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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

Bienensterben

CBG Redaktion

25. Juni 2008; NABU

Bienengift darf nicht wieder zugelassen werden

Bundesbehörde ignoriert Vorsorgeprinzip bei Pestizidprüfung

Die Schäden an über 10.000 Völkern von Honigbienen in Baden-Württemberg sind noch nicht verheilt. Keiner kennt die Zahl der vergifteten Wildinsekten und über die Langzeitfolgen des Nervengifts weiß man wenig. Trotzdem hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) den Insektizid-Wirkstoff Clothianidin nun wieder zugelassen. „Angesichts der zahlreichen Wissenslücken ist diese Entscheidung unverantwortlich. Wenn nun das Gift wieder ausgebracht werden darf, dürfte das nächste Massensterben nur eine Frage der Zeit sein“, warnte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Der NABU hatte das BVL bereits 2004 aufgefordert, das ebenfalls zu den Nervengiften zählende Mittel Gaucho (Wirkstoff Imidacloprid) in Deutschland zu verbieten. Auch dieses Gift steht im Verdacht, für Bienen und andere Insekten giftig zu sein. Im Gegensatz zu Deutschland hatte Frankreich unmittelbar danach rasch umfangreiche Auflagen und Anwendungsverbote zum Schutz der Bienen verhängt.

„Wir fordern das BVL auf, den Schutz der Bienen und anderer Blütenbestäuber als elementare Grundlage für Landwirtschaft und Artenvielfalt deutlich sorgfältiger zu prüfen. Eine Bundesbehörde darf auch vor dem massiven Lobbydruck der Herstellerfirma nicht einknicken, sondern muss das Vorsorgeprinzip ernst nehmen“, forderte Miller.

Für Rückfragen:
Florian Schöne
NABU-Agrarexperte
Tel. 030-28 49 84-16 15

[Steinbrück] Kohlenmonoxid Pipeline

CBG Redaktion

23.06.2008 Rheinische Post

Erfolg für Pipeline-Gegner

Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und Finanzminister Peer Steinbrück unterstützt die Forderungen der Bürgerinitiativen gegen die Bayer-Giftgas-Leitung durch den Kreis Mettmann.

Steinbrück bewirbt sich um ein Bundestagsmandat im Südkreis Mettmann. Um das „heiße Eisen“ CO-Pipeline hatte er bislang einen Bogen gemacht. Damit ist es jetzt vorbei. Nach einem ausführlichen Gespräch mit Vertretern der Bürgerinitiativen, die gegen die Giftgas-Leitung kämpfen, und SPD-Abgesandten aus den von der Trasse betroffenen Kommunen, fand der sozialdemokratische Spitzenpolitiker in Hilden jetzt klare Worte. Er könne die Einwände der Pipeline-Kritiker nachvollziehen und habe verstanden, dass sie nicht gegen den Industriestandort NRW, sondern nur gegen die CO-Leitung kämpfen, sagte Steinbrück.
Das Enteignungsgesetz des Landtages hält Steinbrück nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Münster für fragwürdig. Gemeinsam mit der SPD-Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese will Steinbrück die SPD-Landtagsfraktion und die NRW-Landesregierung wegen der CO-Leitung „bearbeiten“. Bei den eigenen Genossen im Landtag sei noch „einiger missionarischer Eifer“ nötig, befand Bürgermeister Günter Scheib und ließ damit durchblicken, wo es noch überall politisch hakt.

Politische Hilfsbündnisse
Hintergrund: Alle im Landtag vertretenen Fraktionen hatten dem Enteignungsgesetz zugestimmt, ohne das die CO-Pipeline gar nicht möglich wäre. Begründung: Die Giftgas-Leitung diene dem Allgemeinwohl. Bislang wollen aber nur die Grünen diesen Fehler wieder gutmachen und das Gesetz aufheben. CDU, SPD und FDP im Landtag hoffen offenbar, dass die Gerichte das Problem lösen. „Wir halten die Landtagsabgeordneten grundsätzlich für lernfähig und setzen auf die Kraft der Argumente“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzende Birgit Alkenings. Die CO-Leitung sei ein Anliegen für den Kreis insgesamt, betonte Griese: „Wenn dafür politische Hilfsbündnisse zu schmieden sind, sind wir dazu bereit.“ „Wir sind sehr dankbar für ihre Unterstützung“, sagte Marlis Elsen aus Hilden, CO-Pipeline-Gegnerin der ersten Stunde, nach dem Treffen sichtlich erleichtert zu Steinbrück und Griese. Die Bürgerinitiativen hofften, dass endlich auch die SPD-Landtagsfraktion ihren nicht mehr vermittelbaren Schlingerkurs aufgebe und sich von den eindeutigen Fakten überzeugen lasse. Fast 90 000 Menschen hätten bislang gegen die Gefahren der Rohrleitung protestiert.

Mit Bayer nach Lösung suchen
Zu der CO-Leitung gebe es Alternativen, betonte Wolfgang Cüppers aus Erkrath. Die Politik sei gefordert, gemeinsam mit Bayer nach Lösungen zu suchen. Im Großunternehmen selbst sei man mit der CO-Leitung auch nicht glücklich, hatte Erwin Schumacher aus Monheim in Erfahrung gebracht. Hinter vorgehaltener Hand werde eingeräumt, dass Bayer noch nie eine so schlechte Informationspolitik gemacht habe wie bei der CO-Leitung. VON CHRISTOPH SCHMIDT

Bienensterben

CBG Redaktion

Beim heutigen hearing der Landesregierung von Baden Württemberg zum aktuellen Bienensterben forderten betroffene Imker ein Verbot bienengefährlicher Pestizide. Weder die Imker noch Umweltverbände waren zu einem Redebeitrag eingeladen - im Gegensatz zur Bayer AG, dem weltgrößten Pestizidhersteller
(bitte klicken Sie auf die Bilder für eine höhere Auflösung)

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Pestizide

CBG Redaktion

Greenpeace
Presseerklärung vom 16. Juni 2008

Schmutzige Portfolios! - Greenpeace-Ranking der Pestizid-Industrie

Pestizide des Bayer-Konzerns belasten Mensch und Umwelt am stärksten

Brüssel/Hamburg, 16. 6. 2008 - Die Pestizide des deutschen Chemiemultis Bayer gefährden im internationalen Konzern-Vergleich die menschliche Gesundheit und Umwelt am stärksten. Zu diesem Ergebnis kommt der heute veröffentlichte Greenpeace-Report „Die schmutzigen Portfolios der Pestizid-Industrie“. Bayer folgen im Greenpeace-Ranking die Unternehmen Syngenta (Schweiz), Monsanto (USA), BASF (Deutschland) und Dow Chemical (USA).

Im Report vergleicht Greenpeace erstmals die Pestizid-Verkaufsprogramme der fünf weltweit führenden Agrochemie-Konzerne, die 75 Prozent des Weltmarktes abdecken, auf Basis von Umwelt- und Gesundheitkriterien. 243 (46 Prozent) der 512 weltweit von den Konzernen verkauften Pestizide gefährden danach Mensch und Natur besonders stark. Derzeit verhandelt die EU ein neues Zulassungsrecht für Pestizide - eine Chance, die es nur alle 10 bis 15 Jahre gibt. Gegen wichtige Verbesserungen sträuben sich aber der deutsche Landwirtschaftsminster Horst Seehofer (CSU) und weitere Agrarminister.

„Unser Ranking zeigt, wie giftig die Geschäfte der führenden Agrochemie-Konzerne noch immer sind“, sagt Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter. „Um unsere Gesundheit zu schützen und den Verlust von Tier- und Pflanzenarten einzudämmen, müssen die Politiker jetzt das EU-Pestizidrecht verschärfen. Spritzmittel, die Krebs erregen, das Erbgut verändern, die Fortpflanzung, das Hormon- oder Nervensystem schädigen können, dürfen nicht mehr zugelassen werden. Pestizide, die Bienen oder das Leben in Gewässern schädigen, müssen vom Markt verbannt werden. Bisher will die Chemieindustrie mit ihrer geballten Lobbymacht selbst für solche Gifte die Zulassung durchsetzen.“

Im Schnitt stecken 46 Prozent besonders kritische Stoffe in den Pestizid-Portfolios der Multis. Für den Umwelt- und Gesundheitsschutz auch problematisch: Für 16 Prozent der verkauften Pestizid-Wirkstoffe gibt es nur unzureichende öffentliche Informationen über Giftwirkungen. Und mögliche Pestizid-Rückstände in Lebensmitteln können bei 42 Prozent der Stoffe selbst die besten EU-Labors mit den heute eingesetzten Routineverfahren nicht nachweisen.

„Pestizide finden sich in der Umwelt, in Lebensmitteln, die wir essen und in unseren eigenen Körpern. Das ist eine tickende Zeitbombe für unsere Gesundheit sowie für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten“, erklärt Krautter. Das Portfolio mit dem höchsten Anteil von für Mensch und Umwelt besonders schädlichen Spritzmitteln weist mit 60 Prozent der US-Agrarkonzern Monsanto auf. Da er den geringsten Marktanteil der fünf Konzerne hat, nimmt Monsanto in der Gesamtwertung jedoch einen mittleren Platz ein. In der Gesamtwertung des Rankings werden neben schädigenden Eigenschaften auch die verkauften Pestizidmengen berücksichtigt.

In das aktuelle Ranking gingen die Daten der im Januar und Februar 2008 veröffentlichten Greenpeace-Studien „Schwarze Liste der Pestizide“ und „Grenzen der Pestizidanalytik“ ein. Alle fünf Konzerne hatten Anfragen von Greenpeace nach den von ihnen weltweit verkauften Pestizidwirkstoffen abgewiesen.

Die vollständige Studie: http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/umweltgifte/Dirty_Portfolios_final5.pdf

Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Manfred Krautter, Tel. 0171-8780 810, und den Studienautor Oliver Worm, Tel. 0171-8780-822.

[WZ] Klimakiller

CBG Redaktion

Westdeutsche Zeitung, 14.06.2008

Kraftwerk: Antrag nicht vollständig?

Die Stadt kritisiert die Unterlagen der Trianel, es wurden eine Reihe von Punkten nicht berücksichtigt.

Krefeld. Die Stadt Krefeld bezeichnet die Antragsunterlagen für das Kohlekraftwerk in einer Stellungnahme als nicht vollständig. In einem Entwurf für die Ratsssitzung am 24. Juni, der der WZ vorliegt, listet die Stadt eine lange Reihe von Punkten auf, die aus ihrer Sicht nicht oder nicht ausreichend im Antrag der Trianel Power-Projektgesellschaft Kohlekraftwerk berücksichtigt sind.
Aus den Unterlagen sei zudem nicht ersichtlich, welche Variante bezüglich der Kohlellagerung und des -transports genehmigt werden soll. Dies sei aber im Hinblick auf eigene Planungen – wie zum Beispiel das Projekt Rheinblick – wichtig.
Zu den weiteren Einwänden – das Papier umfasst acht Seiten – gehört der Hinweis, dass die geplante Kühlwasserleitung durch Landschaftsschutzgebiet führt und entsprechend ein Antrag auf Befreiung zu stellen sei. Auch in Bezug auf den Artenschutz fehlen laut Stadt Angaben über einige Vogelarten.
Mängel sieht die Stadt zudem bei den Immissionsprognosen, die zusammenzufassen und auf verschiedene Arten von Kohle zu ergänzen seien. Auch müssten unterschiedliche Wetterdaten berücksichtigt werden. Sie mahnt in diesem Zusammenhang eine Beurteilung und Risikobewertung mit Blick auf für Menschen giftige und krebserregende Stoffe an.
Der Antrag der Trianel bezieht sich auf einen Vorbescheid und eine erste Teilgenehmigung für das Steinkohlekraftwerk. Die Stadt muss diesen Antrag im ersten Schritt auf Vollständigkeit und Plausibilität prüfen.

