Presse Information vom 7. Dezember 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Zum Start der UN-Klimakonferenz: Offener Brief an BAYER AG übergeben
BAYER-Zentrale Leverkusen: Mahnwache gegen Kohle- und Müllkraftwerke
Anlässlich des heutigen Beginns des Weltklimagipfels in Kopenhagen fordern Umweltschützer eine drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes der BAYER AG sowie einen Verzicht auf neue Kohle- und Müllkraftwerke. Vor der Konzernzentrale in Leverkusen wird heute Vormittag eine Mahnwache abgehalten, zudem wird ein Offener Brief an BAYER-Chef Werner Wenning übergeben.
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Das Unternehmen BAYER bekennt sich öffentlich zum Klimaschutz. Trotzdem ist der jährliche CO2-Ausstoß des Konzerns mit rund 8 Mio Tonnen unvermindert hoch und soll bis zum Jahr 2020 in etwa konstant bleiben. Emissionen in dieser Höhe sind mit wirksamen Klimaschutz unvereinbar!“. Ein Grund für die hohen Emissionswerte des Unternehmens ist der Bezug von Energie aus Stein- und Braunkohlekraftwerken. Zudem sind in mehreren BAYER-Werken neue Kohle- und Müllkraftwerke geplant.
Prof. Dr. Jürgen Rochlitz, Mitglied der Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesumweltministerium: „Neue Kohlekraftwerke würden Klima und Umwelt bis in die zweite Hälfte des Jahrhunderts schwer belasten und gleichzeitig notwendige Investitionen zugunsten von Energieeinsparung und des Ausbaus regenerativer Energien blockieren. Wir fordern ein breitgefächertes Programm des Konzerns zur Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen um 80% bis zum Jahr 2050, wobei auf risikoreiche Techniken wie CO2-Speicherung verzichtet werden muss.“ Nach Angaben des Weltklimarats IPCC ist eine Minderung des CO2-Ausstoßes in den Industrieländern um 80 bis 95% nötig, um den Temperaturanstieg auf 2°C zu begrenzen. Nur so ließen sich die dramatischsten Auswirkungen des Klimawandels wie das Abschmelzen des Grönlandeises verhindern.
Allein das im Krefelder BAYER-Werk geplante Steinkohlekraftwerk würde jährlich 4,4 Mio Tonnen CO2 sowie große Mengen Schadstoffe ausstoßen. Bauherr ist die Firma Trianel, Betreiber wäre die BAYER-Tochterfirma Currenta. In den BAYER-Werken Brunsbüttel und Antwerpen ist der Bau neuer Kohlekraftwerke durch Fremdfirmen geplant. Alle genannten Kraftwerke sollen mit Importkohle aus Übersee befeuert werden. Die Stadt Antwerpen votierte Ende Oktober wegen der gravierenden Umweltauswirkungen gegen das dort geplante Projekt, so dass die Planungen vorerst ruhen. In Dormagen und Brunsbüttel sind zudem Müllkraftwerke zur Versorgung der BAYER-Anlagen mit Dampf geplant.
Noch 2007 hatte das Unternehmen behauptet, den Ausstoß klimaaktiver Gase in den vergangenen 15 Jahren bereits um 70% reduziert zu haben. Dies war ein klarer Fall von Täuschung. In die Rechnung waren auch Unternehmensverkäufe und die Ausgliederung der Energieversorgung eingeflossen – also bilanzielle Umbuchungen. Sogar die Unternehmensberatung Arthur D. Little kritisierte diese Rechentricks. Erst nachdem die Coordination gegen BAYER-Gefahren eine Analyse der Emissionen des Konzerns veröffentlichte, legte BAYER eine glaubwürdigere Bilanz vor. Noch immer ist jedoch eine vollständige Bewertung des CO2-Ausstoßes von BAYER kaum möglich, da der Konzern ständig unterschiedliche Zahlen vorlegt. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert die Offenlegung des Energiemix und der Emissionen für jeden einzelnen BAYER-Standort (incl. der Zulieferer).
Background: BAYER in Kopenhagen
Über zahlreiche Lobbyorganisationen hat BAYER in Kopenhagen substanzielle Beschlüsse zur Rettung des Klimas zu verhindern versucht. „Croplife“ bemühte sich, verbindliche Auflagen zur Kohlendioxid-Reduzierung in der Landwirtschaft abzuwenden. Der „Bundesverband der Deutschen Industrie“ (BDI) erklärte: „Wir sind nicht mehr länger das Problem, wir sind Teil der Lösung“ und lud unter dem Titel „Business for Climate Protection“ zu einer Podiumsdiskussion, an der auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen teilnahm. „3C – Combat Climate Change“ betrieb derweil Werbung für die Kohlendioxid-Abspaltung – und damit für Kohlekraftwerke; das „International Chamber of Commerce“ und das „World Business Council for Sustainable Development“ unterstützten „3C“ dabei nach Kräften. Das tat auch „Business Europe“. Zudem hatte der Verband bereits im Oktober eine Konferenz zum Thema „Zwischen der Wirtschafts- und der Klimakrise – ist Kopenhagen der Ausweg?“ abgehalten, die unliebsamen Besuch von UmweltaktivistInnen erhielt. Darüber hinaus präsentierte „BusinessEurope“ EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso mit der „Copenhagen Scorecard“ eine Wunschliste in Sachen „Klimapolitik“. So sollte die Europäische Union Entwicklungsländer wie China in Dänemark zu verbindlichen Reduktionszielen drängen – und in heimischen Gefilden mehr auf „freiwillige Selbstverpflichtungen“ setzen.