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Beitrag veröffentlicht im “Tag: 18. Oktober 2025

UN-Sonderberichterstatter warnt: Konzernmacht gefährdet das Recht auf Nahrung

CBG Redaktion

Presse-Information vom 17.10.2025

Am heutigen 17. Oktober stellt der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Michael Fakhri, seinen aktuellen Bericht der 80. Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York vor. Der Report warnt vor der zunehmenden Konzentration von Marktmacht bei wenigen transnationalen Konzernen, die politisch immer größeren Einfluss haben und bestimmen, was an Lebensmitteln produziert und konsumiert wird. Er stellt klar, dass diese Machtfülle gravierende Folgen für Umwelt, Gesundheit und Menschenrechte hat und das Recht auf Nahrung systematisch untergräbt. „Die Macht der Unternehmen im Lebensmittelsektor ist stark konzentriert, sodass eine relativ kleine Gruppe von Menschen die Nahrungsmittelsysteme so gestalten kann, dass sie dem obersten Ziel der Gewinnmaximierung dienen und nicht dem Gemeinwohl“, heißt es in dem Dokument.

Es untermauert diesen Befund mit Zahlen: Gerade einmal 1 Prozent der industriellen Landwirtschaftsbetriebe verfügen inzwischen über 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Gleichzeitig kontrollieren vier Unternehmen mehr als die Hälfte des kommerziellen Saatgutmarktes und über 60 Prozent des Pestizidmarktes. Ähnlich dominant ist eine kleine Zahl von Anbietern bei Düngemitteln, Landmaschinen und Tierarzneien. Der Sonderberichterstatter sieht darin eine Hauptursache für Hunger und Mangelernährung. „Diese Oligopole treiben Preise nach oben, drücken Löhne nach unten und schaffen Abhängigkeiten, welche Kleinbäuer*innen und Verbraucher*innen weltweit gleichermaßen entrechten“, bestätigt Jan Pehrke von der Coordination gegen Bayer-Gefahren e. V.

Der Bericht erwähnt namentlich die beiden deutschen Konzerne BAYER und BASF, die gemeinsam mit Syngenta und Corteva den Saatgut- und Pestizid-Sektor dominieren. Die große Marktmacht des Geflügel-Multis EW und der hiesigen Supermärkte kritisiert er ebenfalls.

Der Report beschreibt außerdem die gesundheitlichen Auswirkungen des aktuellen Ernährungssystems, die auch in Deutschland spürbar sind. Hochverarbeitete Produkte verdrängen vielerorts frische Lebensmittel, fördern Überkonsum und erhöhen das Risiko für nicht-übertragbare Krankheiten wie Diabetes. „Besonders Kinder sind Ziel aggressiver Marketingstrategien, die ungesunde Ernährung fördern und langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen“, sagt Jan Dreier von der Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland.

Der Sonderberichterstatter zeigt auch klare Handlungsbereiche auf: Monopole müssen reguliert und Wettbewerbsrechte konsequent durchgesetzt werden. Überdies mahnt er ein strengeres Unternehmensrecht an. „Das Unternehmensrecht fasst Unternehmen als juristische Personen mit einer übermäßigen Anzahl von Rechten und nur sehr wenigen verbindlichen Pflichten“, schreibt Fakhri. Zudem müssten kollektive Rechte an Land und Saatgut rechtlich abgesichert werden, damit Gemeinschaften nicht von Konzernen verdrängt werden. Öffentliche Gelder sollten gezielt in agrarökologische Programme fließen und ungesunde Lebensmittel höher besteuert werden, anstatt industrielle Großprojekte zu subventionieren. Auch städtische Ernährungspolitiken können so gestaltet werden, dass Verbraucher*innen Zugang zu gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln erhalten.

FIAN und die Coordination gegen BAYER-Gefahren haben eine gemeinsame Eingabe für den Bericht gemacht. 

Weitere Informationen:
Bericht des UN-Sonderberichterstatters
Gemeinsame Einreichung
FIAN-Studie mit Daten zu Landungleichheit

Vorstellung des Berichts vor der UN-Generalversammlung: 17. Oktober 2025, drittes Komitee der Generalversammlung, vormittags New Yorker Zeit