Pressemitteilung aus der RP vom 14.06.2008:
Kraftwerksinvestor Trianel muss nacharbeiten: Die Stadt hat in einer Mängelliste aufgeführt, welche Unterlagen ihr fehlen. Unter anderem geht es um Lebensräume für die Kreuzkröte. Und: Trianel soll eine Erdgas-Variante prüfen.
Die Stadt Krefeld wird in einem Brief an die Bezirksregierung dem Investor des geplanten Steinkohlekraftwerks zahlreiche Versäumnisse vorwerfen. Den endgültigen Text soll der Rat am 24. Juni beschließen.
„Die Antragsunterlagen sind nicht vollständig und in mehreren Punkten nicht hinreichend bestimmt“, heißt es in dem Schreiben, das Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU) in seiner Funktion als Verwaltungschef unterzeichnen wird.
Der OB hält die Punkte jedoch nicht für baugefährdend. „Ich bin zuversichtlich, dass alle nötigen Voraussetzungen erfüllt werden“, erklärte er in dieser Woche vor Mitarbeitern des Chemparks. Dort will die Firma Trianel das Steinkohlekraftwerk bauen. Ein Viertel der Energie soll den Chemiefirmen zur Verfügung gestellt werden. Die letzte Entscheidung über den Bau des Kraftwerks liegt beim Land, nicht bei der Stadt.
Die Rheinische Post nennt Kathstedes Forderungen:
Immissionsschutz - Allein dem Schadstoffausstoß räumt die achtseitige Mängelliste drei Seiten ein. „Aus Sicht der Stadt Krefeld (ist) der Einsatz alternativer Energieträger, insbesondere für Erdgas, zu prüfen“, heißt es in dem Schreiben. Zudem soll Trianel ein Gutachten zu radioaktiven Emissionen durch die Steinkohle vorlegen. Die Stadt befürchtet ferner, dass es durch den Kraftwerksbau im östlichen Stadtgebiet bei der Benzol- und Stickstoffdioxidbelastung zu Überschreitungen kommt.
Planungsrechtlich - „Es ist aufgrund der Antragsunterlagen städtebaulich nicht beurteilbar, ob durch die Kohleanlieferung Auswirkungen auf andere Planungen der Stadt Krefeld bestehen“, heißt es in dem Entwurf. Gemeint ist das Projekt „Rheinblick“, das durch Rangiervorgänge der Güterzüge beeinträchtigt werden könnte.
Artenschutz - Auf dem Gelände des geplanten Kraftwerks leben laut Stadt Grünspecht, Graureiher und Kreuzkröten. Kathstede fordert Trianel auf, Ausweichlebensräume zu schaffen.
Wasserrechtlich - Trianel hat nach Angaben der Stadt nicht beantragt, Kühlwasser aus dem Rhein entnehmen oder in ihn einleiten zu dürfen. „Der Antrag ist zwingend notwendig“, schreibt Kathstede. Er erwartet von Trianel eine Erklärung, welche Auswirkungen die Einleitung des erhitzten Kühlwassers auf die Tierwelt haben wird.
Dr. Stefan Dresely, Leiter des Chemparks, zeigte sich gestern „nicht überrascht“ von der Mängelliste. „Das sieht auf den ersten Blick bestimmt schlimm aus, bewegt sich aber im üblichen Rahmen.“ Viele Punkte würden ohnehin im Rahmen des Genehmigungsverfahrens geklärt. „Ich bin sicher, dass wir alle geforderten Voraussetzungen erfüllen können.“
Quelle: RP, 14.06.2008

[WZ] Klimakiller

CBG Redaktion

Westdeutsche Zeitung, 12.06.2008

SPD Ortsvereine kritisieren Kathstedes Ja zum Kraftwerk

Emissionen träfen Krefeld ohnehin kaum - aber Rheinhausen um so mehr.

Die Zustimmung von Krefelds OB Gregor Kathstede zum geplanten Uerdinger Kohlekraftwerk (wir berichteten) stößt der Rheinhauser SPD sauer auf. Vor allem dessen Aussage zu den Gesundheitsrisiken findet Ortsverbands-Chef Reiner Friedrich nahezu zynisch: Die Bürger Krefelds seien „ja gut dran. Diese Anlagen haben sie im wesentlichen an die Grenze nach Rheinhausen gebaut, und die vorherrschende Windrichtung gibt ihnen Recht.” Die Emissionen träfen ohnehin nicht auf Krefelder Stadtgebiet sondern auf Rumeln, Friemersheim oder Bergheim.
Man werde sich im Rahmen der Möglichkeiten gegen den Bau des Kohlekraftwerkes und die Erweiterung der Müllverbrennungsanlage wehren” - notfalls auch mit dem politischen Gegner.
Die Genossen „fordern alle auf mit uns, der (von den Grünen intiierten, d.Red.) Bürgerinitiative ,Saubere Luft’ oder anderen in der Sache engagierten Gruppen aktiv zu werden. Es geht um unsere Gesundheit und die unserer Kinder.”
Die zwei großen Parteien sind in Sachen Kohlekraftwerk gespalten: Die Krefelder CDU-Ratsfraktion ist dagegen, OB Adolf Sauerland und seine Ratsfraktion (CDU Duisburg) ebenso, OB Kathstede (CDU Krefeld) dafür, genau wie der Rheinhauser Landtagsabgeordnete und Sprecher der SPD-AG Duisburg-West, Rainer Bischoff, sowie dessen Parteifreunde im Krefelder Rat - diese wiederum im Gegensatz zu ihren Rheinhauser und Duisburger Genossen, aber unisono mit dem SPD-nahen DGB und vor allem der Chemie-Gewerkschaft IGBCE.

GenRaps

CBG Redaktion

Schattenblick - 5. Juni 2008

Belgische Rapsfelder kontaminiert

Nicht zugelassener Gentech-Raps auf 15 Feldern in Belgien aufgetaucht - Agrokonzern behauptet, er habe die Kontamination beseitigt

In Belgien wurde auf fünfzehn Rapsfeldern eine Kontamination mit gentechnisch manipulierten Organismen (GMOs), die in der Europäische Union nicht zugelassen sind, festgestellt. Das habe das belgische Gesundheitsministerium am Dienstag mitgeteilt, berichtete 1 AFP (3. Juni 2008). Die Felder gehören dem Bayer-Tochterunternehmen CropScience.
Das Unternehmen hatte die belgischen Behörden im vergangenen Monat über die Kontamination unterrichtet, nachdem auf den Feldern konventioneller Raps ausgebracht worden war. Nach Ministeriumsangaben lag der Kontaminationsanteil bei fünf Prozent. Einer ersten Einschätzung des Unternehmens zufolge kam es zu der Verunreinigung aufgrund menschlichen Versagens - da stellt sich die Frage, ob es überhaupt andere Ursachen gibt.
Bayer versicherte, dass die erforderlichen Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung nicht-genehmigter GMOs ergriffen wurden. Unter anderem seien die jungen Pflanzen, die noch nicht geblüht und also noch keine Saat entwickelt hätten, ausgerissen und vernichtet worden. Mehrere Jahre lang würden die Felder hinsichtlich Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen beobachtet. Und das Gesundheitsministerium Belgiens teilte mit, dass es die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedstaaten über den Vorfall und die Beseitigungsmaßnahmen informieren werde.
Sicherlich hat es in der Vergangenheit schwerwiegendere Verunreinigungen von Feldern mit GMOs gegeben, wobei dieser Fall eigentlich noch nicht ausreichend geklärt ist. Was verbirgt sich hinter der Behauptung, dass die Kontamination aufgrund eines Irrtums geschah? Es stellt sich die Frage, um welche nicht zugelassene Rapssorte es sich handelt und warum diese dennoch auf den fünfzehn Feldern ausgebracht wurde.
Darüber hinaus wäre zu fragen, wieviele solcher „Irrtümer“ es bedarf, bis dass die Kontamination der gesamten Landwirtschaft innerhalb der Europäischen Union so weit fortgeschritten ist, dass konventionellen und bioorganischen Nutzpflanzen nur noch ein Nischendasein verbleibt?

siehe auch: Gen-Kontamination in Deutschland: „Verursacher muss haften!“

Uerdingen

CBG Redaktion

Pressemitteilung von den Grünen vom 04.06.2008:

Bayer kauft Bahnflächen in Uerdingen

`Rheinblick´ wird immer unwahrscheinlicher

Eine massive Bedrohung für das Projekt Rheinblick sehen die Grünen in dem von Bayer getätigten Flächenkauf zwischen Hohenbudberger und Duisburger Straße. Wenn über diese Bahntrasse hunderte Tonnen Kohle pro Tag transportiert würden, seien alle Planungen für Rheinblick als hochwertiges Wohn- und Gewerbegebiet hinfällig. Auch die ursprünglich geplante Verschwenkung der Hohenbudberger Straße könne dann kaum noch realisiert werden.
„Es ist schon sehr interessant, dass Bayer diese von der Bahn nicht mehr benötigten Reserveflächen gekauft hat, zu einem stattlichen Preis, wie man hört. Wenn man die sonstige Zurückhaltung der Bahn beim Flächenverkauf betrachtet, muss sich das Bayer einiges kosten gelassen haben“, erklärt der planungspolitische Sprecher Rolf Rundmund. „Die Motive von Bayer sind unschwer zu erraten. Entweder sollen die Flächen für einen eventuell notwendigen Kohletransport vom Uerdinger Hafen aus genutzt werden. Oder mit diesen Flächen soll Druck auf die Stadt ausgeübt werden, wenn `Rheinblick´ verwirklicht werden soll, nach dem Motto: Machst du mir mein Kraftwerk kaputt, mach´ ich Dir den Rheinblick platt.“
Durch die Flächenankäufe von Bayer werde eine bessere Vernetzung der geplanten Wohn- und Gewerbebauung beim Projekt `Rheinblick´ massiv erschwert. Diese Planungen könnten jetzt von Bayer viel eher blockiert werden.
„Insgesamt drängt sich mir der Eindruck auf, dass Bayer versucht, immer stärkeren Druck auf die Stadt auszuüben, um das gewünschte Kohlekraftwerk zu bekommen. Klar ist, dass bereits jetzt die Verwirklichung des Projekts Rheinblick mit den absehbaren Zusatzbelastungen durch das geplante Kraftwerk im Konflikt steht“, so Rundmund weiter. „Der Grundstückskauf von Bayer könnte ein weiterer Sargnagel für ein Krefelder `Highlight´ am Rhein sein.“

[Interview jW] Kohlenmonoxid Pipeline

CBG Redaktion

31.05.2008 / junge Welt / Seite 2

»Bayer will die Sache schnell durchziehen«

Der Leverkusener Chemiekonzern baut eine 67 Kilometer lange Giftgaspipeline. Dagegen wird geklagt. Ein Gespräch mit Philipp Mimkes, Sprecher der Coordination gegen Bayer-Gefahren

Der Leverkusener Chemie-Multi Bayer baut derzeit trotz fehlender Betriebsgenehmigung eine 67 Kilometer lange Pipeline für Kohlenmonoxid zwischen den Standorten Krefeld und Dormagen. Wie ist der Stand der juristischen Auseinandersetzung?

Die Gegner der Pipeline haben berechtigte Hoffnung, das Projekt vor Gericht zu stoppen. Zuletzt hatte das Oberverwaltungsgericht in Münster im Dezember 2007 den Bedenken der klagenden Kommunen und Einzelpersonen stattgegeben. Demnach wird die Betriebsgenehmigung erst nach Ende des Hauptsacheverfahrens und nur für den Fall erteilt, daß Bayer die Sicherheitsbedenken der Kläger ausräumen und ein »überwiegend öffentliches Interesse« am Betrieb nachweisen kann. Auf jeden Fall wirft das Urteil die Pläne des Konzerns weit zurück, weil sich das Verfahren über Jahre hinziehen kann.

Wann wird weiter verhandelt?

Am 16. Juni vor dem Verwaltungsgericht in Düsseldorf. Dann wird sich zeigen, ob das Kalkül von Bayer und der nordrhein-westfälischen Landesregierung aufgeht, das Verfahren zu beschleunigen. Regulär dauert eine juristische Auseinandersetzung dieser Größenordnung fünf bis sieben Jahre. Bayer ist dagegen gewillt, die Sache in einem halben Jahr durchzuziehen.

Warum sollte das Gericht diesem Wunsch nachkommen?

Ob es so kommt, muß man abwarten. Bedenklich ist allerdings, daß sich die Landesregierung die Argumente des Konzern fast vollständig zu eigen gemacht hat. Das betrifft sowohl die Unterstellung eines vermeintlichen Gemeinwohls des Projekts, weil dadurch angeblich Arbeitsplätze gesichert würden, als auch die Behauptung, von der Pipeline gingen keine Gefahren aus.

Würde die Pipeline für Bayer ökonomisch noch Sinn machen, wenn sie erst in fünf bis sieben Jahren in Betrieb ginge?

Ich glaube nicht. Hintergrund ist der, daß Bayer in Krefeld für die Kunststoffproduktion Kohlenmonoxid benötigt. Das wurde über Jahrzehnte direkt an Ort und Stelle produziert, was angesichts der hohen Giftigkeit des Gases auch der einzig vernünftige Weg ist. Die bestehende Anlage in Krefeld ist jedoch veraltet, und dort wird die Produktion mittelfristig wohl nicht mehr aufrechterhalten werden können. Deshalb lautet ja auch unsere Forderung, daß Bayer in Krefeld eine moderne Kohlenmonoxidanlage aufbaut. Das wäre in jeder Hinsicht sinnvoller: Ökologische Ressourcen würden geschont, der Konzern könnte sich die Pipeline und die juristischen Streitereien sparen, und die Gefahren für die Bevölkerung würden minimiert. Außerdem hätte man einen gefährlichen Präzedenzfall verhindert, denn Gefahrstoffe sollten weiterhin nur dort produziert werden, wo sie gebraucht werden.

Noch setzt Bayer stur auf den Weiterbau und hofft auf den Segen der Gerichte. Kann der Konzern die seitens der Kläger erfolgreich geltend gemachten Bedenken inzwischen entkräften?

Bayers Argumente sind heute noch die gleichen wie vor zwei Jahren. Wir bezweifeln ja nicht, daß das Unternehmen Unfälle vermeiden möchte. Aber wie will man für Jahrzehnte ausschließen, daß beispielsweise ein Bagger aus Versehen die Rohre beschädigt? Was ist mit Korrosion? Bei vergleichbaren Rohren kam es schon nach wenigen Jahren zu Korrosionsschäden. Und wer kann garantieren, daß es in der Rheinschiene in den nächsten 60 Jahren zu keinem Erdbeben kommt? All diese Risiken ließen sich umgehen, wenn man in Krefeld eine neue CO-Produktionsanlage bauen würde. Bei den jährlichen Milliardenprofiten könnte Bayer die durchaus überschaubaren Mehrkosten locker verkraften.

