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Beitrag veröffentlicht im Dezember 2011

[Bienensterben] neues Buch „Das Ende der Artenvielfalt“ von Dr. Henk Tennekes

CBG Redaktion

Vogel- und Bienensterben durch Pestizide verursacht

22. Dezember -- In seinem neuen Buch „Das Ende der Artenvielfalt“ belegt der holländische Toxikologe Dr. Henk Tennekes den Zusammenhang zwischen dem großräumigen Einsatz von Pestiziden und dem Rückgang zahlreicher europäischer Vogel- und Insektenarten. Die Agrochemikalien vergiften Käfer, Bienen, Fliegen, Schmetterlingen und Motten. Hierdurch wird der Bestand vieler Vogelarten gefährdet, da mit den Insekten eine Hauptnahrungsquelle wegfällt.

Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind Ackergifte aus der Gruppe der Neonikontinoide. Weltmarktführer für Produkte dieser Substanzklasse ist die Monheimer Firma BAYER CropScience. Der Wirkstoff Imidacloprid gilt als meistverkauftes Pestizid weltweit, die BAYER AG erlöste damit allein im vergangenen Jahr 600 Millionen Euro. Das ebenfalls von BAYER produzierte Clothianidin hatte vor zwei Jahren das großflächige Bienensterben in Süddeutschland verursacht.

Dr. Tennekes fordert ein unverzügliches Verbot der Mittel: „Das Risiko von Pestiziden wie Imidacloprid und Thiacloprid wird enorm unterschätzt. Die Firma BAYER ist verantwortlich für eine drohende Umweltkatastrophe. Ein Verbot neonikotinoider Insektizide ist aus meiner Sicht dringend erforderlich, um weitere Bienen- und Vogelsterben abzuwenden“.

Philipp Mimkes vom Umweltverband Coordination gegen BAYER-Gefahren, der seit langem mit Dr. Tennekes kooperiert, ergänzt: „Wir freuen uns, dass dieses wichtige Buch nun auch auf deutsch vorliegt. Schon seit den 90er Jahren ist bekannt, dass Neonikotinoide für den weltweiten Rückgang von Bienenpopulationen mitverantwortlich sind. Doch trotz der Verbote in Frankreich, Deutschland und Italien exportiert BAYER die Wirkstoffe in mehr als 100 Länder. Wegen der riesigen Umsätze wird der Konzern von sich aus keinen Verkaufs-Stopp vornehmen – hier helfen nur rigorose Verbote!“.

Das vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) herausgegebene Buch wird mit ganzseitigen Bildern des Künstlers Ami-Bernard Zillweger illustriert. Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, schreibt in seinem Vorwort: „Der BUND verfolgt das Ziel, dass alle für Mensch und Umwelt gefährlichen Neonikotinoide alsbald vom Markt genommen werden. In diesem Sinne wünsche ich, dass dieses Buch viele wichtige Argumente im Kampf gegen gefährliche Pestizide liefern kann.“

Rezension von Susan Haffmans (Pestizid Aktions-Netzwerk) aus der Zeitschrift Kritische Ökologie

Bestellung: https://www.bundladen.de/shop/tierschutz/buecher/zurueck/buecher-4/produkt/das-ende-der-artenvielfalt/

ausführliche Informationen zu Bienensterben

Rückfragen und Rezensionsexemplare: Dr. Henk Tennekes: info(at)toxicology.nl, Tel. +31 575 545500

weitere Infos zur Veröffentlichung:
In seinem neuen Buch „Das Ende der Artenvielfalt“ klagt der holländische Toxikologe Dr. Henk Tennekes Neonikotinoide als Bedrohung der Umwelt an. Er belegt, dass die systemischen neonicotinoiden Pestizid-Wirkstoffe aufgrund ihrer Wirkungsweise schon im Niedrigdosisbereich tödliche Folgen für eine Vielzahl von Insekten, Schnecken und Spinnen haben können und stellt den dramatischen Artenrückgang von Vögeln in Zusammenhang mit der steigenden Anwendung dieser Wirkstoffe in der Landwirtschaft. Er belegt, dass die Expositionsdauer einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie hoch eine Dosis sein muss, um einen schädigenden Effekt auf den Testorganismus auszuüben. Setzt man beispielsweise Honigbienen über einen längeren Zeitraum einer niedrigen Konzentration von Imidacloprid aus, so kommt es zu letalen Effekten obgleich die Gesamtbelastung 60-6000mal unterhalb der Dosis liegt, die den gleichen Effekt in Testverfahren zur Ermittlung der akuten Toxizität hat.

