Ärzte Zeitung, 04. April 2007
Ärzte Initiative gegen Uerdinger Kohlekraftwerk
Allgemeinarzt fürchtet Zunahme von Atemwegs-Erkrankungen und Allergien / Anzeige im Lokalblatt
Auf ungewöhnliche Weise trat eine Ärzte-Initiative gegen den Bau des geplanten Kohlekraftwerkes in Uerdingen an die Öffentlichkeit. „Danke! 135 Krefelder Ärzte danken den Politikern für ihren Mut, gegen das geplante Kohlekraftwerk zu stimmen und für ihr Votum für bessere Luft- und Lebensqualität in Krefeld“, so lautete der Text der Anzeige im Lokalblatt „Extra-Tipp“.
Der Protest der Ärzte hatte Erfolg. Die Mehrheit der Politiker stimmte im Rat der niederrheinischen Stadt gegen den geplanten Bau des Steinkohlekraftwerks im Ortsteil Uerdingen. Ins Leben gerufen hatte die Ärzte-Initiative der Krefelder Allgemeinmediziner Dr. Bernd Kaufmann.
„Wir wollen auf die Gesundheitsrisiken durch Schadstoffbelastung in der Luft aufmerksam machen, die durch ein Kohlekraftwerk entstehen“, sagte der niedergelassene Arzt. Auch Umweltschützer und Bürgerinitiativen hatten sich gegen die Pläne der Trianel-Gruppe, auf dem Bayer-Werksgelände ein Steinkohlekraftwerk zu errichten, engagiert. Viele Krefelder Politiker waren zunächst für den Bau, sie erhofften sich Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer.
Zwar hatten die Verantwortlichen immer wieder betont, es handele sich um ein umweltfreundliches Kohlekraftwerk, doch der Widerstand der Anwohner wuchs. Als vor wenigen Wochen die Vereinten Nationen ihre Klimastudie veröffentlichten, änderten die großen Parteien schließlich ihre Meinung und lehnten die Pläne mit Stimmen von CDU, SPD und Grünen ab.
Kaufmann wurde durch einen Patienten auf die Gefahren aufmerksam. Der Mediziner betreute den Vorsitzenden des Niederrheinischen Umweltschutzvereins Ulrich Grubert, der aus Protest gegen den geplanten Kraftwerksbau in Hungerstreik getreten war.
Physiker warnte vor den Belastungen
„Herr Grubert ist Physiker und hat mir deutlich vor Augen geführt, dass auch dieses angeblich umweltfreundliche Kohlekraftwerk erhebliche Belastungen verursacht. Ich musste einfach etwas unternehmen“, sagt er. Gemeinsam mit Kollegen und Freunden schrieb Kaufmann Kollegen in Krefeld und Umgebung an und bat um ihre Unterschrift zur Unterstützung. Zuvor hatte er Studien zum Thema ausgewertet. Er ist sich sicher, dass der Anteil von Schwebstaub in der Luft die Gesundheit der Menschen direkt beeinflusst.
„Unsere Region zählt ohnehin schon zu denen, die stark belastet sind“, sagt Kaufmann. Die Folge seien vermehrt auftretende respiratorische Erkrankungen und Allergien. „Wenn auch noch das Kohlekraftwerk gebaut würde, käme es zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität. Das ist sicher“, sagt er. Die Unterschriftensammlung veröffentlichte Kaufmann im Internet unter www.uerdinger-kohlekraftwerk.de. Einen ersten Erfolg kann er bereits verbuchen: Der Rat der Stadt hat sich gegen den Bau des Kohlekraftwerks ausgesprochen und stattdessen ein Gaskraftwerk vorgeschlagen. „Mit einem Gaskraftwerk könnte ich gut leben“, so Kaufmann.
Am Ziel sehen er und seine Mitstreiter sich erst, wenn die Pläne für das Kohlekraftwerk auch von den Tischen der Bezirks- und Landesregierung sind. Für den Bau in Uerdingen muss die Stadt Bebauungspläne ändern. Ein Bau des Steinkohlekraftwerks in Krefeld ist jetzt ausgeschlossen. Noch ist aber nicht entschieden, ob es in einer anderen Stadt der Region gebaut wird. „Bis das geklärt ist, bleibt die Initiative bestehen und kämpft weiter für eine gesunde Umwelt“, sagt Kaufmann.
Danke!
135 Krefelder Ärzte danken den Politikern für den Mut, sich gegen das Uerdinger Kohlekraftwerk zu entscheiden!
Wir freuen uns über ein Votum für gute Luft- und Lebensqualität in Krefeld!
Gesundheit
ist unser höchstes Gut!
Krefelder Ärzteinitiative
(www.uerdinger-kohlekraftwerk.de)