SWB 01/03 - Ticker

ÖKONOMIE & PROFIT

Ganz legale Steuertricks #1
Die Stimmung ist schlechter als die Lage - das trifft auch auf die Ertragssituation der großen Konzerne zu. BAYER & Co. nutzten nämlich die Gunst der als mies betrachteten Konjunktur-Stunde, um mittels ganz legaler Bilanz-Tricks Abgaben an die Staatskasse zu sparen. „Viel Negatives wurde jetzt in die Bilanzen aufgenommen. Die Wertberichti-
gungen und Abschreibungen haben aber nichts mit dem operativen Geschäft zu tun“, zitiert die Berliner Morgenpost  Johannes Reich vom BANKHAUS METZLER.

Ganz legale Steuertricks #2
In der Öffentlichkeit weint sich BAYER-Chef Walter Wenning über das rot-grüne „Steuervergünstigungsabbau-Gesetz“ aus. „Sollten diese Pläne tatsächlich umgesetzt werden, würde dies zu einer ernsthaften Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen führen. (...) Damit wäre der gesamte Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr“, lamentiert er. Derweil arbeiten die Steuer-ExpertInnen der Konzerne klammheimlich längst daran, die Abgaben-Last der Firmen mittels ganz legaler Steuertricks auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre zu halten. „Wir müssen höllisch aufpassen. Wenn wir unsere Optionen jetzt zu laut herausbrüllen, bringen wir die Beamten im Finanzministerium womöglich auf Ideen, auf die die Leute bisher nicht gekommen sind“, zitiert die Wirtschaftswoche den Finanz-Vorstand eines Global Players. Und Optionen haben sie reichlich. Da Gewinne und Verluste der einzelnen Tochter-Gesellschaften nicht mehr so lange miteinander verrechnet werden können, bis eine glatte Null herauskommt, haben die Trickser andere Methoden gefunden. Entweder sie lassen nicht verrechnenbare Verluste buchungstechnisch erst gar nicht entstehen, oder aber sie weisen Gewinne genau an den Standorten aus, wo die Hebesätze der Gemeinde-Steuern niedrig sind. Einige Unternehmen steuern ihre Produktion sogar nach Abgabe-Gesichtspunkten und drosseln sie in Hochsteuer-Gemeinden, während sie sie in Steuer- Paradiesen hochfahren. Das nur noch bis zum Jahr 2003 uneinge- schränkt mögliche Geltendmachen von Verlust-Vorträgen hat die Phantasie der Steuer-ExpertInnen besonders angeregt. Viele Firmen lösen ihre stillen Reserven auf, die durch die Differenz zwischen dem in den Bilanzen niedrig veranschlagtem Wert einer Anlage oder einer Maschine und ihrem tatsächlichen Verkehrswert entsteht. Beispielsweise verkaufen sie einer ihrer Tochter-Gesellschaften eine Anlage, schreiben der Konzern-Mutter den dadurch entstehenden hohen Gewinn gut und verrechnen mit diesem die buchungstechnisch angesammelten Verluste. Beliebt ist es auch, den Unternehmenstöchtern Darlehen zu gewähren, für die über ein Jahr keine Zinsen anfallen. Pumpen sie einem Betriebsteil z. B. 30 Millionen Euro, so muss dieser nur den abgezinsten Wert von 20 Millionen als Minus bilanzieren. Der dabei entstehende Papier-Gewinn von 10 Millionen steht dann wieder zum steuersparenden Gegen-Rechnen von Verlusten zur Verfügung. Die Finanz-Lage der Städte und Gemeinden dürften aufgrund der Rechen- Künste von BAYER & Co. also weiterhin kritisch bleiben.

Pensionskasse baut
Die BAYER-Pensionskasse betätigt sich zunehmend als Bauherr. Sie hat in Lörrach ein Grundstück erworben und lässt dort für die Investitionssumme von 15 Millionen Euro eine Laden-Galerie errichten. Unternehmen wie H & M und DM-Drogeriemarkt haben schon Verkaufsfläche angemietet.

Chemie für Chips
Mittlerweile stellt die Chip-Industrie den Hauptabnehmer von Chemie- Produkten des Leverkusener Chemie-Multis dar. Die BAYER-Sparte leidet deshalb vor allem an der Absatz-Krise der Halbleiter-Branche.

BAYER leidet kaum unter Dollar-Schwäche
Der Chemie-Industrie macht der derzeit im Vergleich zum Euro schwache Dollar weniger zu schaffen als anderen Branchen. Er verteuert zwar die Exporte nach Nordamerika, sorgt aber auch für eine Reduzierung der Öl-Kosten. Zudem sind die meisten Konzerne bis zu einem bestimmten Umfang gegen Währungsrisiken abgesichert.