Aktionäre und Kritiker treffen in Bonn aufeinander
Rheinische Post, 29. März 2017
Von Ludmilla Hauser
Leverkusen | RP Die Bayer-Hauptversammlung findet im April nicht in Köln, statt. Konzerngegner argwöhnen: Man wolle so den Protest kleinhalten.
Bayer zieht um. Nicht mit der Konzernzentrale oder dem Kreuz. Aber mit der Hauptversammlung. Das Aktionärstreffen findet Ende April nicht in einer der Messehallen in Köln-Deutz statt, sondern ein Stück weiter den Rhein rauf – in der Bundesstadt Bonn. Dort mietet das Unternehmen für den 28. April Räume im erst vor zwei Jahren eröffneten World Conference Center (das die Bonner gerne wegen der hohen Kosten als Millionengrab bezeichnen). Konkret werden die Aktionäre sich im Saal New York einfinden – das passt. In der US-Stadt hatten im vergangenen Jahr Bayer-Chef Werner Baumann und Monsanto-Vorstand Hugh Grant die Übernahme des US-Konzerns besiegelt.
Der Grund für den Umzug der Aktionärsversammlung liegt aber nicht darin. Vielmehr „ist die Messehalle zur groß“, heißt es von Bayer zur Begründung. Zu der jährlichen Versammlung kämen im Schnitt rund 3000 Aktionäre – zu wenige für die Kölner Halle, passend für die Bonner Räumlichkeiten.
„Der Saal New York ist der größte Saal im neuen Hauptgebäude, bei einer Größe von 2540 Quadratmetern bietet er in Reihe Platz für bis zu 2820 Personen. Auf der Empore stehen weitere 790 Plätze zur Verfügung“, informiert das World Conference Center auf seiner Internetseite. Beschwerden, dass die Anfahrt für manchen Anteilseigner nun etwas länger oder beschwerlicher werden könnte, habe es nicht gegeben, berichtet ein Bayer-Sprecher. „Wir sind ja auch in der Vergangenheit nicht immer in der Kölner Messe gewesen, sondern auch schon in Essen oder Düsseldorf.“
Das Konferenzzentrum liegt zwischen dem Post Tower und der Bonner Innenstadt am Platz der Vereinten Nationen. Und dort wird sich wohl zutragen, was sich – überspitzt gesagt – schon traditionell vor Versammlungsbeginn tut: Ankommende Aktionäre treffen auf Demonstranten, die gegen den Konzern selbst, gegen Produkte oder Vorhaben wettern.
Noch finden sich auf der Internetseite zur Hauptversammlung keine Gegenanträge zu Punkten der Tagesordnung. Aber Konzerngegner informieren seit vergangener Woche darüber, dass Proteste vor allem gegen eines geplant sind: die Übernahme des stark kritisierten US-Saatgutriesen Monsanto durch Bayer. Die Stimmung schüren die Kritiker der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) mit einer Ankündigung. Darin heißt es: „Immer mehr Organisationen aus den Bereichen bäuerliche und ökologische Landwirtschaft, Umweltschutz, NGOs, Gewerkschaften, soziale Basisinitiativen und studentische Organisationen wie der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität zu Köln, haben mittlerweile vielfältige Proteste rund um die Bayer-Hauptversammlung angekündigt.“ Auch die CBG wird laut Axel Köhler-Schnura „wie in den letzten 32 Jahren Proteste organisieren – diesmal auch eine Demonstration und ein ganzes Veranstaltungs- und Protestprogramm in mehreren Städten“.
Hinter dem Umzug nach Bonn stehe „womöglich auch die Erwägung des Managements, aus der Großstadt Köln an einen ‚ruhigeren Ort‘ zu ziehen, um Proteste klein zu halten. Da kann ich Ihnen auch als Bonner sagen: Daraus wird nichts!“, merkt Mitorganisator Simon Ernst vom Verdi-Bezirksfachbereichsvorstand Bildung, Wissenschaft und Forschung in NRW-Süd an. Für die CBG hat er eine vormittägliche Demo vor dem Konferenzzentrum angemeldet. Bereits ab dem 25. April soll es verschiedene Protestveranstaltungen unter anderem in der Uni Bonn, der Uni Köln und in Berlin geben.
Erfahrungsgemäß lassen sich die anreisenden Aktionäre davon wenig beeindrucken – ob sie nun in Köln, Bonn, Essen oder Düsseldorf aus Bus, Bahn und Auto steigen.