Das Risiko von Pestiziden wie Imidacloprid und Thiacloprid wird demnach erheblich unterschätzt. Dies gilt besonders für Wasserlebewesen, Bodenorganismen und Bienen. Die bislang gültigen Grenzwerte wurden weitgehend aus Kurzzeit-Tests abgeleitet. Würde man Langzeit-Versuche durchführen, könnten schon bei wesentlich geringeren Konzentrationen verheerende Schäden auftreten. Tennekes kommt in seiner Studie zu dem Schluss, dass die Belastung mit niedrigen Neonicotinoid-Dosen einen negativen Einfluss auf das Sammelverhalten und das Lernvermögen von Honigbienen haben können und somit in Folge subletale Imidacloprid-Konzentrationen sich schädigend auf die Bienenkolonie auswirken und dadurch den Zusammenbruch einer Kolonie verursachen können

Hinzu kommt die gute Wasserlöslichkeit und Mobilität der Neonicotinoide im Boden. Dieses Umweltverhalten der Neonikotinoide nennt Tennekes „den zweiten katastrophalen Nachteil“. Über das Wasser werden sie in der Umwelt verteilt und zu einer Gefahr für unzählige Nicht-Zielorganismen. Hinzu kommt ihre relative Langlebigkeit in Wasser und Boden. Bei Imidacloprid beispielsweise findet in Gewässern mit neutralem pH-Wert fast kein Abbau statt. Imidacloprid wurde als einer der Haupt-Rückstände in niederländischen Oberflächengewässern nachgewiesen, vor allem in den westlichen Landesteilen. Die höchsten Rückstände wurden 2005 in Noordwijkerhout gemessen, einer Gemeinde an der Nordküste der Niederlande, die bekannt ist für ihre Blumenproduktion. Hier lagen die Imidaclopridwerte 4700-fach über dem erlaubten Wert von 67 Nanogramm/Liter.

Tennekes´ neue Studie „Toxicity of Neonicotinoids: a new Approach to Risk Assessment“ erschien am 7. Dezember in der Zeitschrift Journal of Environmental & Analytical Toxicology

[Yasmin] Antibabypillen

CBG Redaktion

20. Dezember 2011

BfArM warnt vor Antibaby-Pillen mit erhöhtem Risiko

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt in seinem heute veröffentlichten, vierteljährlich erscheinenden „Bulletin zur Arzneimittelsicherheit“ vor den Risiken Drospirenon-haltiger Antibabypillen.

Wörtlich heißt es u.a.:
„Im Frühjahr 2011 wurden zwei epidemiologische Studien veröffentlicht, die für Drospirenon-haltige KOK (kombinierten oralen Kontrazeptiva) ein im Vergleich zu Levonorgestrel-haltigen KOK höheres Risiko ermittelten.“
„Die Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe (PhVWP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) kam zu dem Schluss, dass die Anwendung Drospirenon-haltiger KOK mit einem höheren VTE-Risiko verbunden sei als die Anwendung Levonorgestrel-haltiger KOK.“

Das BfArM kommt zu folgendem Fazit: „Aus unserer Sicht sollte auch in Deutschland das Thrombose-Risiko der KOK zunehmend beachtet und bei der Entscheidung für das geeignete Präparat insbesondere bei der Erstanwendung und bei jungen Patientinnen einbezogen werden.“

Nach Aussage des BfArM empfehlen mehrere Länder, darunter England, Holland und Dänemark, die Einnahme von Antibaby-Pillen mit erniedrigtem Thrombose-Risiko. Dies gilt insbesondere für Erstanwenderinnen, bei denen die Gefahr besonders hoch ist.

