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Giftmüll

WDR, Westpol, Sendemanuskript vom 11.02.2007

Giftmüll aus Australien

Autorin: Beate Becker

Giftmüll in Fässern so ähnlich wird es aussehen, wenn ein Teil des Hexachlorbenzols aus Australien hier verbrannt wird, bei Bayer Industry Services in Leverkusen. Das Unternehmen
betreibt drei Verbrennungsanlagen für gefährlichen Müll. Der wird bis zu 2 Stunden lang bei über 1000 Grad in einem Dreh-rohrofen vernichtet. Zum Großteil kommt der Müll aus den eigenen Chemieparks.

O-Ton Joachim Beyer, Bayer Industry Services:
"94% der Abfälle, die wir entsorgen, das sind 270.000 Tonnen im Jahr, stammen aus diesen Chemieparks, lediglich 6% stammen aus den Nachbarländern der Europäischen Gemeinschaft.
6% das sind 16.000 Tonnen pro Jahr. Und Platz wäre auch für 4500 Tonnen Giftmüll die aus Australien erwartet werden. Sondermüllimporte da ist NRW spitze. Hier gibt es 12 moderne Verbrennungsanlagen für gefährlichen Müll. Grund: die dichte Chemieindustrielandschaft. Der Müllimport steigt rasant: von
rund neunzigtausend Tonnen 1997 auf über 610.000 Tonnen 2005. Hauptsächlich kommt der Sondermüll aus Europa, aber auch aus Übersee, z.B. Mexiko und Thailand. Umweltverbände protestieren seit Jahren gegen die Müllimporte:

O-Ton Philipp Mimkes, Coordination gegen Bayer-Gefahren:
"Verbrennung von Sondermüll führt zu erhöhten Emissionen. Man darf auch nicht die Schlacken und Filterstäube vergessen, die deponiert werden müssen, die sind ein giftiges Erbe für künftige Generationen. Es kann nicht sein, dass ein dicht besiedeltes Gebiet wie NRW das Ziel internationaler Giftmülltransporte wird und jetzt auch aus Übersee."

In der Sondermüllverbrennungsanlage in Herten, der einzigen Anlage dieser Art in öffentlicher Hand, wurden in den letzten beiden Jahren jeweils 28.000 t gefährlicher Müll aus dem europäischen Ausland vernichtet, vor allem aus den Nieder-landen, aber auch aus Belgien, Frankreich und anderen Staaten. Nun sollen im Mai auch hier mehrere tausend Tonnen des australischen Giftmülls landen. Am Dienstag informierten sich Bürger über den Stand der Dinge. Noch laufen die Genehmigungsverfahren. Doch sollten die australischen Behörden bestätigen, dass es bei Ihnen keine geeignete Verbrennungsanlage gibt, müssen die Behörden hier den Import zulassen. Das liegt an internationalen Umweltvereinbarungen. Der Landesumweltminister will das ändern.

O-Ton Eckhart Uhlenberg, CDU, Umweltminister NRW:
"Es gibt immer wieder neue Anfragen aufgrund des hohen technischen Standards, das jüngste Beispiel Australien. Man kann sich noch über angrenzende Länder unterhalten, was die Ent-sorgung von Sondermüll angeht, aber wenn es um größere Entfernungen geht, wir hatten eine Anfrage aus Italien, das konnten wir gerade noch verhindern, da sind die Transportrisiken zu hoch, da macht es Sinn, vor Ort eigene Sondermüllverbrennungsanlagen zu bauen."
Um Sondermüllimporte zu verhindern, müssen internationale Vereinbarungen geändert werden. Das geht nicht ohne Bund und EU. Die Entsorger freuen sich derweil, am ausländischen Sondermüll zu verdienen. Sie haben lange unter niedrigen Marktpreisen gelitten auch, weil sie zu hohe Kapazitäten geschaffen haben, sagen Kritiker. Bayer und Co setzen weiter auf eine europäische Zusammenarbeit.

O-Ton Joachim Beyer, Bayer Industry Services:
"Es gibt in Europa ein Entsorgungsverbundnetz der einzelnen Sonderabfallverbrennungsanlagen, das ist auch erforderlich, um mit hohen Sicherheitsstandards eine Entsorgung zu gewährleisten, damit ist zwangsläufig ein Abfalltransport über Landesgrenzen erforderlich, um diesen Verbund funktionieren zu lassen."
Aber muss es Giftmüll aus aller Welt sein? In NRW wächst der Widerstand gegen die Rolle des Landes als größter Giftmüllimporteur.

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