Aufrecht im Geist, ungebrochen im Rückgrat
Friedhelm Meyer (geb. 02.09.1935), aufrecht im Geist, ungebrochen im Rückgrat, Pfarrer und langjähriger Aktivist der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), ist am 15.06.2021, zweieinhalb Monate vor seinem 86. Geburtstag gestorben.
Liebe Freundinnen und Freunde,
Pfarrer Friedhelm Meyer war in der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) seit den frühen Anfängen in den 80er Jahren aktiv. Seit 1985 war Friedhelm bei unzähligen regionalen, überregionalen und internationalen Aktionen unseres konzernkritischen Netzwerkes dabei. Er hat es aktiv mit aufgebaut und dazu beigetragen, dass wir heute da stehen, wo wir stehen.
Auch in der Höhle des Löwen, auf den jährlichen Hauptversammlungen des BAYER-Konzerns, stand er immer wieder als Kritischer Aktionär am Mikrofon und erhob seine Stimme gegen Ausbeutung, Gesundheitsgefährdung, Kriegstreiberei, Umweltzerstörung, Korruption und viele andere Verbrechen des Chemie-Riesen aus Leverkusen.
Wegen seiner und der Arbeit seiner Kollegin Pfarrerin Friedel Geisler aus Solingen im Rahmen der CBG drohte der BAYER-Konzern sogar öffentlich an, seine 170 Tsd. Beschäftigten dazu anzuhalten, keine Kirchensteuerzahlungen mehr zu leisten. Die Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland ging sofort vor BAYER auf die Knie und holte den Konzern in die Leitung des Kirchentags in Düsseldorf. Friedel Geisler und Friedhelm Meyer bekamen heftige innerkirchliche Sanktionen und Schwierigkeiten, der Pastorin Friedel Geisler wurde sogar Verbot zu predigen auferlegt.
Er war Düsseldorfer
Friedhelm Meyer war Düsseldorfer. Mit ihm hat vor allem Düsseldorf einen ebenso bescheidenen wie großen Streiter für Frieden, Antifaschismus, Geschlechtergerechtigkeit, Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Ökumene, Kapitalismus- und Konzernkritik verloren, der über Jahrzehnte hinweg das fortschrittliche politische Düsseldorf geprägt hat wie kaum ein zweiter.
Keine Aktion, keine Demonstration in Düsseldorf konnte beginnen, bevor nicht Friedhelm auf seinem Fahrrad angeradelt war. Er war in Düsseldorf und weit darüber hinaus bei Tausenden und Tausenden bekannt und angesehen.
Das offizielle Düsseldorf hat ebenso wie die offizielle Kirche die herausragenden Leistungen von Friedhelm Meyer für die Stadt (und die Kirche) stets geflissentlich übersehen, bestenfalls bei unzähligen Zusammentreffen in offiziellem Rahmen mit zusammengekniffenen Lippen ertragen.
Es blieb der Düsseldorfer Friedensbewegung überlassen, Friedhelm Meyer 2011 mit dem Düsseldorfer Friedenpreis für sein Wirken zu ehren. Düsseldorf hat Friedhelm Meyer sehr viel zu verdanken. Sein Name ist untrennbar mit der jüngeren Geschichte der Stadt seit 1960 verbunden.
Sein Lebensweg
In Dinslaken und Velbert in einer Familie aufgewachsen, in der drei Generationen bereits Pfarrer waren, studierte Friedhelm Meyer in Bonn und Heidelberg. Er war verheiratet und hatte fünf Söhne.
Sehr prägend war für ihn die Arbeit im „Seminar für kirchlichen Dienst in der Industriegesellschaft“ bei dem früheren Industriepfarrer Horst Symanowski.
Friedhelm Meyer war 35 Jahre Pfarrer in der Hoffnungskirche im Düsseldorfer Stadtteil Garath. Immer wieder hat sein Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und das (Über-) Leben auf der Erde das Missfallen der Kirchenleitung erregt. Vor allem, weil er nicht in den heiligen vier Wänden der Kirche blieb, sondern nach draußen ging und im öffentlichen Raum Widerhall fand. Und zudem konträr zur offiziellen Kirchenhaltung stand. So z. B. wenn er unüberhörbar den „staatskirchlichen Militärseelsorgevertrag“ anprangerte oder zur alljährlichen Mobilisierung für den Ostermarsch die Kirchenglocken in Garath läutete und die Friedensfahne mit der weißen Taube auf blauem Grund auf der Kirchturmspitze hisste. Es kam schließlich sogar zur offenen Auseinandersetzung, die Kirchenleitung drohte mit Auflösung des Presbyteriums. Was Friedhelm Meyer aber nicht davon abhielt, die gesamte Kirche während des Irak-Kriegs mit einem Riesen-Protest-Transparent zu schmücken
Gesellschaftspolitisch aktiv
Die gesellschaftspolitische Arbeit war von Anbeginn an oft auch überregional und stets eng verbunden mit der Solidarischen Kirche im Rheinland (SoKi). So war u. a. auch regelmäßig an den Protesten gegen den Kohleabbau im Hambacher Forst beteiligt.
Nach der Beendigung der aktiven Zeit als Pfarrer in Garath hörte das Engagement von Friedhelm Meyer nicht auf, sondern intensivierte sich: U.a. in der SoKi, in der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), in Ökumenischen Netzwerken im Rheinland (AK processus confessionis) und in Deutschland (Kairos Europa, ÖNiD), , bei ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie, im Vorstand des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge, im Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), bei „Düsseldorf stellt sich quer“, in der Initiative „Neue Namen“ (für Urdenbacher Straßen, die nach Kolonialverbrechern benannt sind), im Verein für die Fortsetzung der Sozial- und Kulturarbeit in der – von der Gemeinde inzwischen geschlossenen – Garather Hoffnungskirche, längere Zeit auch in der Solidarität mit den Roma, im Düsseldorfer Sozialforum und beim Obdachlosenprojekt fiftyfifty. Zudem wirkte er der Herausgabe mehrerer Bücher mit. Es sei uns verziehen, wenn hier mit Sicherheit viele seiner Wirkungsfelder fehlen.
Friedhelm Meyer war Menschenfreund, Familienmensch, Friedensaktivist, Antifaschist, Kapitalismus- und Konzernkritiker und Umweltschützer. Beispielgebend war, dass Friedhelm Meyer Antikommunismus nie Raum gab und sich vehement für den gemeinsamen Einsatz aller ehrlich interessierten Kräfte für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz einsetzte. Wobei Rassismus, Sexismus und Faschismus für ihn verlässlich rote Linien waren. Und ihm die unversöhnlichen Rahmenbedingungen des Profitdiktats des Kapitalismus immer gegenwärtig waren.
Friedhelm Meyer war sehr eng verbunden mit seiner Frau, die – als Ärztin berufstätig – ihm fest zur Seite stand. Unser herzliches Beileid gilt ihr und der Familie.
Friedhelm Meyer war einer von uns.
Wir werden sein Werk ehren und in seinem Sinne weiter wirken.