen davon gibt es bereits. TREIF MASCHINENBAU und KRAUSS-MAFFEI gingen nach eigenen Angaben aus politischen Gründen Aufträge des US-Staates verloren. Vor allem Mittelständler haben Angst vor Gewinn-Einbußen im Export-Geschäft. Die großen Konzerne spüren nach einer Umfrage der „Deutsch-Amerikanischen Handelskammer“ noch keine Auswirkungen. Sie haben nämlich zumeist Niederlassungen in den Vereinigten Staaten und eine Benachteiligung würde langfristig viele US-BürgerInnen ihren Arbeitsplatz kosten. Aber auch für sie könnte es eng werden. Sollte die Bundesrepublik den USA keine Überflugsrechte gewähren, sieht ein ungenannt bleiben wollender Manager eines Automobil-Herstellers Kampagnen gegen bundesdeutsche Produkte voraus. Obwohl der US-amerikanische Kongress-Abgeordnete Tom Lantos beim deutsch-amerikanischen Gesprächskreis in Bonn zur Freude von  Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und VertreterInnen von BAYER & Co. Sanktionen ausschloss, mehren sich die Anzeichen dafür, dass Bill Gates mit seinem Ausspruch „Kapitalismus ist für Politik viel zu opportunistisch“ Unrecht hat. Die bundesdeutschen Industrie-Lobbyisten arbeiten jedenfalls derzeit kräftig an einer Versöhnungsstrategie und bereiten zum 20. Mai ein großes Freundschaftstreffen US-amerikanischer und bundesdeutscher Wirtschaftsbosse in Washington vor. Ihr Verhalten macht deutlich, dass die Frage „Krieg oder Frieden“ für sie keine moralische oder politische ist, sondern eine ökonomische. Wenn es hart auf hart kommt, würden sie einen Krieg gegen den Irak in jedem Fall einem deutsch-amerikanischen Handelskrieg vorziehen.

Bieber löst Fuhr ab
Seit Anfang des Jahres ist Dr. Wolfgang Bieber neuer Leiter des Uerdinger BAYER-Werks. Er löste Dr. Hartmut Fuhr ab, der in Pension geht.

Arbeitsdirektor verlässt BAYER
Wolfgang Böckly hat es nicht lange auf dem Posten des BAYER- Arbeitsdirektors ausgehalten, den er erst im vergangenen Jahr von Attila Molnar übernommen hatte. Der seit 1975 beim Leverkusener Chemie- Multi beschäftigte Böckly verließ das Unternehmen auf eigenen Wunsch zum Jahresende 2002. Informationen über ein eventuelles Angebot eines anderen Konzerns lagen dem Pharma-Riesen nicht vor. Vielleicht wollte der 54-Jährige einfach nicht länger Verantwortung für die umfangreichste Arbeitsplatz-Vernichtung der Firmen-Geschichte tragen.

Harte Verkaufsgespräche mit BASF
Als die Kartell-Behörden BAYER die Zustimmung zur Übernahme von AVENTIS CROPSCIENCE gaben, knüpften sie diese an die Auflage, unter anderem Teile des Insektizid-Geschäftes zu verkaufen. BASF meldete sogleich Interesse an. Es fanden auch Gespräche statt, aber eigentlich wollte sich der Leverkusener Chemie-Multi keine zusätzliche Konkurrenz im eigenen Land machen und die Produkt-Linien lieber an einen ausländischen Agro-Multi veräußern. Die BASF war darüber „not amused“ und griff zu etwas gröberen Verhandlungsmitteln. Die Unter-
händlerInnen drohten damit, dem Pharma-Riesen die Zusammenarbeit im Shanghaier Chemie-„Park“ aufzukündigen, falls der Deal nicht zustande käme. Damit wurde die Transaktion bei BAYER Vorstands-
sache. Wenning & Co. wägten ab und entschieden sich für das Ludwigshafener Unternehmen. Offiziell hieß es dann, die BASF habe sich „nach einem intensiven Verkaufsprozess“ gegen andere Konkurrenten durchgesetzt.

Verkauf der RHEIN CHEMIE geplatzt
Ende 2002 meldete der Leverkusener Chemie-Multi den erfolgreichen Abschluss der Verkaufsgespräche in Sachen RHEIN CHEMIE. Jetzt ist der Deal mit der US-amerikanischen Finanz-Gruppe ADVENT INTERNATIONAL doch noch gescheitert. Der Finanz-Investor konnte in BAYERs Augen nicht genügend Sicherheiten zur Finanzierung des vereinbarten Preises von 215 Millionen Euro bieten. Daneben gelang es nicht, in einigen offen gebliebenen Fragen des Vertrags Einigung zu erzielen, über die der Konzern keine genaueren Angaben machen wollte.

Weniger als erhofft für POLYMER LATEX
BAYER verhandelt derzeit mit drei Interessenten über den Verkauf des gemeinsam mit DEGUSSA betriebenen Joint Ventures POLYMER LATEX. Bei seinen Preis-Vorstellungen muss der Leverkusener Chemie-Multi dabei nach einem Bericht der Financial Times Deutschland aber kräftige Abstriche machen. Da das Kunststoff- Geschäft sehr konjunktur-abhängig ist und es stärker unter der gegenwärtig schlechten Wirtschaftslage leidet als konsumnahe Branchen, kann der Pharma-Riese nur mit einem Betrag von etwas über 200 Millionen Euro rechnen. 

Weitere Verkäufe an MAKHTESHIM
Um die mit der Genehmigung der Übernahme von AVENTIS CROPSCIENCE verbundenen Auflagen der EU-Kartellbehörde zu erfüllen, hat BAYER für 52 Millionen Euro einen weiteren Teil seines Pestizid-Geschäfts an das israelische Unternehmen MAKHTESHIM- AGAN veräußert. Unter anderem gab der Leverkusener Chemie-Multi Insektizide für den Landwirtschaftsbereich auf Pyrethroid-Basis ab.

Schlechte Geschäfte in China
Das China-Geschäft BAYERs bleibt hinter den Erwartungen zurück. Während der Leverkusener Chemie-Multi den Umsatz in Südostasien um 13, in Indien um 11 und in Australien um acht Prozent steigern konnte, betrug das Wachstum in der Zone China, Taiwan, Hongkong nur zwei Prozent. Da der Konzern dort 60 Prozent seiner Profite durch Geschäfte als Zulieferer für die Groß-Industrie macht, war er stark von dem Preis-Verfall in diesem Markt-Segment betroffen. Trotzdem will der Konzern in China weiter expandieren.

BAYNAS-Vermarktung mit KYORIN
BAYER/Japan hat sich mit dem Tokioter Unternehmen KYORIN PHARMACEUTICALS auf eine gemeinsame Vermarktung von BAYNAS, dem BAYER-Mittel gegen allergischen Schnupfen mit dem Wirkstoff Romatrapan, verständigt.