Bayer und die Regierung sagen, die Pipeline würde Arbeitsplätze sichern – ein Argument, das auch den DGB zum Verfechter des Projekts macht. Was ist dran an der These?

Tatsächlich gehören einzelne Regionalgliederungen des DGB zu den Projektgegnern. Daß sich ausgerechnet der DGB-Landesverband auf Druck der Chemiegewerkschaft IG BCE auf die Seite von Bayer geschlagen hat, ist bedauerlich und höchst fragwürdig. Denn wie wenig das Argument mit den Arbeitsplätzen wert ist, hat gerade die Konzerntochter Bayer MaterialScience bewiesen. Das Unternehmen hat mit der Kunststoffproduktion im vergangenen Jahr über eine Milliarde Euro Gewinn erwirtschaftet und trotzdem unlängst angekündigt, rund zehn Prozent der Arbeitsplätze zu vernichten.
Interview: Ralf Wurzbacher

[CO] Kohlenmonoxid Pipeline

CBG Redaktion

29. Mai 2008

CO-Pipeline: erneute Verzögerung

Anfang des Jahres verkündeten Landes- und Bezirksregierung noch vollmundig, den Planfeststellungsbeschluss zu überarbeiten und das Verfahren in einem halben Jahr abzuschließen.
Nun musste schon der erste hierfür notwendige Schritt verschoben werden: das Verwaltungsgericht Düsseldorf hob den Verhandlungstermin am 16.Juni 2008 auf, weil die Bezirksregierung die Arbeiten „entgegen ihrer ursprünglichen Zeitplanung nicht bis zum genannten Termin abschließen kann“.
Verhandelt werden soll frühestens im Oktober, das Projekt wird also erneut verzögert. Ein weiterer Erfolg des Widerstands vor Ort!

Rheinische Post

CO-Prozess: Düsseldorf muss nachbessern

Die auf den 16. Juni terminierte, mit Spannung erwartete Verhandlung vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht zur umstrittenen CO-Pipeline des Bayer-Konzerns wird auf den Herbst verschoben. Damit kommt das Gericht einem Wunsch der Bezirksregierung Düsseldorf nach. Vertiefung und Ergänzung der vom Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster heftig kritisierten Planfeststellung aus dem Februar 2007 benötigten noch etwas Zeit. Die Firma Bayer Material Science habe allerdings zugesagt, „die hierzu von der Bezirksregierung angeforderten Unterlagen nunmehr kurzfristig vorzulegen“, schreibt die Behörde in einer Stellungnahme. Vor allem die Ausführungen zur Gemeinnützigkeit der Leitung und zur Wahl der Trasse hatte das OVG als unzureichend gebrandmarkt. Landes- und Bezirksregierung gehen offenbar davon aus, diese Mängel per „Nachbesserung“ heilen zu können. Einige Juristen bezweifeln das. Sie halten auch eine Korrektur des Landes-Enteignungsgesetzes für erforderlich. Nach Angaben der Bezirksregierung sollen die Ergänzungen bis Anfang Oktober abgeschlossen sein. Das OVG hatte festgelegt, dass die Leitung bis zum Ende des Hauptsache-Verfahrens nur gebaut, nicht jedoch betrieben werden darf.

Bienensterben

CBG Redaktion

Am 16. Mai forderten die Coordination und der Berufsimkerbund ein Verbot der Pestizide Gaucho (Imidacloprid) und Poncho (Clothianin), um weitere Bienensterben zu verhindern. Nur wenige Stunden später zog das Bundesamt für Verbraucherschutz die Notbremse und verbot die beiden Wirkstoffe zur Saatgutbehandlung. Die Coordination fordert ein Verbot von Gaucho seit 1999. Der Berufsimkerbund forderte 2006, Clothianidin keine Zulassung zu erteilen siehe Offenen Brief

Frankfurter Rundschau, 17. Mai 2008

Pflanzengift tötet Bienen

Zulassung ruht

Die Ursache für das rätselhafte Bienensterben in Südwestdeutschland ist gelöst: Das Pflanzenschutzmittel Chlothianidin sei eindeutig als Verursacher identifiziert, meldet das Julius-Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig, das im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums seit Tagen Pflanzenproben und tote Bienen untersucht. 30 Prozent der Bienen in Deutschland hatten den Winter nicht überlebt. In Südbaden starben in den vergangenen Wochen zusätzlich täglich tausende.

Die Auswertungen hätten ergeben, dass die Bienen eindeutig mit Chlothianidin vergiftet seien. Bis auf eine Ausnahme sei bei allen 30 Bienenproben „eine Kontaktgiftwirkung nachgewiesen“ worden. Chemische Analysen auf Chlothianidin hätten einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Tod der Bienen und dem als Beizmittel für Maissaatgut verwendeten Wirkstoff bestätigt, so das JKI.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) legte sofort die Zulassung für Pflanzenschutzmittel mit Chlothianidin auf Eis. Grund: Beim Einsatz bestimmter Sämaschinen würden die Bienen dem Gift weit mehr ausgesetzt, als im Zulassungsverfahren bekannt. Das BVL habe deshalb „das Ruhen der Zulassung mit sofortiger Vollziehung angeordnet“. Die betroffenen Mittel dürfen weder eingeführt, noch in Verkehr gebracht oder gar benutzt werden, heißt es in einer Pressemitteilung des BVL.

„Bisher gibt es keine Hinweise auf Schadensfälle in anderen Bundesländern als Bayern und Baden-Württemberg“, meldet das JKI. In einem Fachgespräch am Freitag sei der Verdacht aufgekommen, das Saatgut selbst könnte für den erhöhten Abrieb des Gifts gesorgt haben. So sei es möglich, dass die Beizung (Ummantelung) „nicht immer mit der erforderlichen Qualität erfolgt sein könnte“. Der Wind habe dann offenbar das Gift auf Nachbarfelder und die dort blühenden Pflanzen getragen. Ob Honig mit Chlothianidin belastet sein könnte, sei noch unklar. VON FRAUKE HAß

dpa

Pflanzenschutzmittel ist nach Überzeugung von Wissenschaftlern schuld am dramatischen Massensterben der Bienen in Baden-Württemberg

Aus den Auswertungen des Julius Kühn-Instituts könne «eindeutig» geschlossen werden, dass die Bienen durch Abrieb des Wirkstoffs Clothianidin vergiftet wurden, teilten die Experten am Freitag in Braunschweig mit. Bis auf eine Ausnahme sei bei allen 30 untersuchten Proben eine Kontaktgiftwirkung nachgewiesen worden. Damit stützen die Forscher die Vermutungen der Imker, die das Säen des mit Clothianidin behandelten Saatguts für den Tod der Bienen verantwortlich machen.
Maissaatgut wird seit längerem mit Pflanzenschutzmitteln gebeizt, das den für Menschen ungiftigen Wirkstoff Clothianidin enthält. Dadurch kann das Gut vor schädlichen Insekten wie Drahtwürmern und Fritfliegen geschützt werden. Während das Mittel nach Institutsangaben normalerweise nur auf kleineren Flächen genutzt wird, drillen die Baden-Württemberger und Bayern nach dem Auftreten des Maiswurzelbohrers die komplette Maisanbaufläche mit stärker gebeiztem Saatgut.
Die Analysen bestätigten «einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den gefundenen toten Bienen und dem Beizmittel», teilte das Institut am Abend mit. Die in Braunschweig untersuchten Proben stammen von Bienen und Pflanzen aus der Rheinebene in Baden- Württemberg, einige wenige auch aus dem Raum Passau (Bayern). «Bisher gibt es keine Hinweise auf Schadensfälle in anderen Bundesländern», teilte das Institut mit.
Die Wissenschaftler gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass «die Beizung nicht immer mit der erforderlichen Qualität erfolgt sein könnte». Dadurch könne während der Aussaat ein erhöhter Abrieb aufgetreten sein, hieß es. Es sei zudem möglich, dass das Pflanzenschutzmittel durch Wind auch «weitaus stärker als bekannt» benachbarte blühende Pflanzen wie Löwenzahn, Raps oder Obst belastet hat. «Ob Honig mit dem Wirkstoff belastet worden sein kann, ist noch unklar», teilte das Institut mit. Dies werde derzeit in Baden- Württemberg untersucht.

17. MAI 2008, Südwestumschau

Spritzmittel schuld am Bienensterben

Nach dem Massensterben der Bienen vor allem am Rhein haben die Forscher den Schuldigen gefunden: Das Julius-Kühn-Institut ist sich sicher, dass ein Pflanzenschutzmittel für den Tod der Insekten verantwortlich ist. Aus den Auswertungen könne „eindeutig“ geschlossen werden, dass die Bienen durch Abrieb des Wirkstoffs Clothianidin vergiftet wurden, teilten die Experten in Braunschweig mit. Bis auf eine Ausnahme sei bei allen 30 untersuchten Proben eine Kontaktgiftwirkung nachgewiesen worden. Das Ergebnis bestätigt Warnungen der Imker: Diese hatten schon vor Wochen auf das mit Clothianidin behandelte Saatgut hingewiesen. Vor allem in Baden-Württemberg und in Bayern wird - im Gegensatz zu anderen Bundesländern - Saatgut auf kompletten Maisanbauflächen mit Pflanzenschutzmitteln gebeizt, das Clothianidin enthält.

Für Menschen ist die Chemikalie ungiftig und das Saatgut kann vor schädlichen Insekten wie Drahtwürmern und Fritfliegen geschützt werden. Der Befund scheint nun eindeutig: „Die Analysen bestätigten einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den gefundenen toten Bienen und dem Beizmittel“, teilte das Institut gestern mit. Die Experten hatten Proben von Bienen und Pflanzen unter die Lupe genommen. Sie gehen davon aus, dass „die Beizung nicht immer mit der erforderlichen Qualität erfolgt sein könnte“. Dadurch könne bei der Aussaat ein erhöhter Abrieb aufgetreten sein. Mit dem Wind könnte das Pflanzenschutzmittel „weitaus stärker als bekannt“ benachbarte blühende Pflanzen wie Löwenzahn, Raps oder Obst belastet haben. „Ob Honig mit dem Wirkstoff belastet worden sein kann, ist noch unklar“, hieß es.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz hat jetzt vorläufig die Anwendung der acht Pflanzenschutzmittel Antarc, Chinook, Cruiser 350 FS, Cruiser OSR, Elado, Faibel, Mesurol flüssig und Poncho verboten. Lsw

Erscheinungsdatum: 16.05.2008

BVL ordnet das Ruhen der Zulassung für Saatgutbehandlungsmittel an

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat gestern, am 15. Mai 2008, nachdem sich aufgrund aktueller Berechnungen im Zulassungsverfahren neue Erkenntnisse ergeben haben, das Ruhen der Zulassung mit sofortiger Vollziehung gemäß § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 VwGO für die folgenden Saatgutbehandlungsmittel angeordnet:

Antarc (Cyfluthrin + Imidacloprid), Bayer, BVL Zulassungsnummer 4674-00
Chinook, (Cyfluthrin + Imidacloprid), Bayer, BVL Zulassungsnummer 4672-00
Cruiser 350 FS, (Thiamethoxam), Syngenta, BVL Zulassungsnummer 4914-00
Cruiser OSR, (Fludioxonil + Metalaxyl-M +Thiamethoxam), Syngenta, BVL Zulassungsnummer 4922-00
Elado, (Cyfluthrin + Clothianidin), Bayer, BVL Zulassungsnummer 5849-00
Faibel, (Methiocarb + Imidacloprid), Bayer, BVL Zulassungsnummer 4704-00
Mesurol flüssig, (Methiocarb), Bayer, BVL Zulassungsnummer 3599-00
Poncho, (Clothianidin), Bayer, BVL Zulassungsnummer 5272-00

Diese Entscheidung erfolgte nach eingehender Prüfung des aktuellen Sachstandes vor dem Hintergrund der in Südwestdeutschland aufgetretenen Schäden an Honigbienen. Für das BVL galt es zu prüfen, inwieweit ein Zusammenhang der berichteten Bienenvergiftungen mit der Ausbringung von mit Pflanzenschutzmitteln behandeltem Saatgut besteht. Diese Prüfung ergab, dass bei der Ausbringung von mit Insektiziden behandeltem Saatgut mit pneumatischen Sämaschinen eines bestimmten Konstruktionstyps eine höhere Exposition von Bienen verursacht wird, als im Zulassungsverfahren bislang bekannt.

Neue Risikobewertungen, die aufgrund der Bienenschäden veranlasst wurden und die diese erhöhte Exposition berücksichtigen, lassen es als wahrscheinlich erscheinen, dass als Folge dieser Exposition unvertretbare Auswirkungen auf Bienen nicht auszuschließen sind. In diesem Zusammenhang wird unter anderem auch die Gewährleistung des Schutzes des Anwenders im Rahmen der erwähnten Ausbringung überprüft werden.

Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse wird zur Vermeidung weiterer Bienenschäden und zur endgültigen Klärung der Zusammenhänge sowie möglicher weiterer Auswirkungen auf den Naturhaushalt aus Vorsorgegründen bis auf Weiteres ein Ruhen der Zulassung angeordnet.

Auch die in den Ländern für die Beratung der Landwirtschaft zuständigen Pflanzenschutz-dienststellen sind umgehend informiert worden, um die entsprechenden Informationen an die Anwender weiter zu geben.