Der Artikel findet sich im Volltext unter: http://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Bulletin/2011/4-2011.pdf?__blob=publicationFile&v=4

[Rettungskampagne] KonzernKritik in Gefahr

CBG Redaktion

Rettungskampagne geht weiter

Coordination braucht 400 neue Mitglieder

Die Existenz der Coordination gegen BAYER-Gefahren steht weiter auf dem Spiel. Sozialabbau und Wirtschaftskrise haben die Spenden in den letzten Jahren stark sinken lassen, bei steigenden Kosten. Zugleich erhalten wir keinerlei Förderung aus staatlichen oder kirchlichen Quellen - der Preis konsequent konzernkritischer Ausrichtung. Doch ein weltweit aktives Netzwerk kommt ohne Geld nicht aus, auch nicht bei weitgehend ehrenamtlicher Arbeit.

Seit Anfang des Jahres sind 213 neue Mitglieder zu uns gestoßen. Zudem stärken 23 neue Garanten mit Jahresbeiträgen ab 500 Euro unsere Finanzbasis. Und 150 Spender/innen haben größere oder kleinere Beträge überwiesen. DANKE, ganz herzlichen Dank!

Doch es reicht leider noch nicht. Bitte werden Sie Fördermitglied oder vielleicht sogar Garant/in. Oder spenden Sie unter dem Stichwort „KonzernKritik retten“. Damit wir auch weiterhin die Schattenseiten der BAYER-Profite aufdecken können!

Wenn Sie also meinen, dass bei der CBG das Licht nicht ausgehen darf, dass KonzernKritik weitergehen muss, und wenn Sie noch Möglichkeiten haben, dann unterstützen Sie uns bitte.
=> werden Sie Fördermitglied (mtl. ab fünf Euro)
=> leisten Sie eine einmalige Spende
=> gewähren Sie uns ein zinsloses Darlehen oder zeichnen Sie eine 100-prozentig gesicherte Spareinlage bei ProSolidar (Infos unter info@cbgnetwork.org)

Aktuelle Kampagnen der Coordination widmen sich risikoreichen Antibaby-Pillen, Auskreuzungen von gentechnischem Saatgut, tödlichen Pharma-Tests in Ländern der „Dritten Welt“ sowie Vergiftungen durch Pestizide. Ausführliche Infos finden Sie unter www.CBGnetwork.org.

Wir wissen, dass es vielen Menschen in Zeiten sinkender Realeinkommen nicht möglich ist, finanzielle Unterstützung zu leisten. Gehören Sie dazu, dann ignorieren Sie unsere Bitte um Geld und prüfen Sie, ob Sie uns anders unterstützen können. Wir können jede Hilfe brauchen: Übersetzungsarbeiten, Teilnahme an Aktionen, Unterstützung bei Büroarbeiten, fachliche Expertise, uvm.

Wir bedanken uns für Ihre Hilfe und wünschen eine angenehme Weihnachtszeit!

Axel Köhler-Schnura, Gründungsmitglied CBG
Philipp Mimkes, Geschäftsführer

PRESSESTIMMEN

Erhebt sich irgendwo auf der Welt Widerstand gegen eine neue Bayer-Fabrik, greifen die Mitarbeiter der Coordination in ihr Archiv und leisten den Widersachern des Konzerns Amtshilfe.
DER SPIEGEL

Bayer-Chef Schneider hat ein Problem. Die Coordination gegen Bayer-Gefahren, die den Konzern seit Jahren unter Druck setzt. Auch auf der diesjährigen Aktionärsversammlung zeigte sie beharrlich die Schmuddelflecken auf der Firmenweste.
DIE TAGESZEITUNG

Die Initiative beobachtet den weltweit größten Pestizidhersteller seit mehr als 30 Jahren, prangert Missstände an und mobilisiert die Öffentlichkeit. Ein Fulltime-Job.
GREENPEACE MAGAZIN

