Presse-Information vom 08.12.25
Die Fachzeitschrift Regulatory Toxicology and Pharmacology hat eine Glyphosat-Studie zurückgezogen. Zur Begründung führt der Co-Herausgeber Martin van den Berg „ernsthafte ethische Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit und Verantwortlichkeit der Autoren dieses Artikels sowie der akademischen Integrität der vorgestellten Karzinogenitätsstudien“ an.
Ausgelöst haben diese Bedenken interne MONSANTO-Dokumente aus den Entschädigungsprozessen in Sachen „Glyphosat“. Diese weisen nämlich Beschäftigte des Unternehmens als Ghostwriter der 1999 unter dem Titel „Safety Evaluation and Risk Assessment of the Herbicide ROUNDUP and Its Active Ingredient, Glyphosate, for Humans“ erschienenen Arbeit aus. Nicht von ungefähr stützt sich die Veröffentlichung dann auch nur auf Untersuchungen der jetzigen BAYER-Tochter MONSANTO; andere Langzeitstudien fanden keine Berücksichtigung. Van den Berg zufolge legen die Unterlagen des Gerichts zudem Geld-Zahlungen an die offiziell als Autoren firmierenden Wissenschaftler Gary M. Williams, Robert Kroes und Ian C. Munro nahe.
Das alles ließ die Zeitschrift das Vertrauen in den Artikels verlieren – der nicht irgendeiner ist. „Dieser Artikel hatte jahrzehntelang einen erheblichen Einfluss auf die regulatorischen Entscheidungen in Bezug auf Glyphosat und ROUNDUP“, hält Berg fest.
Dementsprechend zufrieden zeigten sich damals die Verantwortlichen bei MONSANTO, den Text lanciert zu haben, wie das Webportal „The New Ledge“ mit Verweis auf die Gerichtsquellen berichtete. Die einstige Chef-Lobbyistin Lisa Drake bedankte sich gleich bei mehr als einem dutzend Beschäftigten unter anderem „für ihre harte Arbeit bei der dreijährigen Datenerhebung, dem Verfassen und Überprüfen der Texte sowie dem Aufbau von Beziehungen zu den Autoren des Artikels“. Und noch 15 Jahre später schlug der MONSANTO-Angestellte William Heydens vor, sich wieder willige WissenschaftlerInnen zu suchen, aber die Kosten niedrig zu halten, „indem wir das Schreiben übernehmen und sie sozusagen nur redigieren und unterschreiben“.
„Die Glyphosat-Schadensersatzverfahren in den USA begannen, nachdem die WissenschaftlerInnen der Weltgesundheitsorganisation das Herbizid als ‚wahrscheinlich krebserregend‘ eingestuft hatten. Die manipulierten Entlastungsstudien bestärkten die RichterInnen dann noch zusätzlich, BAYER millionenschwere Strafen aufzubürden. Jetzt müssen auch die EU-Behörden auf den Wissenschaftsbetrug reagieren und den Glyphosat-Zulassungsprozess neu prüfen“, fordert Brigitte Hincha-Weisel von der Coordination gegen BAYER-Gefahren.