Hintergrund zum Ruhen einer Zulassung
Mit der Anordnung des Ruhens der erwähnten Zulassungen sind weitere Einfuhren, das weitere Inverkehrbringen sowie die weitere Anwendung der betroffenen Pflanzenschutzmittel ausgeschlossen. Gleiches gilt nach Paragraf 16e Absatz 2 PflSchG auch für Pflanzenschutzmittel, für die eine Verkehrsfähigkeitsbescheinigung mit Referenz auf eine der oben genannten Zulassungen erteilt wurde.

Analysen des Julius Kühn-Instituts zu Bienenschäden durch Clothianidin

Braunschweig (10.06.2008) Nach Auffassung des Julius Kühn-Instituts (JKI) ist eindeutig davon auszugehen, dass Clothianidin hauptsächlich für den Tod der Bienen vor allem in Teilen Baden-Württembergs verantwortlich ist. Von den bisher 66 im Zusammenhang mit den Schadfällen „Maisaussaat“ untersuchten Bienenproben wiesen die chemischen Analysen des JKIs bis auf eine Ausnahme den Wirkstoff Clothianidin nach. Während 27 Proben zwischen 2 und 10 Mikrogramm Wirkstoff/kg Bienen enthielten, wiesen 32 Proben einen Wirkstoffgehalt zwischen 10 und 100 Mikrogramm/kg Bienen auf. Eine Probe enthielt 212 Mikrogramm Wirkstoff/kg Biene; die restlichen fünf Proben lagen unter 2 Mikrogramm. Die in den letzten Wochen durchgeführten Untersuchungen des JKIs bestätigen weiterhin die Vermutung, dass der Wirkstoff während der Aussaat des Maissaatgutes von diesem abgerieben wurde und die entstandenen Stäube über Verfrachtungen in der Luft auf blühende und von Bienen beflogene Pflanzen gelangt sind.

Speziell zu den in der Rheinebene in Baden-Württemberg und Bayern aufgetretenen Bienenvergiftungen mit Verdacht auf Schadursache „Maisaussaat“ erhielt die Untersuchungsstelle für Bienenvergiftungen des Julius Kühn-Instituts vom 30. April bis 3. Juni 156 Proben: 85 Bienenproben, 48 Pflanzenproben und 23 sonstige Proben (Pollen, Waben, Erde). 68 dieser Bienen-, 14 der Pflanzen- und 3 der sonstigen Proben stammen aus der Rheinebene in Baden-Württemberg, 14 Bienen-, 18 Pflanzen- und 2 sonstige Proben aus der Region Passau in Bayern. Wie bereits in unseren Presseinformationen vom 9.5.2008 und 16.5.2008 dargestellt, stammen die Einsendungen aus Gebieten, in denen Saatgut zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers mit dem Wirkstoff Clothianidin behandelt worden war. Aus allen anderen Regionen Deutschlands liegen derzeit lediglich 3 Bienen-, 2 Pflanzen- und 1 sonstige Probe vor, bei denen die Einsender als Schadursache „Maisaussaat“ vermuten.
Insgesamt erhielt das JKI im Jahr 2008 bisher 124 Bienenproben, 77 Pflanzenproben und 26 sonstige Proben (Wabenstücke, etc.) aus dem gesamten Bundesgebiet.

Die Untersuchung des Pollenspektrums aus dem Haarkleid der Bienen ergab in den bisherigen Proben, dass überwiegend sehr viel verschiedene Trachtpflanzen und nicht ausschließlich Massentrachten wie Raps oder Obst beflogen wurden. In einigen Proben überwog der Anteil an Rapspollen. Viele der bisherigen Pollenanalysen zeigen einen hohen Anteil an Löwenzahn- und Ahorn-Pollen, deren Blühzeitpunkt in den Schadregionen gleichzeitig mit der Aussaatzeit von Mais lag. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass nicht Fehlanwendungen in einer einzelnen Kultur wie Raps oder Apfel als Schadursache in Frage kommen. Sie bekräftigten den Verdacht, dass die verschiedenen Trachtpflanzen mit Clothianidin kontaminiert waren.

Die Bienenschäden können nicht mit dem Auftreten von Bienenkrankheiten erklärt werden. Der Befall mit Nosema-Sporen war nur in 2 der untersuchten Proben hoch; in 17 Proben wurde ein mittlerer Befall, in 47 Proben ein geringer Befall festgestellt. Es wurden keine Anzeichen auf weitere Bienenkrankheiten bei diesen Bienenproben entdeckt.

Der eindeutige Nachweis der Herkunft des Clothianidins aus dem Abrieb des Saatguts wurde über den gleichzeitigen Nachweis des Wirkstoffs Methiocarb bestätigt. Methiocarb, das zur Verhinderung von Krähenfraß angewandt wird, wurde bei einigen Chargen des gebeizten Maissaatguts zusätzlich eingesetzt. Eine Auswahl der eingesandten Proben wird weiter gezielt auf das Vorhandensein von mehreren hundert Wirkstoffen analysiert, um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen oder andere Schadursachen zu erkennen. Allerdings ist ein Vergleich der Probenwerte mit den in Laborversuchen ermittelten Toxizitätsdaten wie z.B. der mittleren letalen Dosis (LD50) aufgrund der Probennahme nicht oder nur in wenigen Fällen direkt möglich.

Hintergrundinformationen zur Analyse der Bienenproben am Julius Kühn-Institut
Mit einem ersten biologischen Test mit den sehr empfindlichen Larven der Gelbfiebermücke, dem so genannten Aedes-Test, kann rasch eine grundsätzliche Bewertung vorgenommen werden, ob das Probenmaterial (tote Bienen oder Pflanzen) für Bienen giftige Stoffe enthält oder nicht. Vorausgegangen sind Analysen zum Gesundheitszustand der Bienen wie Nosema oder Parasiten. Ebenso wird der den toten Bienen anhaftende Pollen analysiert, um den Ort näher zu bestimmen, an dem sich die Bienen kurz vor ihrem Tod aufgehalten haben.

Nur wenn mit dem Aedes-Test eine Kontaktgiftwirkung bei den Bienen oder den Pflanzenproben nachgewiesen werden kann, klärt das JKI in einem zweiten, sehr aufwändigen Verfahren, ob ein Pflanzenschutzmittel in den Proben nachgewiesen werden kann und um welches Mittel es sich handelt. Für den Nachweis von Rückständen der sehr unterschiedlichen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe in den Probenextrakten werden immer parallel LC/MS/MS- und GC/MS-Messungen durchgeführt.

Im Falle der jetzigen gravierenden Bienenschäden, bei denen der Verdacht schnell auf den Wirkstoff Clothianidin fiel, werden die chromatographischen Messergebnisse aller Proben zunächst mit Blick auf Clothianidin und Methiocarb ausgewertet, um rasch die erforderlichen Ergebnissen vorzulegen. Aus den eingesandten toten Bienen werden 200 Exemplare zufällig ausgesucht, zu einer Mischprobe verarbeitet und analysiert. Die ermittelten Werte der Analytik werden auf ein Kilogramm Bienen hochgerechnet (dies entspricht ca. 10.000 Bienen).

LD50: Gängige Messgröße, die ein Maß für die Giftigkeit (Toxizität) eines Stoffes darstellt. Die mittlere letale Dosis, LD50, bezeichnet die Dosis eines Stoffes, bei der 50 % der beobachteten Tiere sterben. Es handelt sich dabei um einen statistischen Wert aus Laborversuchen.

Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI)
Dr. Gerlinde Nachtigall - Pressereferentin -
Messeweg 11-12
38104 Braunschweig
Tel.: 0531 299-3204
Fax: 0531 299-3000
E-Mail: pressestelle@jki.bund.de

[Leverkusen] Protestaktion Leverkusen

CBG Redaktion

Presse Information vom 17. Mai 2008

Natur für Menschen – nicht fürs Business!

Protestaktion am Bayer-Werk Leverkusen

Rund 100 Umweltaktivisten aus aller Welt protestieren heute am Bayer-Werk Leverkusen gegen die Geschäftspolitik des Konzerns. Im Mittelpunkt der Kundgebung stehen die Produktion von Pestiziden und transgenen Pflanzen und die damit einhergende Bedrohung von Umwelt und Artenvielfalt, die Patentierung von Saatgut und das Lobbying multinationaler Unternehmen.

Die Kundgebung wird von dem Aktionsbündnis COP9 organisiert. Unter dem Motto “Natur für Menschen, nicht für´s Business!” ruft das Bündnis aus UmweltaktivistInnen und sozialen Bewegungen zu Protesten gegen die Plünderung natürlicher Ressourcen im Interesse internationaler Konzerne auf. Die Teilnehmer der Kundgebung kommen u.a. aus Brasilien, Indien und Bangladesh.

Axel Köhler-Schnura von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) sagte in einem Redebeitrag: „Produkte von Bayer sind für Todesfälle in aller Welt verantwortlich – von hochtoxischen Pestiziden bis hin zu gefährlichen Pharmaprodukten. Erst in der vergangenen Woche musste Bayer das Herzmittel Trasylol vom Markt nehmen, das für Tausende von Toten verantwortlich ist und dessen Risiken seit vielen Jahren bekannt waren.“ Die CBG fordert ein Verbot hochgiftiger Pestizide, weltweit freien Zugang zu Saatgut, einen Stopp der Agro-Gentechnik, die Förderung des ökologischen Landbaus sowie die Produktion von Nahrungsmitteln statt Agro-Sprit.

Vertreter des Bündnisses übergeben einen Offenen Brief an Bayer (s.u.).
Kontakt vor Ort unter: 0151-51806945

Offener Brief an den Bayer Konzern in Leverkusen

Sehr geehrte Vorstände des Bayer Konzerns,

bei internationalen Konferenzen versuchen Sie, der Bayer Konzern mit seinen Lobbyisten massiv in die Verhandlungen und die Ergebnisse einzugreifen. So auch jetzt wieder bei den derzeit in Bonn stattfindenden Vertragsstaatenkonferenzen zur Konvention über biologische Vielfalt (COP9) und dem Biosicherheits-Protokoll (MOP4). Dabei ist ihr Konzern um ein “grünes” Image bemüht.
Letztes Jahr z.B. sponsorte Bayer den Jugendumweltkongress des United Nations Environment
Programme (UNEP). Dabei geht es Bayer um nichts anderes als eine “Greenwashing Kampagne”. Denn ansonsten bekämpfen Lobbyisten ihres Konzerns fast alle Anstrengungen zum Umweltschutz - vom Kyoto-Protokoll, über das Verbot von FCKW bis hin zur neuen EU-Chemikaliengesetzgebung REACH.
Bayer produziert zudem zahlreiche hochgefährliche Produkte, emittiert große Mengen von Schadstoffen und Treibhausgasen, treibt den Anbau von gentechnisch veränderten Produkten voran und gehört somit zu einem der ganz großen Zerstörer biologischer Vielfalt.

Um nur einige Beispiele zu nennen:
Bayer ist verantwortlich für die schleichende Vergiftung von Böden und Gewässern, die Ausrottung nützlicher Pflanzen- und Tierarten, die Zunahme pestizidresistenter Schädlinge und die massive Schädigung des ökologischen Gleichgewichts durch Agro-Chemikalien.
Pestizide gelten als ein wesentlicher Verursacher des Artensterbens. Die Welternährungsorganisation FAO spricht von einer ”Umwelttragödie”. Bayer ist weltweit der zweitgrößte Pestizid-Hersteller und im Bereich der hochgiftigen Insektizide Weltmarktführer. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO erleiden jährlich mehrere Millionen Menschen schwere Pestizid-Vergiftungen, bis zu 200.000 Fälle verlaufen tödlich.
Einer der jüngsten Vorfälle mit gefährlichen Chemikalien ereignete sich im amerikanischen Bayer-Werk Institute/West Virginia, als am 28. Dezember 2007 mehrere Fässer, die das Pestizid Thiodicarb enthielten, platzten. Dutzende Anwohner mussten wegen Kopfschmerzen und Atemwegsproblemen behandelt werden, mindestens ein Betroffener wurde stationär behandelt. Tatsächlich gehört Thiodicarb zu den gefährlichsten Agrogiften überhaupt.
In der EU wurde Thiodicarb verboten. Im vergangenen Jahr forderten 154 Organisationen aus 35 Ländern den Bayer-Konzern auf, den Verkauf aller Pestizide der obersten Gefahrenklasse, darunter Thiodicarb, einzustellen. Auch Ultragifte wie Phosgen, MIC und das Giftgases Phosgen, das im 1. Weltkrieg als Kampfgas verwendet wurde, werden in dem Werk gelagert.
Auch von dem Bayer-Herbizid Glufosinat drohen Verbrauchern, Anwendern und der Natur Gefahren. Nach einem Gutachten schwedischer Behörden, das von der European Food Safety Authority abgenommen wurde, empfiehlt Schweden Glufosinat zu verbieten. Fast alle gentechnisch veränderten Pflanzen im Sortiment von Bayer sind gegen Glufosinat resistent.
Die Genmanipulation von Pflanzen dient nicht – wie von Bayer häufig behauptet – der Bekämpfung des Hungers, sondern der Sicherung des Absatzes von Herbiziden. Der anhaltende Verkauf von Glufosinat ist aus ökologischen Gründen jedoch nicht länger zu verantworten.