Bayer hat die Gruppe wegen eines Flugblattes verklagt - und erst beim Bundesverfassungsgericht verloren.
FRANKFURTER RUNDSCHAU

Preiswerte Arzneimittel aus Indien sind unersetzlich für die Patientenversorgung in armen Ländern, meint auch die Coordination gegen Bayer-Gefahren.
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

[GenReis] GenReis stoppen

CBG Redaktion

16. Dezember 2011

Kontamination mit GenReis: BAYER zahlt 750 Mio Dollar

Der Vergleich zwischen der Firma Bayer CropScience und amerikanischen Reis-Bauern wird nun wirksam. Nachdem 85% der Betroffenen der Regelung zugestimmt haben, wird der Konzern 750 Millionen Dollar an die Landwirte zahlen.

Landwirte in den US-Staaten Arkansas, Louisiana, Mississippi, Missouri und Texas hatten gegen das Unternehmen geklagt, nachdem im Jahr 2006 große Teile ihrer Ernte mit einer von Bayer entwickelten, gentechnisch veränderten Reissorte kontaminiert worden waren. Die Landwirte machten Verluste, da u.a. die EU Beschränkungen für den Import von amerikanischem Langkornreis einführte.

Hierzu erklärt Philipp Mimkes, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Wir gratulieren den Reis-Bauern zu diesem mühsam erstrittenen Erfolg. Zudem fordern wir die EU auf, den Antrag von Bayer CropScience auf Importzulassung für herbizidresistenten Reis endgültig abzulehnen. Der Kontaminations-Skandal in den USA zeigt einmal mehr, dass die Risiken gentechnischer Pflanzen schlicht unkalkulierbar sind.“

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren kooperierte seit Jahren mit den Anwälten der Landwirte und forderte mehrfach in der Hauptversammlung der BAYER AG einen endgültigen Verzicht auf „Liberty Link“-Reis. Die CBG erinnert auch daran, dass BAYER die Betroffenen seinerzeit verhöhnt hatte, indem die Auskreuzungen als „Act of God“ bezeichnet wurden. Erst durch kostspielige Prozesse, die die Reis-Bauern ausnahmslos gewonnen hatten, konnte der Konzern zu der nun getroffenen Entschädigungslösung gezwungen werden.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren führt seit dem Jahr 2004 eine Kampagne gegen eine EU-Importzulassung der GenReis-Sorte LL62. Diese ist wie LL 601 gegen das Herbizid Glufosinat resistent. Der Antrag von BAYER erhielt bei den Abstimmungen im EU-Ministerrat mehrfach keine Zustimmung, wurde bis heute aber nicht zurückgezogen. Liberty Link-Reis soll nicht nur als Tierfutter eine Zulassung erhalten, sondern direkt auf den Tisch der Konsumenten kommen.

alle Infos zur Kampagne

[PPT Bangalore] Permanent Peoples´ Tribunal 2011

CBG Redaktion

BASF, Bayer, Dow, Monsanto, DuPont, Syngenta:

Menschenrechts-Tribunal verurteilt die sechs größten Pestizidhersteller

13. Dezember 2011 -- In der vergangenen Woche fand im indischen Bangalore das Permanent Peoples´ Tribunal (PPT) zu Vergiftungen durch Pestizide statt. Mehr als 200 Betroffene und Umweltschützer aus aller Welt präsentierten dem Tribunal Fälle von Umweltzerstörung und schwersten Gesundheitsschäden. Das PPT begann am 27. Jahrestag der Bhopal-Katastrophe, die durch eine Explosion in einer Pestizidfabrik des Konzerns Union Carbide (heute Dow Chemicals) verursacht wurde.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren war zu den 4-tägigen Anhörungen eingeladen worden, um den Fall der weltweiten Bienensterben durch sogenannte Neonicotinoide zu dokumentieren. Der BAYER-Konzern ist Weltmarktführer für diese Art von Insektiziden, die in vielen Ländern wegen Risiken für Bienen nicht mehr frei verkauft werden dürfen - so auch in Deutschland, wo im Jahr 2008 ein flächendeckendes Bienensterben durch den Einsatz des BAYER-Pestizids Clothianidin verursacht wurde.

