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Gegenantrag Arzneitests

CBG Redaktion

Gegenantrag zu TOP 3: Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats

Von den 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre hinein hat der BAYER-Konzern Psychopharmaka und andere Medikamente an Heimkindern testen lassen, ohne dass Einverständnis-Erklärungen zu den Erprobungen vorlagen. An den Folgen leiden die Betroffenen teilweise immer noch. Bis heute zeigt das Unternehmen sich nicht zu einem Schuld-Eingeständnis bereit und verweigert sich Entschädigungslösungen. Der Aufsichtsrat lässt das zu. Deshalb ist ihm die Entlastung zu verweigern.

„Da hat dich einer festgehalten, wenn er kräftig genug war, wurde die Nase zugehalten, Mund auf, und weg ist das Zeug“, so plastisch erinnert sich der heute 52-jährige Franz Wagle noch an das Prozedere bei den Arznei-Tests bzw. -Gaben in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landeskrankenhauses Schleswig-Hesterberg. Ab den 1950er Jahren erprobten BAYER und andere Pharma-Firmen dort lange Zeit ihre neuen Medikamente – bevorzugt Neuroleptika – und bestückten die Einrichtungen nach der erfolgten Zulassung postwendend mit mega-großen „Anstaltspackungen“. Pharmazeutika wie MEGAPHEN (Wirkstoff: Chlorpromazin) oder AOLEPT (Periciazin) kamen dort unter anderem zum Einsatz, aber auch Antidepressiva wie AGEDAL (Noxiptilin) oder Schlafmittel wie LUMINAL (Phenobarbital). Rund 1.000 Kindern applizierten die MedizinerInnen dort die Präparate. Darüber hinaus ließen die Konzerne die Mittel auch noch in anderen Einrichtungen testen.

Die Medikation hinterließ bei vielen Kindern tiefe Spuren und verbaute ihnen Lebenschancen. Die Bundesländer und die Kirchen haben als Träger der Einrichtungen dafür inzwischen die Verantwortung übernommen. Nicht aber BAYER und die anderen Pharma-Riesen. So weigerten sie sich, eine Stiftung mitzutragen, die die schleswig-holsteinische Landesregierung einrichten wollte. Damit platzte das Projekt, denn eine Stiftung macht nach Meinung des verantwortlichen Sozialministeriums nur Sinn, „wenn die neben dem Land weiteren Verantwortungsträger bereit wären, ebenfalls finanzielle Mittel einzubringen“. „Angesichts des aktuell nicht erkennbaren Interesses der übrigen Verantwortungsträger an einer finanziellen Beteiligung an weiteren Unterstützungs-leistungen“ will die Landesregierung sich jetzt auf „Möglichkeiten innerhalb des Landeshaushalts“ konzentrieren.

Zu der Veranstaltung „Anerkennen, Aufarbeiten, Zukunft gestalten“ Mitte März diesen Jahres im Plenarsaal des Landtags erhielten BAYER & Co. dann erst gar nicht erst mehr Einladungen, wie eine Anfrage der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergab. „Wir haben in der letzten Legislaturperiode das Gesprächsformat ‚Gespräch der Verantwortungsträger‘ ein- bzw. durchgeführt, bei dem wir unermüdlich versucht haben, die Pharmaverbände mit an den Tisch zu bekommen“, antwortete das Sozialministerium der CBG: „Wir haben hier ganz überwiegend die Resonanz bekommen, dass die Übernahme von Verantwortung durchgängig negiert wurde. Insofern wurden diejenigen Verantwortungsträger angefragt, mit denen wir in Gesprächen sind und die sich ihrer Verantwortung stellen.“ 

Weil der Aufsichtsrat nichts gegen diese Verweigerungshaltung unternimmt, fordere ich die AktionärInnen auf, gegen seine Entlastung zu stimmen.

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