Bayer ist verantwortlich für die massive Gefährdung der biologischen Vielfalt und der Umwelt durch transgene Pflanzen. Der Konzern gehört zu den wichtigsten Protagonisten der „grünen“ Gentechnik. Aktuell droht eine EU-Zulassung für herbizidresistenten Reis von Bayer (die gleiche Sorte sorgte vor zwei Jahren für den bislang größten Gentechnik- Skandal, als weltweit nicht-zugelassener Reis in den Handel gelangte). Der großflächige Anbau von gentechnischem Saatgut würde unweigerlich zur Kontamination und Verdrängung traditioneller Reis-Sorten führen, wodurch die Vielfalt der Nutzpflanzen zerstört und langfristig die Ernährungssicherheit gefährdet würde.
Weitere Beispiele sind: die Kontaminierung von Raps-Saatgut durch gentechnisch veränderten Raps, der in Deutschland nicht zugelassen ist. Diese Verunreinigung geht auf ein herbizidresistentes Produkt von Bayer CropScience zurück, das vor Jahren in Freilandversuchen getestet wurde. Bayer weigert sich, für den Schaden zu haften. Der Fall zeigt einmal mehr, dass Koexistenz ohne Kontamination von herkömmlichen Saatgut nicht möglich ist. Trotzdem drängt Bayer auf neue Märkte: In Australien soll Gen-Raps angebaut werden, bei der EU hat Bayer Import-Zulassungen für genmanipulierten Reis und Raps beantragt.

Bayer ist verantwortlich für Privatisierung und Monopolisierung von genetischen Ressourcen wie Saatgut und Heilpflanzen. Bayer gehört zu den größten transnationalen Konzernen in den Bereichen Pharma und Agrochemie., die den größten Teil der vergebenen Patente auf Leben unter sich aufteilen. Diese Versuche der Monopolisierung gehen zu Lasten von biologischer Vielfalt auf den Feldern und rauben indigenen Gemeinschaften ihre Heilpflanzen und ihr traditionelles Wissen.

Erst aufgrund jahrelanger massiver Einflußnahme von transnationalen Konzernen auf die internationale Gesetzgebung wurde im Rahmen der WTO das TRIPs-Abkommen (trade related intellectual property rights) unterzeichnet, das zur weltweiten Einführung von geistigen Eigentumsrechten wie Patenten auf biologisches und genetisches Material – auf Leben - verpflichtet. Bayer war auch daran beteiligt.
Ein besonders perfider Kontroll- und Machtmechanismus ist die sogenannte Terminator-Technologie, offiziell Genetic Use Restriction Technologies genannt. Diese Technologie produziert eine sterile Ernte, so dass diese nicht zur Wideraussaat verwendet werden kann. Die Terminator-Technologie wurde im Jahre 2000 im Rahmen der Konvention über biologische Vielfalt mit einem Moratorium belegt, da sie eine große Gefahr für die biologische Vielfalt bedeutet.
Auch der Bayer-Konzern ist an der Entwicklung von Terminator-Technologien beteiligt – ein halbes Dutzende Patente und Patentanmeldungen mit Titeln wie „Neuartige Gene zur konditionellen Zellablation“ oder „Verfahren zur Herstellung weiblich steriler Pflanzen“ belegen dies.
Laut Stellungnahme von Bayer CropScience besitzt das Unternehmen lediglich Terminator-Patente, die durch die Akquisition von Aventis Cropscience übernommen wurden. Damit sagt Bayer die Unwahrheit. In Wahrheit besitzt Bayer mindestens fünf Patente auf Saatgutsterilisierungs-Technologien. Das legt nahe, dass Bayer auch weiterhin an der Forschung von Terminator-Technologie und deren Anwendung interessiert ist. 2006 bei der COP 8 in Curritiba waren auch die Lobbyisten von Bayer an dem Versuch beteiligt, das Moratorium zu kippen.
Auch an der Entwicklung von Pharmapflanzen ist der Bayer-Konzern beteiligt und wird damit Umwelt und biologische Vielfalt gefährden.
Ganz neu ist die Information, dass die großen Agrar-Konzerne hunderte von Patenten auf gentechnisch veränderte Pflanzen anmelden, die entwickelt wurden, um besser mit Dürre und anderen Stressfaktoren umgehen zu können. Das ist Teil des Wettstreites um Dominanz in dem lukrativen Markt, der mit der Klimaerwärmung wächst. Und der Bayer-Konzern ist mit dabei.

Bayer ist verantwortlich für die Erwärmung des Klimas. Aktuell ist im Bayer-Werk Krefeld der Bau eines gigantischen Kohlekraftwerks, das jährlich 4,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid und 4.000 Tonnen Stickoxide emittieren würde, geplant. Darüber ist Bayer zusätzlich für die Zerstörung von biologischer Vielfalt verantwortlich.

Bayer ist verantwortlich für die Verschmutzung von Gewässern mit jährlich über 700
Tonnen Phosphor, 2.700 Tonnen Stickstoff, 1,5 Mio Tonnen anorganischer Salze, 73
Tonnen Chlororganika und 28 Tonnen Schwermetalle. Bayer gehört somit zu den zehn
größten Wasserverschmutzern Deutschlands. Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch
des Konzerns mit täglich rund 2 Millionen Kubikmeter. Das Werk Leverkusen allein
verbraucht mehr Wasser als die benachbarte Millionenstadt Köln.

Bayer ist verantwortlich für den Anbau von Energiepflanzen für Agrarkraftstoffe, der in Konkurrenz zu Nahrungspflanzen erfolgt. Der Bayer-Konzern will sowohl aus Raps und aus der tropischen Pflanze Jatropa Agrosprit gewinnen. Dafür braucht es großflächige Monokulturen und einen hohen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Ein großflächiger Jatropha-Anbau wird Naturlandschaften zerstören, Kleinbauern vertreiben und zu mehr Hungertoten führen. In Indien kam es bereits zu Vertreibung Landloser von angeblichem „Brachland”. Dort will Bayer elf Millionen Hektar mit Energiepflanzen bebauen.

Bayer ist verantwortlich für den millionenfachen Tod in Bienenstöcken in Süddeutschland, wie die Berichterstattung der letzten Tage vermuten läßt. Der plötzliche Tod der Bienen setzte unvermittelt mit der Mais-Aussaat ein. Viele der Samenkörner waren zur Insekten-Bekämpfung mit dem Nervengift Clothianidin der Firma Bayer CropScience gebeizt. Das könnte der Killer sein, vermuten die Imker. Der Imker-Verband spricht vom schlimmsten Bienensterben in der Region „seit 30 Jahren“. Den Verdacht gegen das Nervengift aus dem Bayer-Konzern begründet der stellvertretende Verbandsvorsitzende Manfred Raff mit ähnlichen Erfahrungen italienischer Imker, bei denen die Mais-Aussaat schon vor einigen Wochen erfolgte. Dort fand sich in verendeten Bienen das Clothianidin. Es ist dem Verband zufolge Bestandteil des Agrargiftes Poncho Pro, welches für das Beizen des Mais-Saatgutes verwendet wird.

Bayer ist verantwortlich für den Hunger in der Welt. Während es in vielen Teilen der Erde mittlerweile zu Hunger-Aufständen kommt, heißt es im jüngsten Bayer-Geschäftsbericht: „Wir konnten an der positiven Entwicklung der Welt-Agrarmärkte partizipieren“. Das ist eine zynische Formulierung angesichts der drastischen Verteuerung von Grundnahrungsmitteln und der Zunahme des Hungers weltweit. Der Welternährungsrat sieht als eine wesentliche Ursache der Ernährungskrise die rückläufigen Ernten wegen der durch Agrarchemikalien geschädigten Ackerflächen. Als zweitgrößter Pestizid-Produzent hat Bayer einen entscheidenden Anteil daran.
Anläßlich der Verhandlungen zum Biosicherheits-Protokoll (MOP4) vom 12. bis 19. Mai in Bonn und den dort diskutierten Themen um Haftung und Versicherung bei Kontaminierung mit transgenem Material machte Bayer CropScience zusammen mit Monsanto, Syngenta, BASF, DowAgroSciences und Dupont/Pioneer - die sechs großen Biotech-Konzerne im Agrarbereich – einen Vorschlag, genannt „Compact“. Sie behaupten, dass sie Entschädigung zahlen wollen, wenn es durch ihre Produkte zu Schäden an der biologischen Vielfalt kommt. Das klingt zunächst sehr gut, allerdings bezieht sich der Vorschlag ausschließlich auf Schäden an der biologischen Vielfalt und Schädigungen an der menschlichen Gesundheit. Die Umwelt allgemein oder sozio-ökonomische und kulturelle Schäden sind davon ausgenommen.
Schäden an der biologischen Vielfalt werden, so der Vorschlag, auch nur berücksichtigt, wenn umfangreiches Informationsmaterial über diese Biodiversität vorliegt. In keinem Land sind bisher solche umfangreichen Kenntnisse über die Biodiversität gesammelt worden, um die Bedingungen für einen Entschädigungsfall bedienen zu können. Das Versprechen einer Entschädigung bleibt so ein leeres Versprechen! Außerdem wird Kontaminierung mit transgenem Material in dem Vorschlag ausdrücklich als keine Schädigung definiert.
Auch sollen nur Staaten als Kläger akzeptiert werden, geschädigten Individuen wird dadurch jede Möglichkeit auf Wiedergutmachung genommen. Alle Vorgänge sollen vertraulich behandelt
werden, also jegliche Transparenz soll, entsprechend dem Vorschlag, unterbunden werden.
Was wie ein Schritt in Richtung Konzern-Verantwortung präsentiert wird, ist letztlich ein geschickter Schachzug der Konzerne, um hunderte oder tausende Einzel- Klagen von vorneherein abzuwehren.
Wir kritisieren auf schärfste, dass die deutsche und europäische Politik Bayer wiederholt eine Plattform für ihr “Greenwashing-Programm” bietet und die Industrieinteressen massiv unterstützt, trotz der Schäden für die Bevölkerung, die biologische Vielfalt und die Umwelt.
Weltweit wehren sich viele Menschen und Initiativen gegen Bayer-Produkte, deren gesundheits- und umweltschädliche Auswirkungen und die Bayer-Konzernpolitik. Wir erklären uns mit ihnen solidarisch und fordern den Bayer-Konzern auf, ihre Gift und Tod bringende Produktion zu
beenden.

Wir fordern Bayer auf, unverzüglich mit seiner umweltschädigenden Geschäftspraxis aufzuhören, nicht mehr die biologische Vielfalt zu zerstören, sie auch nicht zu privatisieren und monopolisieren, die Verantwortung für ihr bisheriges Handeln zu übernehmen und für die (Folge-)Schäden aufzukommen.
Solange der Konzern nicht maßgeblich seine Ausrichtung verändert, bleiben seine
Naturschutz-Ankündigungen hohl und eher bedrohlich.

Bayer – Finger weg von der biologischen Vielfalt,
Finger weg vom profit- und kontrollgetriebenen Naturschutz!
Für eine ökologische Landwirtschaft und Forstwirtschaft ohne Gentechnik und ohne Pestizide!
Für die Abschaffung von Patenten und anderen geistigen Eigentumsrechten auf Leben!
Für freien Zugang zu Saatgut weltweit!
Für ein endgültiges Verbot der Terminator-Technologie und ähnliche sterilmachende Techniken!

Natur für Menschen – nicht fürs Business!

UnterzeichnerInnen:
Aktionsnetzwerk globale Landwirtschaft, BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie, La Via Campesina, Coordination gegen BAYER-Gefahren, Bonner AK gegen Gentechnologie, Aktionsbündnis COP 9, Verein fair-fish e.V., Indienhilfe e.V., Rettet den Regenwald e. V., Arbeitskreis Eine Welt Buchloe e.V., autofrei leben! e.V.

Bienensterben

CBG Redaktion

Presse-Erklärung vom 16. Mai 2008

Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Bienensterben: „Gefährlichkeit von Agrogiften seit langem bekannt“

Verbot der Pestizide Poncho und Gaucho gefordert

Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund und die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordern ein Verbot der Pestizide Poncho (Wirkstoff Clothianidin) und Gaucho (Wirkstoff Imidacloprid), um ein weiteres Bienensterben zu verhindern. Beide Pestizide sind stark bienengefährlich. Clothianidin steht in dringendem Verdacht, das aktuelle Bienensterben in Baden Württemberg verursacht zu haben.

„In allen 15 bisher untersuchten Proben verendeter Bienen ist Clothianidin gefunden worden - ein für Bienen und andere Insekten bereits in geringsten Mengen tödliches Nervengift“, so Manfred Hederer, Präsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds. Schon im Juli 2006 hatte Hederer in einem Brief an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit scharfe Kritik an der Zulassung des Pestizids geäußert und vorausgesagt, „dass Clothianidin für unsere Bienen zu einer großen Gefahr werden wird“.

Beide Wirkstoffe werden vom Leverkusener Bayer-Konzern hergestellt. Imidacloprid wird vor allem im Raps-, Zuckerrüben- und Maisanbau eingesetzt. Clothianidin wird als Beizmittel für Maiskörner, die seit wenigen Wochen ausgesät werden, verwendet und ist auch zur Behandlung von Raps zugelassen.

Mit der Maisaussaat begann das Massensterben der Bienen am Oberrhein. Die Stäube, die bei der Aussaat entstehen, können auf blühende Pflanzen auf Nachbaräckern und Waldränder abdriften und werden dort von den Bienen aufgenommen und in den Bienenstock transportiert.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „In Frankreich wurden Poncho und Gaucho wegen erwiesener Bienengefährlichkeit verboten. Aufgrund des starken Einflusses der Bayer AG blieben die deutschen Aufsichtsbehörden jedoch untätig“. In Frankreich wurde Gaucho schon 1999 verboten. Ein Antrag von Bayer auf Zulassung von Poncho wurde von französischen Behörden im Januar abgelehnt.

