21.02.2007 Kieler Nachrichten
Gefahr auf der Schiene
Bürgermeister zu Giftmülltransport.Was in den Güterzügen, die täglich auf den Schienen an Tornesch vorbeirauschen, transportiert wird, weiß Bürgermeister Roland Krügel nicht. Dass es auch gefährliche Chemikalien sein können, ist ihm jedoch nicht erst seit dem Zugunglück vor wenigen Wochen zwischen Tornesch und Heidgraben bewusst. Dass nun sogar australischer Giftmüll quasi an Torneschs Haustüren vorbeifahren soll, sieht er mit großer Sorge.
Von Sylvia Kaufmann
Tornesch. In wenigen Wochen sollen in Brunsbüttel vier Schiffsladungen mit 22000 Tonnen Giftmüll aus Australien eintreffen. Etwa die Hälfte der Fracht soll in der Brunsbütteler Sonderabfallverbrennungsanlage verbrannt werden. Doch die verbleibenden etwa 11000 Tonnen der krebserregenden Lösungsmittelrückstände, die von einem australischen Sprengstoff- und Chemiehersteller stammen, sollen verladen und auf dem Schienenweg quer durch Hamburg ins Ruhrgebiet gebracht werden. Diese Medieninformation hat den Tornescher Bürgermeister Roland Krügel in Sorge versetzt. „Natürlich fahren die Züge bei uns vorbei“, stellt er fest und vermutet, dass es bei dieser Menge 22 Güterzüge sein müssten, die mit der gefährlichen Fracht unterwegs sind und für Menschen und Natur eine Gefahr darstellen. „Neulich hatten wir wirklich noch einmal Glück. Und wenn man die Unfälle aus der Vergangenheit hinzunimmt, ist zu befürchten, dass unser Glück bald aufgebraucht ist. Alle Beteiligten an Genehmigungen für gefährliche Gütertransporte durch Deutschland sollten sich ernsthaft Gedanken zur Gefahrenabwehr machen“, so der Appell des Bürgermeisters.
Er fragt sich auch, warum es verantwortet wird, den Giftmüll von Australien bis nach Deutschland zu bringen, um ihn hier zu verbrennen. „Warum müssen wir uns um den Giftmüll aus Australien kümmern und Gefahren in Kauf nehmen?“, so Krügel.
1500 Einsatzstunden hatten die Tornescher Feuerwehrleute geleistet, nachdem es am frühen Morgen des 23. Januar zu einer Entgleisung von elf Güterzügen zwischen Tornesch und Heidgraben gekommen war. Der Zug war von Dänemark nach Italien unterwegs und hatte Chemikalien, die gefährlich miteinander reagieren, in benachbarten Waggons transportiert. Es war Chloressigsäure ausgelaufen. Ursache des Unfalls: eine lose Stahlbandrolle.