Die Jury verurteilte in ihrer Abschlusserklärung die sechs Unternehmen, die den Weltmarkt für Pestizide und Saatgut dominieren, wegen schwerster Umwelt- und Gesundheitsschäden.

=> VDI Nachrichten: Pestizidhersteller wegen Menschenrechtsverletzungen schuldig gesprochen

=> Fotos von dem Tribunal

=> Bericht aus Bangalore von Philipp Mimkes

=> Artikel im Greenpeace Magazin und im Neuen Deutschland

=> Artikel indischer und britischer Zeitungen sowie ausführliche Hintergrundinfos

=> Bienensterben durch BAYER-Pestizide

Schmerzmittel

CBG Redaktion

12. Dezember 2011

Rund 2000 Menschen sterben in Deutschland pro Jahr an Magenblutungen nach Einnahme von Schmerzmitteln. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert daher seit Jahren eine Rezeptpflicht und kleinere Packungsgrößen, was die Hersteller vehement ablehnen.
Hierzu erschien heute ein interessanter Beitrag im Spiegel, den wir in Auszügen dokumentieren. Weitere Infos der CBG finden Sie hier.

Verblüffende Sorglosigkeit

Schmerzmittel wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen gelten als harmlos. Doch Vergiftungen und Missbrauch sind verbreitet. Um den Patienten die Gefahr bewusst zu machen, sollen jetzt die Packungen kleiner werden.

(…) Im Umgang mit rezeptfreien Schmerzmitteln herrscht eine verblüffende Sorglosigkeit vor. Obwohl Paracetamol schon in vergleichsweise geringer Überdosierung lebertoxisch wirkt und obwohl es unter dem Aspirin-Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) bei mindestens jedem 10.000sten Patienten zu einer lebensbedrohlichen Magenblutung kommt, gelten diese Mittel gemeinhin als harmlos. Die Risiken von Ibuprofen oder Diclofenac - neben Magenblutungen auch Herzinfarkte - werden allen Beipackzetteln zum Trotz ebenfalls systematisch unterschätzt.

„Bei rezeptfreien Schmerzmitteln verhalten sich die Menschen irrational“
Eigentlich vernünftige Menschen schwören auf Kombi-Tabletten aus Paracetamol und ASS, auf Paracetamol-haltige Erkältungssäfte oder Tabletten in doppelter Dosierung - obwohl all diese Mittel und Verabreichungsformen nach Ansicht vieler Experten nicht nur gefährlich, sondern auch überflüssig sind.
„Bei den rezeptfreien Schmerzmitteln verhalten sich die Menschen total irrational“, klagt Kay Brune, Pharmakologe und Sachverständiger des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). „Die Leute denken, wenn man das einfach so kaufen kann, dann wird es schon nicht gefährlich sein“, sagt Canbay. „Es muss in der Bevölkerung bekannt werden, dass diese Schmerzmittel nicht harmlos sind.“

Genau dies ist das Ziel einer aktuellen Initiative des BfArM: Es will die rezeptfrei verkäufliche Packungsgröße für die Schmerzmittel ASS, Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen, Phenazon und Propyphenazon auf eine Viertagesdosis beschränken. Im neuen Jahr soll über den Vorschlag abgestimmt werden.
Paracetamol wird schon heute in kleineren Schachteln verpackt: Seit 2009 ist es verboten, mehr als 20 Tabletten à 500 Milligramm rezeptfrei zu verkaufen. Jetzt möchte der BfArM-Sachverständige Brune noch weiter gehen: Er würde den Wirkstoff am liebsten ganz der Verschreibungspflicht unterstellen.

