Prozessniederlage für BAYER
Xarelto gehört zu den wichtigsten Arzneimitteln aus dem Hause BAYER. Die Erfolge des Präparates werden regelmäßig vom Konzern gefeiert, doch nun hat eine US-Amerikanerin dem Leverkusener Chemie-Multi eine herbe Niederlage bereitet.
Schon seit Längerem klagen in den USA tausende von Menschen gegen BAYER und sein Produkt Xarelto. Der Vorwurf lautet, dass der BAYER-Blockbuster zu erheblichen Nebenwirkungen führt. BAYER selbst hat dies immer wieder bestritten, doch nun gab ein Gericht in den USA einer Frau Recht und verurteilte den Konzern zu einem Schadensersatz von 28 Millionen Dollar.
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hat immer wieder auf die verheerenden Nebenwirkungen der Arznei hingewiesen. Neben Blutungen und Leber-Schädigungen gehören auch das „Stevens-Johnson-Syndrom“ (Hauterkrankung) und die Agranulozytose (Bluterkrankung) dazu . Und viele dieser unerwünschten Pharma-Effekte führen zum Tod. Wurden 2012 „bloß“ 58 Todesfälle beim „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) durch die behandelnden Ärzte gemeldet, stieg die Zahl schon 2013 auf 133, 2015 weiter auf 176 bevor sie dann 2016 auf 117 Todesfälle abfiel. Neben diesen Todesfällen kam es im letzten Jahr überdies zu 1.449 Meldungen über Nebenwirkungen in Deutschland. Schon 2013 schrieben wir: „Und so dürfte der Umsatz mit dem Gerinnungshemmer ebenso weiter zunehmen wie die Todesfälle und schweren Blutungen, ohne dass die hiesigen Aufsichtsbehörden daran Anstoß nehmen. Nur aus dem Ausland droht Ungemach.“ Das wir damit Recht hatten, zeigen nicht nur die gestiegenen Todesfälle, sondern auch die Entscheidung des Gerichts in Philadelphia.
Dennoch wird der Konzern dieses Urteil selbstverständlich nicht akzeptieren und in Berufung gehen, denn es ist mit weiterem Ungemach zu rechnen. Insgesamt liegen 20.500 Klagen bei US-Gerichten vor (Stand: 12.Oktober 2017), und in Kanada bahnen sich ebenfalls schon juristische Auseinandersetzungen an. Eine Niederlagen-Serie würde eine weitere Bedrohung für das BAYER-Image bedeuten, welches durch den geplanten Kauf von MONSANTO schon jetzt schwer gelitten hat. Auch die Börse hat auf die Prozess-Entscheidung reagiert und den Kurs der BAYER-Aktie auf ihren tiefsten Stand seit August gedrückt.
Für den Konzern steht damit das Schicksal eines seiner profitabelsten Produkte auf dem Spiel. Für 2017 rechnet der Pharma-Riese mit einem Erlös von 3,36 Milliarden Euro errechnet, für 2020 soll dieser auf 4,85 Milliarden Euro steigen. Eine Prozessniederlagen-Serie dürfte diesem Geldregen aber im Weg stehen. Dabei hatte Landwirtschaftsminister Schmidt gerade erst für gute Nachrichten für den Konzern gesorgt. Sein Ja zu Glyphosat dürfte in Leverkusen zu Freudentänzen geführt haben, die Nachricht aus Philadelphia dürfte diese Stimmung vorübergehend wieder etwas getrübt haben.
Zudem sorgt der Konzern im Zusammenhang mit Xarelto auch selber immer wieder für andere Schlagzeilen. So hat der Global Player in Japan eine Rüge wegen ethisch fragwürdigen Praktiken erhalten. BAYERs Marketing-Abteilung hatte sich Zugang zu über 200 PatientInnen-Daten verschafft und diese für eine Xarelto-Werbung genutzt. Die Einwilligung der PatientInnen hatte sie aber im Vorfeld nicht eingeholt. Ein Whistleblower packte aus und gab an, auf Anweisung von oben gehandelt zu haben. Natürlich wies der Konzern jede Kritik an seiner Führungsebene zurück, ansonsten aber versprach er Besserung. Dennoch zeigt auch dieses Beispiel, dass der Leverkusener Multi nur dann seine zweifelhaften Methoden einstellt, wenn er erwischt wird. Außerdem macht dieses Beispiel auch deutlich, dass BAYER zu allem bereit ist, um seinen Blockbuster Xarelto zu vermarkten. Die Entscheidung des Gerichts dürfte also eine bittere Pille für den Konzern sein.
Auch aus diesem Grund begrüßt die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN die Entscheidung aus den USA. Wir hoffen, dass auch höhere Instanzen das Urteil bestätigen und so den Schutz von PatientInnen vor den Schutz von Konzernprofiten stellt.