„Bayer hat im vergangenen Jahr mit Imidacloprid und Clothianidin fast 800 Millionen Euro umgesetzt. Hierin ist auch der Grund zu sehen, weswegen sich das Unternehmen trotz der gravierenden Umweltschäden mit Zähnen und Klauen gegen Anwendungsverbote wehrt“, so Mimkes weiter. Die beiden Insektizide sind chemisch eng miteinander verwandt.

Manfred Hederer, 0172 820 64 59, info@berufsimker.de

Lesen Sie hierzu auch:
=> Presse Info „Chemie-Firmen missbrauchen Bienen-Monitoring für Zulassungsverfahren“
=> Artikel „Das globale Bienensterben“
=> Ablehnung der Poncho-Zulassung in Frankreich

Trasylol

CBG Redaktion

Heute wurde im New England Journal of Medicine eine kanadische Studie veröffentlicht, wonach die Sterberate bei Trasylol-Patienten mehr als 50 Prozent höher liegt als bei Herzkranken, die mit anderen Medikamenten behandelt werden. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren weist seit langem auf die Risiken von Trasylol hin. Lesen Sie hierzu:

=> Interview: „Massive Nebenwirkungen von TRASYLOL lange bekannt“
=> Früherer Stopp von Trasylol hätte 22.000 Menschenleben gerettet
=> Presse Info: „Aus Lipobay-Skandal nichts gelernt“
=> Artikel Zweifelhaftes Pharma-Marketing bei BAYER

15. Mai 2008

Bayer nimmt sein umstrittenes Herzpräparat Trasylol praktisch vollständig vom Markt

Die US-Arzneimittelaufsicht FDA erklärte am Mittwoch, Bayer habe angekündigt, in den Vereinigten Staaten die noch vorhandenen Bestände einzuziehen. Das Medikament solle künftig nur noch zu Studienzwecken für bestimmte Patienten verfügbar bleiben, die keine akzeptablen Alternativen hätten. Die Behörde befürworte die Entscheidung, Trasylol komplett aus dem regulären Gebrauch in den USA zu nehmen.
Eine Bayer-Sprecherin erklärte, die Bestände des Präparats würden in allen Ländern eingezogen, in denen sie sich noch in der Lieferkette befänden. Davon ausgenommen seien nur Staaten, in denen die Behörden das Mittel für Sonderprogramme auf dem Markt halten wollten.
Zuvor hatte das Fachblatt „New England Journal of Medicine“ die Ergebnisse einer lange erwarteten Studie veröffentlicht, derzufolge die Sterberate bei Trasylol-Patienten mehr als 50 Prozent höher liegt als bei Herzkranken, die mit anderen Medikamenten behandelt werden. Das bedeute höchstwahrscheinlich das Ende des auch unter dem Wirkstoff-Namen Aprotinin bekannten Mittels, folgerten die Autoren der kanadischen Untersuchung. „Auch wenn die Existenz einer Patientenklasse, denen Aprotinin nutzen würde, nicht unmöglich ist, erscheint sie äußerst unwahrscheinlich“, führten sie aus.
Bayer hatte den Vertrieb von Trasylol im November wegen zunehmender Hinweise auf ein erhöhtes Sterberisiko zunächst ausgesetzt. Das Medikament, mit dem Bayer jährlich gut 150 Millionen Euro umsetzte, wurde bei bestimmten Herzoperationen eingesetzt, um den Blutverlust zu verringern.

[Demo Lev] Zerstörung Biodiversität

CBG Redaktion

Aktionsbündnis COP 9
Bonn, 15. Mai 2008

Natur für Menschen – nicht für's Business!

Samstag, 17. Mai: Protest am Bayer-Werk Leverkusen

Treffpunkt: 11 Uhr, Leverkusen, S-Bahnhof Bayerwerk
11.30 Uhr Bayer-Werk (Kreuzung Kaiser-Wilhelm-Allee / Friedrich-Ebert-Str (B8))

Als einer der größten Pestizid-, Gentechnik- und Saatgut-Konzerne zerstört BAYER massiv die biologische Vielfalt und gefährdet die Ernährungssicherheit. Während es in vielen Teilen der Erde zu Hunger-Aufständen kommt, heißt es im jüngsten BAYER-Geschäftsbericht: „Wir konnten an der positiven Entwicklung der Welt-Agrarmärkte partizipieren“.
Wir wollen die ökologischen und sozialen Zerstörungen durch den transantionalen Bayer-Konzern anprangern und die “grün-wasch-Kampagne” des Unternehmens im Rahmen der COP 9 in Bonn entlarven.

Samstag 17. Mai: Besuch bei den Bayer-Werken in Leverkusen zwischen 11:30 und 13:00 Uhr.

Unter dem Vorwand, sich auch für Naturschutz zu interessieren, nutzen transnationale Konzerne internationale Verhandlungen um sich mehr Kontrolle über natürliche Ressourcen zu sichern. Viele der von ihnen propagierten Lösungen gegen Klimaveränderung und den Verlust von biologischer Vielfalt (Agrofuels, GM-Pflanzen und Bäume, Terminator-Technologie, Schutzgebiete,...) führen letzten Endes zur Privatisierung von Biodiversität auf Kosten der ländlichen und indigenen Gemeinschaften.

Vom 12. bis 30. Mai finden in Bonn Verhandlungen zum Cartagena Protokoll über Biosicherheit (MOP 4) und Verhandlungen zur Konvention über biologische Vielfalt (COP 9) statt. Dort wird u.a. über die oben genannten Themen diskutiert.

“Natur für Menschen, nicht fürs Business!” unter diesem Motto ruft ein internationales Bündnis aus sozialen Bewegungen und AktivistInnen zu Protesten auf. Vor dem Hintergrund massiver Umweltzerstörung durch die Plünderung natürlicher Ressourcen im Interesse von Konzernen, sind wir der Meinung, dass die Priorität auf einem sofortigen Stopp von Privatisierungen und einer gerechten Verteilung von natürlichen Ressourcen zu Gunsten der lokalen Gemeinschaften sein muß.

Kontakt und weitere Informationen:
Info-Phone: 0151-51806945, http://biotech.indymedia.org

Aktionsbündnis COP 9:
Aktionsnetzwerk globale Landwirtschaft
ASEED Europe
Bonner AK gegen Gentechnologie
BUKO Kampagne gegen Biopiraterie
Corporate Europe Observatory
Grüne Jugend
Netzwerk Freies Wissen
Via Campesina

Presse Kontakte:
Flip Vonk (ASEED) +49-15120 6419176
Gregor Kaiser (BUKO) +49-151-18187950
Anne Schweigler (BUKO) +49-162-5237137
Morgan Ody (Via Campesina) +49-151-53630102

c/o Oscar Romero Haus
Heerstr. 205
53111 Bonn

[DBIB] Bienensterben

CBG Redaktion

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert ein präventives Verbot der von BAYER hergestellten Pestizide Gaucho und Poncho, um weitere Bienensterben zu verhindern. Lesen Sie hierzu auch eine Pressemitteilung des Deutschen Berufs- und Erwerbs-Imker Bunds DBIB

Exodus der Bienen

Sind Beiz-Staub und Pflanzenschutzmittel-verseuchter Boden Ursache für Bienensterben?

14. Mai 2008 -- „Die Ursache des aktuellen, massiven Bienensterbens entlang des Oberrheins soll noch unklar sein?“, staunt Manfred Hederer, Präsident des Deutschen Berufs- und Erwerbs-Imker-Bunds, der die erwerbsorientierten Imker Deutschlands vertritt, beim Lesen der Presseerklärung des Landwirtschaftsministeriums in Baden-Württemberg . „In allen 15 bisher untersuchten Proben der verendeten Bienen ist der Wirkstoff Clothianidin, ein für Bienen und andere Insekten bereits in geringsten Mengen tödliches Nervengift, gefunden worden!“, so Hederer. „Das ist, als ob man einer Leiche mit einem Messerstich ins Herz Tod durch einen Magen-Darm-Virus bescheinigt.“

Clothianidin wird als Beizmittel u. a. für Maiskörner, die seit wenigen Wochen am Oberrhein ausgesät werden, verwendet. Mit der Maisaussaat begann das Massensterben der Bienen. Die Stäube, die bei der Aussaat entstehen, können auf blühende Pflanzen auf Nachbaräckern und Waldränder abdriften und werden dort von den Bienen aufgenommen und in den Bienenstock transportiert. Die Trachtbiene nimmt dabei das Gift als erste auf.

Clothianidin bindet sich irreversibel an die Nervenzellen des Insekts, die Folge sind Krämpfe bis zum Tod. Schaufelweise müssen die badischen Imker derzeit diese Bienen vor den Fluglöchern ihrer Völker entsorgen.

Was dann an Gift noch im Bienenstock abgeliefert wird, wird an die Brut verfüttert. Das stellen die Imker gerade jetzt, zwei Wochen nach dem ersten Auftreten der Vergiftung, in den Völkern fest, die als erste massives Flugbienensterben hatten. „Wir finden tote Jungbienen, die es nicht mehr schafften, aus ihren Zellen zu schlüpfen. Wir finden abgestorbene Larven. Es ist aber definitiv keine Bienenkrankheit!“, so Imkermeister Klaus Waidele aus Zell am Hamersbach, der als einer der ersten auf das Bienensterben aufmerksam machte.

Neben den Beizstäuben tickt unter Umständen eine Zeitbombe im Boden selbst, vermuten die Berufsimker und fordern ein umfassendes Probenpaket vom Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg.

Bereits vor der Zulassung von Clothianidin in 2006 wies der Berufsimkerverband das für die Zulassung zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit darauf hin, dass Clothianidin ein Wirkstoff ist, der sich jahrelang im Boden in relativ hohen Konzentrationen halten kann. Dies haben internationale Studien belegt. Andere Länder haben daher die Zulassung von Clothianidin verweigert. Intensiver mehrjähriger Maisanbau auf den gleichen Flächen, ohne Fruchtwechsel, erfordert massiven Pflanzenschutzmittel-Einsatz. Clothianidin ist seit 2006 auf dem Markt für Mais, Raps und Rüben. Wieviel von diesem Gift sich seither in den badischen Äckern angesammelt hat, muss jetzt dringend geklärt werden. Nicht nur die Bienen sterben, auch Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten sollen betroffen sein.

Lesen Sie auch den Artikel Nervengift vom Feld könnte Bienen massenhaft töten

Pressekontakt:
Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund e. V.
Manfred Hederer
Hofstattstr. 22 a
86919 Utting am Ammersee
Fon: 0049 (0) 172 820 64 59
Fax: 0049 (0) 88 06 / 92 23 21
E-Mail: info@berufsimker

Gen Weizen

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 13.05.2008, Umweltinstitut München

Versuch mit manipuliertem Weizen genehmigt: Gefährliche Gen-Show in Ostdeutschland

Umweltinstitut München befürchtet gentechnische Verschmutzung

München, 13. Mai - Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat heute entgegen aller Proteste ein Freilandexperiment mit genmanipuliertem Weizen in Ostdeutschland genehmigt. Die Universität Rostock darf die transgenen Pflanzen nun in den beiden kommenden Jahren in Üplingen (Sachsen-Anhalt) und Thulendorf (Mecklenburg Vorpommern) anbauen. Kritiker stufen den Versuch auf Grund völlig mangelhafter Sicherheitsvorkehrungen als besonders gefährlich ein.

Gegen den Versuch hatten das Umweltinstitut München und mehrere tausend Verbraucher beim BVL und bei Landwirtschaftsminister Seehofer protestiert. Das Umweltinstitut kritisiert vor allem, dass die Universität Rostock bei der Antragstellung kritische Forschungsergebnisse über die Auskreuzungsdistanzen von Weizen unterschlagen hat. Daher wird bei dem Versuch lediglich ein Sicherheitsabstand von 50 Metern zu umliegenden Weizenfeldern eingehalten werden. Kanadische Wissenschaftler haben aber festgestellt, dass die Getreidepflanze bis in eine Entfernung von 2,7 Kilometern auskreuzt. Dies sei umso riskanter, als dem transgenen Weizen Resistenzgene gegen Totalherbizide wie etwa „Basta“ von Bayer sowie gegen das Antibiotikum Ampicillin eingebaut wurden, sagt Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München. „Die Behörde gestattet damit vorsätzlich die gentechnische Kontamination einer der weltweit wichtigsten Nahrungspflanzen.“

Als besonders fragwürdig betrachtet es das Umweltinstitut München, dass der Versuch ganz offensichtlich der Werbung für die Agro-Gentechnik dienen soll. So ist beabsichtigt, dass der Weizen auf dem Stiftsgut Üplingen in einem Schaugarten für genmanipulierte Pflanzen wächst. Ziel dieses von der EU mit zwei Millionen Euro geförderten Vorhabens ist es, „die Akzeptanz gegenüber gentechnisch verbesserten Pflanzen in Europa zu verbessern“. Dazu sollen „Feldversuche zum Anfassen“ unter anderem für Schulklassen durchgeführt werden.

Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, übt daher scharfe Kritik an der Projektleiterin der Universität, Prof. Inge Broer: „Riskante Gentechnikexperimente zu PR-Zwecken, die noch dazu von einer staatlichen Universität initiiert werden, sind eine Verhöhnung der Verbraucher. Den Menschen soll mit den eigenen Steuergeldern etwas schmackhaft gemacht werden, was sie erklärtermaßen nicht wollen.“ Laut Nestler hätten europäische Forscher und selbst große Gentechnik-Konzerne längst erkannt, dass Gen Weizen keine Zukunft hat. Außer in Deutschland seien daher in der gesamten EU schon seit dem Jahr 2004 keine Freilandexperimente mit Gen-Weizen mehr genehmigt worden.
Nestler fordert jetzt die Eigentümerin der Flächen des Stiftsguts Üplingen, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz auf, den Gentechnik-Schaugarten zu unterbinden.

Biodiversität

CBG Redaktion

Presse Info vom 9. Mai 2008
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Agro-Konzerne gefährden Ernährungssicherheit

12. Mai, 11 Uhr in Bonn: Demonstration gegen Hunger, Artensterben und Gentechnik

Zum Auftakt der 9. UN-Konferenz zur biologischen Sicherheit am Pfingstmontag ruft die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) zusammen mit 80 Bauern-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen zu einer Demonstration gegen Hunger, Artensterben und Gentechnik auf. Die CBG fordert ein Verbot hochgiftiger Pestizide, weltweit freien Zugang zu Saatgut, einen Stopp der Agro-Gentechnik, die Förderung des ökologischen Landbaus sowie die Produktion von Nahrungsmitteln statt Agro-Sprit.

Als einer der größten Pestizid-, Gentechnik- und Saatgut-Konzerne gefährdet BAYER massiv die Artenvielfalt und die Ernährungssicherheit. Während es jedoch in vielen Teilen der Erde zu Hunger-Aufständen kommt, heißt es im jüngsten BAYER-Geschäftsbericht: „Wir konnten an der positiven Entwicklung der Welt-Agrarmärkte partizipieren“. Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren nennt dies eine „zynische Formulierung angesichts der drastischen Verteuerung von Grundnahrungsmitteln und der Zunahme des Hungers weltweit. Der Welternährungsrat sieht als eine wesentliche Ursache der Ernährungskrise die rückläufigen Ernten wegen der durch Agrarchemikalien geschädigten Ackerflächen. Als zweitgrößter Pestizid-Produzent hat BAYER einen entscheidenden Anteil daran.“

Agrogifte vergiften Böden und Gewässer in vielen Teilen der Welt und rotten Pflanzen- und Tierarten aus. Das ökologische Gleichgewicht wird durch pestizidresistente Schädlinge gestört. Der massive Einsatz von Pestiziden steht in starkem Kontrast zu den jüngsten Forderungen des Weltagrar-Rats. Die 400 Wissenschaftler drängen auf radikale ökologische Reformen in der Landwirtschaft und auf eine Rückkehr zu traditionellen Anbaumethoden.

In Europa will BAYER gentechnisch veränderte Pflanzen wie Raps, Zuckerrüben, Soja und Mais in den Markt drücken. Aktuell entscheidet die EU über eine Importzulassung für herbizidresistenten Reis von BAYER. Dieser sogenannte Liberty Link-Reis war für den bislang größten Kontaminations-Skandal verantwortlich, als im Jahr 2006 die herbizidresistente Sorte LL601 weltweit in den Handel kam. Amerikanischen Farmern entstand ein Schaden von über einer Milliarde Dollar. BAYER führt die Verunreinigungen auf „höhere Gewalt“ zurück und lehnt eine Entschädigung ab.

Eine europäische Zulassung von Gen-Reis hätte besonders in Asien dramatische Konsequenzen: Der großflächige Anbau von LL-Reis würde unweigerlich zur Kontamination und Verdrängung traditioneller Sorten führen. Hierdurch würde langfristig die Ernährungssicherheit gefährdet. Während die Landwirte ihr Saatgut bislang durch Tausch und Eigenzüchtungen selbst produzieren, würden sie künftig wegen des Patentschutzes in Abhängigkeit der Saatgut-Unternehmen geraten.

In Brasilien versucht BAYER, eine Zulassung für gentechnisch veränderten Mais zu erhalten. Kein einziges EU-Land baut solchen Glufosinat-resistenten Mais an. Studien zeigen, dass Gen-Maisfelder langfristig stärker mit Spritzmitteln besprüht werden als Äcker mit herkömmlichen Mais. Glufosinat ist ein hochgiftiges Herbizid, das die Entwicklung des menschlichen Gehirns beeinträchtigen und Verhaltensstörungen hervorrufen kann. Schwedische Gesundheitsbehörden hatten empfohlen, das Pestizid zu verbieten, konnten sich jedoch nicht gegen die Lobby-Interessen der Pestizidhersteller durchsetzen.

Auch im Bereich Agrardiesel ist BAYER aktiv. Der Konzern will sowohl aus Raps wie auch aus der tropischen Pflanze Jatropha Agrosprit gewinnen. Im Fall von Raps drohen große Monokulturen und ein hoher Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Jatropha lässt sich laut BAYER auf „Grenzertragsböden“ anbauen, die sich nicht für die Produktion von Nahrungsmitteln eignen. Tatsächlich werden diese Flächen jedoch intensiv genutzt; nach Angaben der Welternährungsorganisation sind solche Ressourcen für Ernährung und Gesundheit der ärmsten Teile der ländlichen Bevölkerung lebensnotwendig. In Indien kam es schon zu Vertreibung Landloser von solchem „Brachland“. Ein großflächiger Jatropha-Anbau würde Naturlandschaften zerstören, Kleinbauern vertreiben und zu mehr Hungertoten führen.

Mitglieder der CBG treffen sich am Pfingstmontag um 10 Uhr in Bonn (Kleine Blumenwiese, Rheinauen). Weitere Informationen: http://www.planet-diversity.org/de/demonstration.html

[Poncho] Bienensterben

CBG Redaktion

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert ein präventives Verbot der Pestizide Gaucho und Poncho, um weitere Bienensterben zu verhindern. Lesen Sie hierzu aktuelle Artikel:

Artikel von Franz Alt, 07.05.2008

Badische Imker verzeichnen ein massives Bienensterben nach der Maisaussaat

Derzeit verzeichnen die badischen Imker trotz schönsten Wetters massive Schwächungen, ja Zusammenbrüche ihrer Bienenvölker entlang der Rheinschiene.
Was auf den ersten Blick zusammenhanglos zu sein scheint, wird auf den zweiten Blick zu einer sehr ernst zu nehmenden Bedrohung für die Bienenvölker in verschiedenen Regionen Deutschlands. Nicht nur in der Geschäftsstelle des Badischen Imkerverbandes laufen die Telefone heiß. Traditionell überwintern über 50% der Imker Baden-Württembergs in den Auwäldern entlang des Rheins ihre Bienenvölker. Das milde Winterklima sowie eine gute Frühjahrsentwicklung aufgrund guter Versorgung mit Nektar und Pollen aus Weidenkätzchen, Wildkirschen und Bärlauch lassen die Bienenvölker bald eine gute Stärke erreichen, so daß die Völker schneller die notwendige Volksstärke erreichen.

Dieses Jahr ist das anders, so sieht der Berufsimker Christoph Koch seine Völker nicht wachsen, sondern dahinschmelzen wie Schnee in der Sonne. Aber auch der Landesvorsitzende der Badischen Imker Ekkehard Hülsmann meldet Alarmierendes und verfaßte einen Brandbrief an den baden-würtembergischen Landwirtschaftsminister, in dem er eilige Maßnahmen fordert, um weitere Verluste zu vermeiden.

Die Imker vermuten aufgrund ähnlicher Erfahrungen wie sie in Italien gemacht wurden, daß das mit dem hochtoxischen Nervengift Clothianidin gebeizte Mais-Saatgut für das Sterben der Bienenvölker verantwortlich sein soll. Hersteller des Agrargiftes ist die Firma BayerCropscience, aus deren Haus auch der verwandte Vorgängerwirkstoff Imidacloprid kam, der schon in Frankreich für das Massensterben der Bienen verantwortlich gemacht wurde. Im Vergleich zu Imidacloprid ist Clothianidin um ein Vielfaches giftiger. Es wird eingesetzt, um den Mais-Wurzelbohrer zu bekämpfen und Teile Baden-Würtembergs und Bayerns sind Mais-Wurzelbohrer-Gebiet.

Die italienischen Imker, bei denen die Aussat des Mais schon vor einigen Wochen erfolgte, konnten bei Untersuchungsproben aus verendeten Bienen den Wirkstoff Clothianidin nachweisen. Das Clothianidin ist Bestandteil des Agrargiftes Poncho Pro, welches für das Beizen des Mais-Saatgutes verwendet wird.

Vermutet wird nun, daß durch die Einsatz der Saatmaschinen aufgewirbelte Stäube beispielsweise auf blühende Rapsfelder und Blumenwiesen oder auch Wasserpfützen abdriften, die von den Bienen beflogen werden. Für wie gefährlich das Mittel eingeschätzt wird, zeigt auch eine Warnung der französischen Veterinärämter vom Beginn des Frühjahrs, die den Imkern eindringlich davon abraten, mit ihren Bienenvölkern in entsprechend behandelte Gebiete einzuwandern, ja diese Gebiete sogar für die nächsten Jahre zu meiden, denn Clothianidin baut sich nur sehr langsam im Boden ab bzw. die Abbauprodukte sind teilweise noch toxischer als das Clothianidin selber. Im Elsaß demonstrierten Imker bereits gegen die Anwendung von Clothianidin und fordern ein Verbot.

In seinem Schreiben an Minister Hauk fordert Christoph Koch ebenfalls schnellst mögliche Aufklärung. „Dies wollen wir hier vor allem auch deshalb, um eine mögliche Ausweitung der Problematik auf die anderen Bienenvölker in ganz Deutschland zu verhindern, denn wir befürchten jetzt schon eine sehr große Katastrophe!“

Ekkehard Hülsmann fordert die Einrichtung eines Krisenstabes im Ministerium, „der sich der sofortigen Klärung dieses Massensterbens unserer Bienenvölker annimmt und die Haftungs- und Schadenersatzfragen klärt. Gleichzeitig fordern wir Sie als Verbraucherminister auf, der Bevölkerung in der Todeszone das Ausmaß der entstandenen Vergiftungen offenzulegen.“

Mit ersten Untersuchungsergebnissen eingeschickter Proben rechnet die Biologische Bundesanstalt in Braunschweig etwa ab Mitte der Woche. Dann wird es sich zeigen, ob auch in Deutschland künftig No-Go-Areas für Imker und Bienen eingerichtet werden müssen.

Pressemitteilung Julius Kühn-Institut, 09.05.2008

Nationale Bienenuntersuchungsstelle am Julius Kühn-Institut untersucht Bienenproben aus Baden-Württemberg

Seit der vergangenen Woche beklagen Imker aus Baden-Württemberg große Verluste in ihren Bienenvölkern. Seit vergangenem Freitag sind an der Bienenuntersuchungsstelle am Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI) in Braunschweig 47 Proben mit toten Bienen eingegangen. Außerdem wurde Pflanzenmaterial eingesendet, von dem die Imker vermuten, dass ihre Bienen vor ihrem Tod Nektar und Pollen an den betreffenden Blüten gesammelt haben.

Erste Proben wurden auf die verschiedenen Mittel untersucht, die mit dem Bienensterben in Baden-Württemberg in Verbindung gebracht werden. Vor allem wird mit Chlothianidin behandeltes Maissaatgut verdächtigt. Der Wirkstoff wurde im besagten Zeitraum als Saatgutbeizmittel mit der Maisaussaat in den Boden gebracht. Saatgutbeizmittel sollen Samen und Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen schützen wie z. B. dem Maiswurzelbohrer, einem gefürchteten Quarantäneschädling, der im vergangenen Jahr erstmals in Deutschland auftrat.

In den ersten untersuchten Proben konnte der Wirkstoff Chlothianidin tatsächlich in Spuren nachgewiesen werden. Diese ersten Analysenergebnisse reichen jedoch nicht für eine abschließende Einschätzung aus, ob diese Dosis allein für den Tod der Bienen verantwortlich ist. Bisher ist ebenfalls unklar, wie die Bienen überhaupt in diesem Ausmaß mit dem Mittel in Kontakt kommen konnten.

Das JKI arbeitet mit Hochdruck an der endgültigen Aufklärung. Das Bundesforschungsinstitut ist ebenfalls an den Krisengesprächen des Landes Baden-Württemberg zum Thema beteiligt. Das erste hat gestern (8. Mai) stattgefunden.

Hintergrundinformationen zu Chlothianidin:
Der Wirkstoff ist in verschiedenen Pflanzenschutzmitteln, darunter auch Mittel zum Beizen von Saatgut, zugelassen. Pflanzenschutzmittel, die diesen Wirkstoff enthalten, sind grundsätzlich bienengefährlich, kommen aber - als Beizmittel angewendet - mit den Bienen nicht in direkten Kontakt. Daher wird in diesen Fällen bei der Zulassung der Hinweis erteilt, dass diese Mittel bei sachgerechter Anwendung Bienen nicht gefährden.

Alle in Deutschland zugelassenen Pflanzenschutzmittel werden aufgrund der Bienenschutzverordnung, die erstmals 1972 erlassen wurde, auf ihre Gefährlichkeit Bienen gegenüber untersucht. Entsprechende Hinweise und Auflagen finden sich in den Anwendungsbestimmungen der Pflanzenschutzmittel.
Dipl.-Biol. Stefanie Hahn, Pressestelle

[Brasilien] Offener Brief an Carl Goerdeler, Autor des Artikels „Expansion im Blick“, erschienen im Bayer Report 1/2008 (s.u.)