Pharmaindustrie wehrt sich gegen die Verschreibungspflicht
Die Pharmaindustrie hingegen plädiert dafür, alles beim Alten zu lassen: „Paracetamol ist nach übereinstimmender Auffassung nahezu aller Experten ein sicherer und wirksamer Arzneistoff“, beteuert Elmar Kroth, Geschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller. „Bei bestimmungsgemäßer Anwendung ist Aspirin ein sicheres und gut verträgliches Arzneimittel“, versichert auch der Hersteller Bayer über sein Produkt.

„Für uns steht außer Frage, dass eine übermäßige Anwendung von Schmerzmitteln im Einzelfall schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann“, sagt hingegen BfArM-Leiter Walter Schwerdtfeger. Mit einer Begrenzung der Packungsgrößen wolle seine Behörde „die Patienten für die Risiken sensibilisieren und deutlich machen, dass Schmerzmittel mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein können“.
(…)
Dr. Becker-Brüser will deshalb die zulässige Packungsgröße noch einmal verkleinern, am besten auf maximal acht Tabletten à 500 Milligramm. „Bei kleineren Packungsgrößen“, sagt er, „sind dann oft einfach nicht genug Tabletten da, um sich zu vergiften.“ (…)

Doch auch die anderen Schmerzmedikamente sind keineswegs ohne Risiko. Die bekannteste Nebenwirkung von ASS, Ibuprofen und Diclofenac sind Magenblutungen. Schätzungsweise 2000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr daran. Bei langfristiger Anwendung steigern Ibuprofen und Diclofenac möglicherweise auch das Herzinfarktrisiko. Zudem sind Vergiftungen gefürchtet - Ibuprofen- und ASS-Alarm ist bei deutschen Giftzentralen zusammen etwa genauso häufig wie im Fall von Paracetamol.
„Bei ASS und Ibuprofen ist die Dosis, die man nehmen muss, um sich zu vergiften, zwar deutlich höher als bei Paracetamol“, sagt Carola Seidel, stellvertretende Leiterin der Bonner Giftnotrufzentrale, „aber die Symptome sind nicht weniger schrecklich.“ Bei einer Überdosis von ASS oder Ibuprofen übersäuert der Körper, das Herz stottert, der Patient krampft oder fällt gar ins Koma. Auch massive Blutgerinnungsstörungen und Nierenschäden sind möglich - all dies Gründe, warum das BfArM jetzt die Packungsgröße begrenzen möchte. (…)
Von Veronika Hackenbroch und Laura Höflinger

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,802955,00.html

Antibabypillen

CBG Redaktion

8. Dezember 2011, Selbsthilfegruppe Drospirenon-Geschädigter

Höheres Risiko bei drospirenonhaltigen Pillen bestätigt

Das Risiko, durch kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) mit dem Gestagenwirkstoff Drospirenon (z.B.Yasmin) an einer Thrombose und/oder Embolie zu erkranken, wurde von dem Hersteller Bayer AG bisher immer mit levonorgestrelhaltigen Pillen der 2. Generation verglichen. Frauen hätten demnach nur ein 3-5 fach erhöhtes Risiko an einer Thrombose oder Embolie zu erkranken im Vergleich zu Frauen, die nicht hormonell verhüten.

Verschiedene unabhängige Studien wiesen in der Vergangenheit jedoch wiederholt darauf hin, dass das nicht der Fall ist und sprachen im Gegensatz dazu immer von einem 6-8 fach erhöhten Risiko zu Frauen, die nicht hormonell verhüten.

Die Bundesarzneimittelbehörde BfArM hatte die Bayer AG bereits mehrfach dazu aufgefordert, die Fachinformation für Ärzte und den Beipackzettel der drospirenonhaltigen Pillen um diese Informationen zu ergänzen. Da der Konzern aufgrund seiner eigenfinanzierten Studien überzeugt davon war, dass auch drospirenonhaltige Pillen wie z.B. Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida etc. hinsichtlich des Thromboserisikos vergleichbar seien mit levonorgestrelhaltigen Pillen, stand bisher keine dahingehende Information für den Verbraucher im Beipackzettel.

