Pestizid-Einsatz erfolgte nicht unter Praxis-Bedingungen
Der gentechnik-kritische Verein Testbiotech wirft BAYER vor, Gensoja-Zulassungstests nicht ordnungsgemäß durchgeführt zu haben. Der Initiative zufolge hat das Unternehmen bei den Untersuchungen zur Erlangung einer EU-weiten Import-Genehmigung für die Pflanze „Balance Bean“ den Pestizid-Einsatz gedrosselt und Brüssel so über die möglichen Gesundheitsgefahren der Labor-Frucht getäuscht. So setzte der Konzern bei den Versuchen mit der Soja, die gegen die Ackergifte Glyphosat, Glufosinat und Isoxaflutol resistent ist, nur ein Kilogramm Glyphosat pro Hektar statt der sonst in der Praxis üblichen vier bis acht Kilogramm ein. Zudem fand bloß eine einmalige Spritzung statt. In den KundInnen-Empfehlungen von BAYER und MONSANTO werden dagegen zwei bis drei Spritzungen vorgeschlagen. Überdies hat der Leverkusener Multi keine Fütterungsstudien unternommen, obwohl Gentech-Soja in der Tierzucht massenhaft zum Einsatz kommt und es viele Hinweise über Gesundheitsschäden wie z. B. Durchfall-Erkrankungen durch Glyphosat-Rückstände gibt.
„In der Öffentlichkeit betont BAYER immer wieder die Ungefährlichkeit von Glyphosat, das die Krebsagentur der WHO als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hat. Bei seinen Testreihen traute das Unternehmen aber offenbar seinen eigenen Worten nicht und ging auf Nummer Sicher“, kritisiert der CBG-Geschäftsführer Jens Wegener von der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG). Die Ergebnisse der Testbiotech-Recherche legen laut Wegener den Verdacht nahe, dass der Konzern tricksen musste, da er einen für seine Profite gefährlichen Befund befürchtete.
Die Coordination fordert die EU nun auf, die Zulassungsprüfung unverzüglich zu stoppen und neue Versuche mit angemesseneren Ackergift-Dosen anzuordnen. Darüber hinaus muss sie BAYERs frühere Gentech-Genehmigungsverfahren neu sichten und die dabei eingereichten Studien einer Nachkontrolle unterziehen. „Auf Basis der jetzigen Daten darf die Europäische Kommission „Balance Bean“ auf keinen Fall genehmigen“, hält Jan Pehrke vom Vorstand der CBG fest. Auch gilt es, das jetzige Prozedere generell auf den Prüfstand zu stellen. „Die EU fällt ihre Entscheidungen immer auf der Basis von Studien, welche die Konzerne selbst gemacht haben. Das öffnet der Manipulationsmöglichkeiten Tür und Tor. Es führt deshalb kein Weg daran vorbei, in Zukunft unabhängige Institute mit einer solchen Aufgabe zu betrauen“, so Pehrke abschließend.