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PROPAGANDA & MEDIEN
DIB betreibt Gegen-Aufklärung Die „Deutsche Industrie-Vereinigung
Biotechnologie“, der auch BAYER angehört, hat auf eine Kampagne des BUNDES FÜR UMWELT- UND NATURSCHUTZ DEUTSCHLAND (BUND) gegen die „grüne Gentechnik“ mit einem Faltblatt reagiert. Darin versucht sie, alle Einwände
gegen die Risiko-Technologie wie die allergene Gefahr, die Unkontrollierbarkeit und die Übertragung von Antibiotika- und Herbizid-Resistenzen zu zerstreuen. „Der BUND befürchtet, dass gentechnisch veränderte,
herbizid-resistente Pflanzen diese Eigenschaft auf andere Pflanzen übertragen, doch Landwirte wissen ganz genau, wie sie damit umgehen können (...).“ So leichtfertig will die DIB Bedenken wegen der weltweit
zunehmenden Auskreuzungen von gentechnisch veränderten Kulturpflanzen auf konventionell oder ökologisch angebaute zerstreuen, die Ökobauern wie Marc Loiselle dazu zwingen, keinen Raps mehr anzubauen (SWB 4/02). Wie
BAYER & Co. den „kritischen Dialog“ mit Gen-GegnerInnen zudem für ihre kommerziellen Interessen instrumentalisieren, zeigt die Tatsache, dass das Faltblatt der Gentechnik-Kritik des BUND mit einem Verweis auf
ein Treffen von Gegnern und Befürwortern unter der Schirmherrschaft von Verbraucherministerin Renate Künast begegnet. „Dies verwundert sehr“, heißt es in dem Propaganda-Text zu der Warnung der Umweltschutz-
Initiative vor einer schleichenden und flächendeckenden Gen- Kontamination, „da der von Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast unter Beteiligung aller Interessensgruppen ins Leben gerufene Diskurs eine ganz
andere Fakten-Lage präsentiert: Die Grüne Gentechnik ist seit Jahren weltweit Realität, ohne dass Schäden für Mensch und Umwelt nachgewiesen werden konnten.“
Schmutziges Geschäft auf Gegenseitigkeit Da hat mal wieder eine Hand die
andere gewaschen. BAYER lieferte dem Boulevard-Blatt Bild Desinformationen über die angebliche Wunder-Wirkung von ASPIRIN als Mittel gegen Darmkrebs, Herz-Infarkt etc.pp, die Zeitung machte den Artikel groß auf, und
BAYER wiederum kaufte Springer einen Teil der Auflage ab. Mit dem Aufkleber „Gratis-Exemplar - ASPIRIN wünscht ihnen einen schönen Sonntag“ versehen, ließ der Leverkusener Chemie-Multi 30.000 Stück in Ostdeutschland
verteilen, wo der Medien-Konzern seit zweieinhalb Jahren mit einem Auflage-Rückgang von 12,6 Prozent zu kämpfen hat. Natürlich dementiert das Verlagshaus alle Gerüchte über eine redaktionelle Einflussnahme BAYERs.
Greenwashing mit der UN „Umwelt-Botschaftler lernen von BAYER“
überschreibt „direkt“, das Propaganda-Blatt des Leverkusener Chemie-Multis, einen Artikel über das Projekt, 23 SchülerInnen und StudentInnen aus Asien die angeblich vorbildliche Umweltschutz-Arbeit des Konzerns
vorzuführen, damit sie die so gewonnenen ökologischen Erkenntnisse später einmal in ihren Heimatländern anwenden. Die BesucherInnen besichtigten unter anderem die ehemalige BAYER-Müllkippe Dhünnaue, erfuhren aber
nur, dass inzwischen Gras über die einst größte Giftmüll-Deponie Europas gewachsen ist und auf dem Gelände im Jahr 2005 sogar die Landesgartenschau stattfindet. Kein Wort über die infolge der Emissionen Gestorbenen,
kein Wort über die Billig-Lösung, die Abfälle einfach mittels dicker Schichten aus Ton, Erde und Kunststoff einzubalsamieren statt sie abzutransportieren und zu entsorgen und kein Wort über die nicht geringe
Beteiligung des/der SteuerzahlerIn an den Sanierungskosten. Eine Rhein-Fahrt auf dem Laborschiff des Landesumweltamtes inklusive Wasserqualitätskontrolle gestaltete sich auch nicht informativer. Um etwas über die
unerlaubten Einleitungen des Konzerns in den Fluss und seinen Widerstand gegen die Preisgabe der genauen Angaben zu den schmutzigen Frachten zu erfahren, hätten die BAYER-BesucherInnen schon an Bord des Schiffes vom
VEREIN ZUM SCHUTZ DES RHEINS UND SEINER NEBENFLÜSSE (VSR) gehen müssen. Besonders ärgerlich: Die Eleven aus Thailand, Indien, Singapur und den Philippinen waren im Rahmen des „Young Environmental Envoy Program“ der
UN-Umweltorganisation UNEP in Leverkusen. BAYER ist Hauptsponsor der Aktivitäten und macht bereits ordentlich PR mit der Kooperation, damit sich die Greenwashing-Investition auch lohnt.
