Presse Info vom 19. Juni 2014
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Verbot von Glyphosat und Glufosinat gefordert / „hoher Fleischkonsum für Vergiftungen mitverantwortlich“
Verbrauch giftiger Pestizide steigt weiter an
In Schwellen- und Entwicklungsländern explodiert der Verbrauch gefährlicher Agrochemikalien. Allein in Argentinien und Indien hat sich die eingesetzte Menge in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Verantwortlich für den Anstieg ist auch der massenhafte Anbau von Tierfutter, das in den Export geht.
In Ländern wie Argentinien oder Brasilien verdrängen riesige Sojaplantagen Wälder, Brachflächen und kleinbäuerliche Betriebe, was zu einem Rückgang der Biodiversität und der Produktion von Nahrungsmitteln führt. Durch den massiven Pestizideinsatz, vor allem in den Soja-Anbaugebieten, steigen Fehlgeburten und Krebsraten. Grund für die Entwicklung ist die große Nachfrage von Seiten der industriellen Massentierhalter in Europa und den USA nach eiweißhaltigem Futter.
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Der hohe Fleischkonsum führt zu schweren ökologischen und gesundheitlichen Schäden in Südamerika. Wir fordern eine Umstellung auf ökologischen Anbau, auch wenn dies zu einer Verringerung der Fleischproduktion führt. Giftige Herbizide wie Glyphosat und Glufosinat müssen verboten werden!“. Glyphosat und Glufosinat werden in Kombination mit gentechnisch verändertem Saatgut angeboten, vor allem Soja und Mais. Da der Saatgut-Markt in den Händen weniger Konzerne liegt, können viele Landwirte ausschließlich genmanipuliertes Saatgut erwerben.
Das von der Firma MONSANTO entwickelte Glyphosat („Roundup“) ist das weltweit meistverkaufte Agrogift. Da das Patent abgelaufen ist, wird der Wirkstoff mittlerweile auch von der deutschen BAYER AG und anderen Firmen angeboten. Glyphosat-haltige Pestizide stehen im Verdacht, Fehlbildungen hervorzurufen, das Erbgut zu schädigen und Krankheiten wie Alzheimer, Diabetes und Krebs zu begünstigen.
Das noch giftigere BAYER-Produkt Glufosinat kann Missbildungen bei Föten verursachen; in der EU soll der Wirkstoff bis 2017 vom Markt genommen werden. Dies hindert BAYER jedoch nicht daran, gegenwärtig im US-Bundesstaat Alabama eine große neue Glufosinat-Fabrik zu bauen. Der Konzern will damit in die Lücke stoßen, die sich aufgrund der zunehmenden Resistenzen gegen Glyphosat auftut. Hierzu Philipp Mimkes: „Die Firma BAYER handelt unverantwortlich, wenn sie im Ausland den Einsatz eines Herbizids forciert, das in Europa aus guten Gründen vom Markt genommen werden soll“. BAYER bietet Glufosinat in Kombination mit herbizidresistentem Raps, Reis, Zuckerrüben, Mais, Soja und Baumwolle an, vor allem in Nord- und Südamerika.
Keine Lösung des Hungerproblems
Wegen der zunehmend wirkungslosen Herbizide haben die Agrokonzerne zahlreiche Patente untereinander ausgetauscht. Die Firmen bieten nun Saatgut an, das gegen zwei oder gar drei Herbizide immun ist. So wurde 2012 eine Soja-Sorte vorgestellt, die gegen Glufosinat, Glyphosat und 2,4-D resistent ist (2,4-D war Teil des Entlaubungsmittels „Agent Orange“). Im vergangenen Jahr kündigten BAYER und SYNGENTA die Markteinführung einer Soja-Sorte an, die ebenfalls gegen drei Wirkstoffe – Mesotrion, Glufosinat und Isoxaflutol – tolerant ist.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert daher, endlich den Teufelskreis zu durchbrechen, in dem der Einsatz von Pestiziden zur Entstehung von immer mehr resistenten Unkräutern führt, die mit immer mehr Agrochemikalien bekämpft werden müssen. Umweltverbände hatten bereits vor der Einführung von genmanipuliertem Saatgut vor der Entstehung herbizidresistenter Wildkräuter gewarnt.
Anders als von den Lobbyist/innen stets behauptet, dient der Anbau von Gen-Pflanzen auch nicht der Lösung des Hungerproblems – im Gegenteil. BAYER, SYNGENTA und Co. richten sich bei ihren Neuentwicklungen nämlich nach den Bedürfnissen der globalen Fleisch-Industrie. Rund 80 Prozent der angebauten gentechnisch veränderten Pflanzen werden als Tierfutter verwendet. Die eingesetzten Gen-Pflanzen sind weder dürreresistent noch ertragreicher. Durch ihren Anbau auf immer größeren Flächen wird die Produktion von Lebensmitteln zurückgedrängt, wodurch sich die Versorgung der lokalen Bevölkerung erschwert.
BAYER ist mit einem Weltmarktanteil von 20 % der zweitgrößte Pestizidhersteller. Produkte des Konzerns sind für einen beträchtlichen Teil der weltweiten Vergiftungen verantwortlich. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der jährlichen Pestizidvergiftungen auf bis zu 20 Millionen. Bis zu 200.000 Fälle verlaufen tödlich.