Bisher hiess es: ,,Das VTE Risiko (Risiko für venöse Thromboembolien) ist derzeit unbekannt.‚‘

Nun wurde der Beipackzettel, sowie die Ärztefachinformation geändert und spricht eindeutig von einem DOPPELT so hohen Risiko für venöse Thromboembolien im Vergleich zu kombinierten Pillen der 2. Generation.

Zitat: ,,Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass das Risiko einer venösen Thromboembolie bei Drospirenon-haltigen OK höher ist als bei Levonorgestrel-haltigen OK (sogenannten Präparaten der zweiten Generation) und möglicherweise dem Risiko Desogestrel/Gestoden-haltiger OK (sogenannter Präparate der dritten Generation) ähnlich ist.
Epidemiologische Studien haben auch einen Zusammenhang zwischen der Anwendung von KOK und einem erhöhten Risiko für arterielle Thromboembolie (Myokardinfarkt, transitorische ischämische Attacke) gezeigt.‚‘

Kombinierte Pillen der 3. Generation mit den Gestagenen Gestoden und Desogestrel weisen bereits ein doppelt so hohes Risiko auf zu Pillen der 2. Generation mit Levonorgestrel. Kommen weitere Risikofaktoren hinzu, steigt das Risiko um ein Vielfaches.

alle Infos zur Kampagne

[PPT 2011] Permanent Peoples´ Tribunal 2011

CBG Redaktion

Presse Information vom 1. Dezember 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

3.-6. Dezember: Permanent Peoples´ Tribunal in Bangalore / Indien

Anklage gegen BAYER wegen Bienensterben durch Pestizide

Vom 3. bis 6. Dezember findet im indischen Bangalore das Permanent Peoples´ Tribunal (PPT) statt, in dem die Verantwortung großer Pestizid-Hersteller für Vergiftungen und Umweltschäden untersucht wird. Am PPT nehmen rund 180 Betroffene und Umwelt-Organisationen aus aller Welt teil. Die Fälle werden von Richtern und Anwälten gehört, ihre Urteilssprüche werden der UN übermittelt. Einer der über 20 Fälle beschäftigt sich mit Insektiziden des Leverkusener BAYER-Konzerns, die für großflächige Bienensterben in mehreren Kontinenten mitverantwortlich sind.

Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), und ein geschädigter Imker aus Großbritannien werden den Fall in Bangalore vortragen. Die CBG weist seit den 90er Jahren darauf hin, dass Pestizide eine große Gefahr für Bienen darstellen. So war der von BAYER hergestellte Wirkstoff Clothianidin für das große Bienensterben in Süddeutschland vor drei Jahren verantwortlich. Das Vorgängerprodukt Imidacloprid wurde in Frankreich wegen hoher Bienenschädlichkeit bereits 1999 verboten.

Im Frühjahr veröffentlichte die UN-Umweltbehörde UNEP einen Bericht zu Bienensterben in aller Welt. Die BAYER-Pestizide Clothianidin und Imidacloprid werden darin als Bedrohung für zahlreiche Tierarten bezeichnet. In der diesjährigen BAYER-Hauptversammlung wurden mehr als eine Million Unterschriften für einen sofortigen Verkaufs-Stopp der Wirkstoffe übergeben.

Weitere Unternehmen, gegen die in Bangalore Klage erhoben wird, sind Monsanto, Syngenta, Dow, DuPont und BASF. Das PPT, Nachfolger des Russell-Tribunals zum Vietnamkrieg, wurde 1979 gegründet, um auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, die institutionell nicht untersucht werden. Das Verfahren folgt den Regeln einer juristischen Verhandlung und bezieht sich auf existierendes Recht und internationale Regelungen wie die UN Deklaration für Menschenrechte.

Das diesjährige Permanent Peoples´ Tribunal beginnt am Jahrestag der Katastrophe von Bhopal. In Bhopal waren in der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 1984 aus einer Pestizidfabrik tödliche Chemikalien ausgetreten. Mindestens 20.000 Menschen kamen ums Leben.

weitere Informationen:
· Informationen zum PPT (engl)
· Bienensterben durch BAYER-Pestizide