Ferien-Wissenschaftswoche bei BAYER Speiseeis diente BAYER als
Einstiegsdroge, um 18 Kindern im Alter zwischen acht und elf die Chemie schmackhaft zu machen. Sie lernten, aus Milch, Sahne und Kakao-Pulver den Grundstoff anzurühren und ihn dann mittels Eis und Salz kalt zu
stellen. Dabei fielen dann Erkenntnisse über die kühlende Wirkung von Salzen ab, was auch Sinn der Übung war. Das Anfixen war offenbar erfolgreich. „Ich möchte Chemiker werden“, stand für viele Kinder nach der
Wissenschaftswoche fest, berichtete die Westdeutsche Zeitung.
Weltweiter BAYER-Unterricht 1992 startete BAYER das Programm „Making
Science make Sense“. Über 1.200 MitarbeiterInnen von 17 Konzern-Standorten haben seither hunderttausende SchülerInnen behelligt. Sogar eine Radio-Serie namens „Everyday Science“ produziert der Leverkusener
Chemie-Multi. 200 Radio-Stationen sind sich nicht zu schade, die Agitprop-Sendungen für eine Naturwissenschaft ohne Risiken und Nebenwirkungen auszustrahlen. In Japan hat der Pharma-Riese sogar ein „Making Science
make Sense“-Schulbuch in den dortigen Unterricht geschmuggelt. Angeblich verwenden es 24.000 Grundschulen. Die LehrerInnen können daraus diverse Anregungen für eine „spielerische“ Einführung in die Grundlagen von
Biologie, Chemie oder Physik entnehmen. Derart angefixt und imprägniert gegen etwaige Kritik an Risiko-Technologien werden sie später einmal neuen Produkten und Verfahren aufgeschlossen gegenüberstehen und BAYER
& Co. kaum Akzeptanz-Probleme bereiten, wenn sie sich nicht sogar als ForscherInnen-Nachwuchs zur Verfügung stellen, so das industrie- pädagogische Kalkül.
APPEAL bekommt Preis Die Aachener Kathy-Beys-Stiftung hat BAYER für die
Entwicklung des Insektizids APPEAL mit dem R.I.O.-Innovationspreis 2002 ausgezeichnet. Wofür der Leverkusener Chemie-Multi die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung allerdings bekommen hat, bleibt schleierhaft.
Wirkstoff des Insektizids zur Tötung des Apfelwicklers ist nämlich Cyfluthrin. Die Substanz schädigt nicht nur Fische und Algen, sondern auch Menschen. Nach einer Untersuchung des Düsseldorfer Hygiene-Institutes
(siehe auch Ticker 2/00) leiden fast 37 % der BAYER-Beschäftigten, die sowohl mit Methyl Parathion als auch mit Cyfluthrin arbeiten, unter Vergiftungssymptomen wie Hautjucken und Kribbeln. Einen kleinen Fortschritt
stellt allenfalls dar, dass die Obst-Bauern und -Bäuerinnen APPEAL nicht mehr in so hohen Dosen ausbringen müssen. Es tötet mittels eines Sexual-Lockstoffs als Köder nämlich gezielt die Männchen des Apfelwicklers
und dezimiert so ganze Populationen des Schadinsekts.
Neues „medical-vipnet“ BAYER VITAL hat sein Internet-Angebot für ÄrztInnen, www.medical-vipnet.de , überarbeitet, um sie zum vermehrten Verschreiben von Pharmazeutika des Konzerns zu veranlassen. Bisher konnten sich MedizinerInnen bei der Web-Adresse über BAYER-Pillen, medizinische Service-Leistungen und neueste Forschungsergebnisse desinformieren sowie sich von „ausgewiesenen Spezialisten“ die BAYER-Meinung zu medizinischen Themen sagen lassen. Jetzt haben sie zusätzlich die Möglichkeit, auf einen erweiterten Bücher-Bestelldienst zuzugreifen und sich per Passwort Zugang zu geschützten BAYER- Vital-Seiten zu verschaffen.
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