SWB: Sie klagen BAYER Philippines an, Sie auf Grund Ihres aktiven Mitwirkens in der Gewerkschaft entlassen zu haben. Gibt es für diese Anklage Beweise?
Juanito Facundo: Einen direkten Beweis gibt es nicht, doch kann man aus dem Verhalten der Unternehmensleitung schließen, dass meine Entlassung in direktem
Zusammenhang mit meiner Gewerkschafts- mitgliedschaft stand. Seit der Gründung unserer Interessensvertretung, der EMPLOYEES UNION OF BAYER PHILIPPINES - FEDERATION OF FREE WORKERS (EUBF), im Jahr 1987 bis 2003
hatte ich die höchste Position, die des Gewerkschaftspräsidenten, inne. Zur Zeit bin ich Vize-Präsident unserer Organisation. Während meiner Amtszeit wurden zahlreiche Fälle unfairer Behandlung am Arbeitsplatz vor
Gericht gebracht. 1997 kam es sogar zu einem zweimonatigen Streik der Arbeiter bei BAYER Philippines. Auch gab es zahlreiche Beschwerden innerhalb des Unternehmens. Alles geschah jedoch im Rahmen des geltenden
Rechts.
SWB: Das Engagement hatte Konsequenzen?
JF: Ja, während der Aufbau-Phase unserer Gewerkschaft wurde ich von einem Tag auf den anderen von Canlubang, Calamba, Laguna, wo ich als
Elektroingenieur für das gesamte elektrische System der Produktionsanlage zuständig war, zum Hauptsitz des Unternehmens im 50 km entfernten San Juan, Metro-Manila versetzt. Ich klagte dagegen vor dem Arbeitsgericht
und bekam Recht zugesprochen. Der Richter wies BAYER an, mich wieder bei der Produktionsanlage als Elektro-Ingenieur zu beschäftigen. Der Konzern versuchte das zu hintertreiben, musste mich jedoch wieder
zurücknehmen - allerdings nur physisch: Meinen alten Job erhielt ich nicht mehr. Die Gewerkschaft intervenierte vergebens.
Von da an arbeitete ich als Springer ohne bestimmten Aufgabenbereich bis zu meiner endgültigen Kündigung durch das Unternehmen, gültig ab dem 4. Mai 2000. Am
4. April 2000 war ich bereits (auf Grund einer Anweisung der Unternehmensleitung) vom Werksschutz am Betreten der Produktionsanlage gehindert worden, erfuhr jedoch erst durch die Verwaltung von meiner Kündigung. Ich
fragte nach den Gründen und erhielt als Antwort, es handele sich hierbei um ein Vorrecht der Geschäftsführung.
SWB: BAYER stellt die Entlassung als nötige Rationalisierungsmaßnahme dar.
JF: Nach meiner Entlassung erschien am schwarzen Brett des Unternehmens sowie in einer Tageszeitung eine Anzeige, BAYER Philippines suche einen
Elektroingenieur, der wenig später eingestellt wurde. Ich bin der Meinung, dass das Vorgehen der Unternehmensleitung in Bezug auf meine Kündigung auf Abneigung gegen die Gewerkschaft resultierte. Die Manager waren
der Meinung, dass meine Entlassung dem Aktivismus rechtmäßiger Arbeiterorganisationen ein Ende bereiten würde.
SWB: Warum hat BAYER Philippines versucht, den Einfluss der EUBP zu minimieren? Auf welche Weise unterstützte das Unternehmen die Gründung der moderateren
REUBP?
JF: BAYER Philippines, so glaubt die EUBP-FFW, wollte die Entstehung organisierter Arbeiter in seinem Unternehmen verhindern. Das Unternehmen unterstützte die
REUBP in vielfältiger Weise. Das Management half auf organisatorischer Ebene und forderte die Beschäftigten auf, in die REUBP einzutreten. Zudem stellte sie die Funktionäre frei, damit diese im ganzen Land
Aktivitäten entfalten konnten. Darüber hinaus gab BAYER der REUBP Finanz-Spritzen und erkannte sie schließlich als offiziellen Tarif-Partner an.
SWB: Ist es wahr, dass BAYER Seminare gesponsert hat, in deren Rahmen die Gewerkschaften verunglimpft wurden?
JF: Am 3.August 1998 gab es in San Juan ein von BAYER Philippines organisiertes Seminar für "middle managers", dem auch EUBP-FFW- Mitglieder beiwohnten.
Das Thema sollte "Nationale Sicherheit" sein, tatsächlich ging es aber um den Kommunismus in der Arbeiterbewegung mit einem sich vom Kommunismus losgesagt Habenden als "Gewährsmann". Nach der
Veranstaltung waren viele EUBP-Mitglieder beunruhigt über den angeblichen Einfluss von Kommunisten auf die Gewerkschaften und kündigten ihre Mitgliedschaft auf.
SWB: Wie stark ist die Gewerkschaft auf den Philippinen? Haben die Mitglieder genug Energie und auch Einfluss, um sich für die Rechte von Arbeitern
einzusetzen?
JF: Die Union ist stark genug, für die Rechte heimischer Arbeiter zu kämpfen, da es Gesetze gibt, die diese Rechte schützen. Jedoch führte die Veränderung der
ökonomischen Landschaft durch die Globalisierung zu einem gefährdeteren Status des Arbeitsrechts.
SWB: Seit einigen Jahren gibt es eine internationale Bewegung gegen die Globalisierung. Hat dies zu einem besseren Verhältnis zwischen philippinischen und
europäischen oder amerikanischen Gewerkschaftsmitgliedern geführt?
JF: Die Gewerkschaftler haben weltweit begriffen, dass sie zusammenhalten müssen, um etwas zu erreichen und haben begonnen, ihre Arbeit zu koordinieren.
SWB: Was sollten die Schwerpunkte einer solchen Kooperation sein? Aktionen gegen doppelte Standards beispielsweise?
J. F: Die beim Arbeitsrecht bestehenden Unterschiede in den einzelnen Ländern sind ein Hauptthema der Arbeiterbewegung auf globaler Ebene. Die INTERNATIONAL
LABOUR ORGANISATION (ILO) hat Grundsätze zur Vereinheitlichung des Rechtsrahmens aufgestellt. Nun kommt es daran an, dass die Regierungen diese Regelungen übernehmen, um die doppelten Standards zu eliminieren und so
für sozialen Ausgleich zu sorgen und die jetzigen Bestimmungen zu humanisieren.
Eine Zusammenarbeit könnte sicherlich eine Codifizierung sozialer Rechte und des Arbeitsrechts im globalen Maßstab vorantreiben und eine Gegenmacht gegen die
großen multinationalen Konzerne bilden, deren Opfer die wehrlosen Arbeiter sind. Ein solcher Zusammenschluss von Arbeitern würde den internationalen Institutionen der Multis wie der OECD und dem "Global
Compact" entsprechen und dürfte deren Bekenntnisse zu sozialer Veranwortung ergänzen bzw. ihnen mehr Leben einhauchen.
Übersetzung: Stichwort BAYER Redaktion
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