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Störfall Wuppertal

Gutachten fordert Konsequenzen für Bayer-Vorstand

Westdeutsche Zeitung, 30. November 2000

Vorwürfe gegen Bayer

„Coordination“ beklagt Sicherheitsmängel während des Unfalls

Ein gewaltiger Knall ließ am 8. Juni des vergangenen Jahres Häuser in Wuppertal erbeben. Grund war die Explosion einer Produktionsanlage für Pflanzenschutzmittel im Bayer-Werk Elberfeld.

Rund 18 Monate danach fordert der Rechtsanwalt der „Coordination gegen BAAYER-Gefahren“ (CBG), Wolfgang Diesing, eine Neuaufnahme des Verfahrens gegen die Verantwortlichen der Bayer AG. Gestern übersandte Diesing der Wuppertaler Staatsanwaltschaft ein Gutachten des Chemikers Jürgen Rochlitz, der gravierende Sicherheitsmängel beklagt.

So hätte die Reaktion in den Kesseln mit höchster Präzision und Aufmerksamkeit von der Messwarte aus kontrolliert werden müssen. Dem Verantwortlichen hätte an Hand der Werte auffallen müssen, dass zwei Chemikalien verwechselt wurden. Zum Zeitpunkt der Explosion war die Messwarte jedoch nicht besetzt. „Wäre sie besetzt gewesen, so hätten Chemiker das Unglück vier Mal verhindern können“, erklärte Rochlitz.

Rochlitz bezeichnete es ferner als skandalös, dass bei den direkt nach der Explosion erfolgten Luftmessungen lediglich die klassischen Schadstoffe gemessen wurden und kein Versuch unternommen wurde, nach dem Verbleib der gefährlichen Inhaltsstoffe des explodierten Reaktors zu fahnden. Zudem sei nach dem Verfahren nur ein „Schuldiger von unterster Ebene“ von der Wuppertaler Staatsanwaltschaft zu einer Geldbuße von 5000 Mark verurteilt worden. „Wir verlangen eine Reaktion der Wuppertaler Staatsanwaltschaft“, so Diesing.