CBG Redaktion

Sehr geehrter Herr Goerdeler,

wir haben Ihren Artikel zum 50. Geburtstag des Bayer-Werks Belford Roxo gelesen. Wir waren verwundert, wie konsequent darin alle negativen Begleiterscheinungen der Werksgeschichte ausgeblendet wurden.

So kam und kommt es in der Fabrik immer wieder zu schweren Störfällen – zuletzt im Januar 2007, als eine Produktionsanlage des hochgiftigen Pestizids Methamidophos explodierte und drei Mitarbeiter verletzt wurde. Der Knall war in einem Umkreis von fünf Kilometern zu hören, der ausströmende Gasgeruch verursachte bei vielen Anwohnern Übelkeit. Die Produktion musste mehrere Wochen lang eingestellt werden.

Schlimmer noch war die Situation in den 90er Jahren, als innerhalb von sechs Jahren acht Beschäftigte des Werks starben. Drei Arbeiter starben an Verätzungen mit Schwefelsäure, darüber hinaus gab es Kontaminationen mit Phosgen, Chrom und hochtoxischen Phosphorsäureestern. Im Mai 1992 traten bei einer unkontrollierten Reaktion in einem Desmodur-Reaktor große Mengen Chemikalien aus und zogen in die umliegenden Wohnbezirke. Eine darauffolgende Inspektion enthüllte eine ganze Reihe betrieblicher Mängel, die den Unfall mitverursacht hatten.

Mit einer solch hohen Zahl von Verletzten und Toten kann selbst das 20x größere Werk in Leverkusen nicht aufwarten. Auf die gravierenden Sicherheitsmängel in Verbindung mit damals fehlenden Alarmplänen und Schutzvorschriften machte bereits 1986 ein Vertreter der Werksfeuerwehr, Paolo Morani, auf Einladung kritischer BAYER-Aktionäre in der Hauptversammlung von BAYER aufmerksam (weitere Informationen zur mangelnden Arbeitssicherheit in Belford Roxo finden Sie in einem Leserbrief deutscher Gewerkschafter an die FAZ unter: http://www.cbgnetwork.org/2475.html).

Ein weiteres Problem des Werks Belford Roxo ist der hohe Schadstoff-Ausstoß. Messungen von Greenpeace zeigen, dass die Werte von PCBs, Pestiziden sowie Schwermetallen im Abwasser stark erhöht sind. Hinzu kommen die Emissionen der Müllverbrennungsanlage (siehe hierzu: http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/wirtschaft_und_umwelt/umweltverbrechen_multinationaler_konzerne.pdf).

Apropos Pestizide: in Brasilien kommen bis heute BAYER-Wirkstoffe der höchsten Gefahrenklasse zum Einsatz (WHO Klasse Ia „extremely hazardous“), obwohl der Konzern schon vor 12 Jahren versprochen hat, alle Klasse-I Pestizide vom Markt zu nehmen. Immer wieder kommt es zu Vergiftungen. Eine Reportage zu tödlichen Vergiftungen mit dem BAYER-Pestizid Baysiston im brasilianischen Kaffee-Anbau finden Sie unter: http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Zeitschrift_SWB/SWB_1999/SWB01_99/Kaffee_-_Brasilien/kaffee_-_brasilien.html

Anders als in Ihrem Heile-Welt-Artikel dargestellt, gaben BAYER und BASF ihren brasilianischen Beschäftigten erst nach langen Protesten die Möglichkeit, eine betriebliche Interessensvertretung mit minimalen Rechten zu wählen. Schlimmer noch war die Situation in den 80er Jahren zur Zeit der Militärdiktatur: Ein Streik in Belford Roxo wurde mit Hilfe der Militärpolizei beendet, die Gewerkschaftsführer wurden entlassen. Erst eine Solidaritätskampagne in Brasilien und Deutschland erzwang ihre Wieder-Einstellung.

Ist zu erwarten, dass Sie über all dies im Bayer Report hätten berichten können? Nein. Darum wäre von einem ernstzunehmenden Journalisten, der in der ZEIT und der FR veröffentlicht, zu erwarten gewesen, dass er einen solchen Auftrag nicht annimmt.

Für Rückfragen zur Geschäftstätigkeit von BAYER – in Brasilien und anderswo – stehen wir gerne zu Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Philipp Mimkes
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Expansion im Blick
Brasilien: 1958 errichtete Bayer in der Nähe von Rio de Janeiro seinen ersten Chemiekomplex in Brasilien. Heute ist der Industriepark von Belford Roxo der größte Arbeitgeber der 500.000-Einwohner-Stadt. Und das soll auch in Zukunft so bleiben

Früher war hier nur grüne Wiese.“ Flavio Abreu blickt über das Werksgelände und weist in die Ferne. Abreu ist Leiter des Bayer-Standorts Belford Roxo, 45 Kilometer außerhalb Rio de Janeiros. Und wenn er „früher“ sagt, dann meint er die Zeit vor 50 Jahren, als es allenfalls ein paar Landwirte in der Region gab. Aus der grünenWiese ist inzwischen nicht nur ein Industriepark mit rund 2.000 Beschäftigten entstanden, sondern eine Stadt mit einer halben Million Einwohner.
1993 wurde aus dem einstigen Außenbezirk der heutigen Nachbarstadt Nova Iguaçú die Stadt Belford Roxo.
Die Entwicklung ist beispielhaft für die gesamte Baixada Fluminense (von Flüssen durchzogene Tiefebene) oder einfach nur Baixada, wie die Einheimischen dieses Hinterland der einstigen Hauptstadt Rio de Janeiro nennen.
Die Veränderung begann, als der ehemalige Staatspräsident Juscelino Kubitschek in den 1950er-Jahren beschloss, aus dem Agrarstaat Brasilien eine Industrienationwerden zu lassen.
Innerhalb von fünf Jahren wollte er das Land ein halbes Jahrhundert nach vorne bringen. In die Zeit des Aufbruchs fiel nicht nur der Ausbau von Brasilia zur neuen Hauptstadt, sondern auch die Ansiedlung internationaler Konzerne. Mit dabei: Bayer. Das Unternehmen erkannte die Bedeutung des brasilianischen Marktes. Bei der Wahl des Standorts für eine große Produktionsstätte vor Ort entschied sich das Unternehmen für Belford Roxo.
Der damals ländliche Bezirk bestach durch seine Lage direkt an der bereits gebauten Via Dutra, der Autobahn von Rio nach São Paulo. Zu der Zeit besaß der Konzern mit seinen Produkten längst einen guten Ruf in dem südamerikanischen Land.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte Bayer eine Handelsvertretung, 1911 sogar eine eigene Gesellschaft gegründet. In den 20er-Jahren kam dann der Slogan „Se é Bayer é bom“ auf, der das Image des Unternehmens auf den Punkt brachte: Wenn es von Bayer ist, ist es gut. Eine Aussage, die selbst im abgelegenen Amazonien zum stehenden Begriff wurde. Ob in Orangenhainen, auf Kaffeeplantagen oder in Maniokfeldern – überall im Land war das
Bayer-Kreuz präsent.
Und dann also noch eine eigene Produktion.
Am 10. Juni 1958 war es so weit: Das Werk in Belford Roxo wurde offiziell eingeweiht. Ein perfekter Zeitpunkt. Das Land setzte gerade zu einem ökonomischen Steilflug an. Die Textilindustrie brauchte Farbstoffe, die Lederbetriebe verlangten nach Gerbstoffen und Polituren, und in der Landwirtschaft benötigte man Pflanzenschutzprodukte.
Bayer in Belford Roxo produzierte all dies. Später folgte der Boom der Autoindustrie, und auch diese wurde von Bayer gut versorgt.
Infolge dieses industriellen Aufschwungs zog es immer mehr Menschen in die Baixada. Ein wahrer Immobilienboom
setzte ein. Heerscharen von Menschen siedelten sich an, in der Hoffnung auf einen Job. Möglichst bei Bayer: Wer es auf die Gehaltsliste des deutschen Unternehmens schaffte, brachte gutes Geld nach Hause.
Bis heute ist der Parque Industrial Bayer, wie das Werk inzwischen heißt, die bedeutendste Produktionsstätte des Konzerns in Lateinamerika. Dort betreiben Bayer CropScience (BCS) und Bayer MaterialScience (BMS) ihre Anlagen. Die Teilkonzerne versorgen zumTeil ganz Lateinamerika mit ihren Produkten. So liefert BCS zum Beispiel Pflanzenschutzmittel wie Nativo für die Behandlung von Soja, Baumwolle, Reis, Zitrus- undanderenFrüchten, Crop Star für Maissamen und Evidence für Zuckerrohr. BMS produziert Ausgangsstoffe für den Kunststoff Polyurethan
(PUR) sowie Lackrohstoffe, die von der boomenden Möbel-, Auto und Bauindustrie nachgefragt werden.
„Etwa 850 der rund 2.000 Menschen
im Industriepark arbeiten bei
Bayer, die übrigen bei unmittelbaren
Dienstleistern oder anderen Betrieben“,
erklärt Standortleiter Flavio Abreu.
Dazu zählen Logistikunternehmen,
Verpackungsfirmen oder der Industriegasehersteller
Air Liquide. Keine
Frage, der Industriepark ist ein
attraktiver Standort.
Abreu ist sehr stolz auf seine Mannschaft,
in der jeder Dritte einen Universitätsabschluss
besitzt. Zum Beispiel
Luiz Muiño Negreira, der neben
seiner Arbeit ein Geografiestudium
abschloss. Heute überwacht der 35-
Jährige die Produktion des PUR-Ausgangsstoffs
MDI. „Als ich hier anfing,
hatte ich nur den Volksschulabschluss.
Ich war 15, und ein Onkel hatte mir zu
einer Bewerbung bei Bayer geraten“,
sagt Negreira. Er hatte Glück und gehörte
zu den 25 Jugendlichen, die unter
200 Bewerbern ausgewählt wurden.
„Wir lernten alles von der Pike
auf“, erinnert sich der Techniker. Und
auch nach 20 Jahren lerne er immer
noch dazu. Dass Mitarbeiter Bayer
jahrzehntelang die Treue halten, hat
auch mit dessen Weiterbildungsangebot
zu tun. Das Unternehmen engagiert
sich stark in diesem Bereich. Einer,
der davon profitiert hat, istMarcelo
Vilardo. Er arbeitet seit 25 Jahren
im Unternehmen. Begonnen hatte seine
Karriere als Lehrling, jetzt ist er Ingenieur
und führt die Aufsicht in der
Produktion von Polyetherpolyolen,
einemweiteren PUR-Ausgangsstoff.
Das Unternehmen kümmert sich
aber nicht nur um seine Mitarbeiter,
sondern auch um die Menschen in der
Region. Und das auf vielfältige Weise.
Die Landkarte der Kommune, die im
Büro von Arturo Rodriguez hängt, ist
übersät mit roten Stecknadeln. „Jede
Nadel kennzeichnet einen Ort der Hilfe
für Kinder und Jugendliche“, sagt
Rodriguez, der die örtlichen Bayer-
Projekte zur gesellschaftlichen Verantwortung
(Corporate Social Responsibility)
leitet. Sie stehen zum Beispiel
für Kinderhorte, in denen jeden Tag
2.400 warme Mahlzeiten ausgeteilt
werden. Oder für Austragungsorte der
„Olympiade Bayer Belford Roxo“, die
einmal im Jahr Kinder, Jugendliche
und Behinderte sechs Wochen lang zu
sportlichen Wettkämpfen zusammenbringt.
2007 erreichte sie rund 7.000
Kinder.
Eine andere Nadel auf der Karte
steht für die Bayer-Fußballschule, die
mehr als 250 Jugendlichen eine Zukunftschance
bietet. 53 der roten Nadeln
zeigen jene Schulen, die regelmäßig
Ausflüge zum Waldlehrpfad des
Unternehmens machen. Dort lernen
die Schüler dann zum Beispiel, was
man mit Kreativität aus Abfall noch alles
herstellen kann.
Am 23. Juni feiert Bayer offiziell den
50. Geburtstag seines Werks in Belford
Roxo. Werksleiter Flavio Abreu
sieht dem Festakt mit Stolz entgegen.
„2007 hatten wir einige Produktionsrekorde,
und Bayer CropScience betreibt
hier inzwischen seinen zweitgrößten
Formulierbetriebweltweit.“ In
Zukunft werde man weiter in den Ausbau
der Anlagen investieren. Bayer
profitiere in Belford Roxo auch ganz
konkret vom Engagement des Bundesstaates.
Rio de Janeiro wird in den
nächsten drei Jahren über 50 MilliardenUS-
Dollar investieren, unter anderem
in die Verkehrsinfrastruktur, aber
auch in Stahlwerke und in die Petrochemie.
„Wir werden manche unserer
Rohstoffe dann direkt aus der Region
beziehen können“‚ freut sich Abreu.
Der Standortleiter wünscht sich,
dass Brasilien, und insbesondere der
Großraum Rio de Janeiro, künftig
nicht mehr nur mit Samba, Karneval
und Zuckerhut assoziiert werden, sondern
darüber hinaus mit einer modernen
Industrielandschaft. Ganz im
Sinne des einstigen Staatspräsidenten
Juscelino Kubitschek. Carl Goerdeler