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[Pehrke] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist, gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an und möchte zu BAYERs letztem Nachhaltigkeitsbericht sprechen.

In der Vorbemerkung zum Nachhaltigkeitsbericht heißt es, ich zitiere:

Wir bekennen uns zu den Prinzipien des Sustainable Development und zur Rolle eines sozial und ethisch verantwortlich handelnden ‚Corporate Citizen‘“

Die Zahlen des Nachhaltigkeitsberichts geben das jedoch nicht her. So stößt BAYER 8,1 Millionen Tonnen klimaschädigendes Kohlendioxid aus. Und der Konzern will das auch nicht ändern. Geplant ist laut Nachhaltigkeitsbericht vielmehr das Einfrieren der Treibhausgas-Emissionen auf dem Stand von 2007 bis zum Jahr 2020 geplant und keine Reduzierung. Dazu meine Frage:

Warum arbeitet BAYER nicht daran, die CO2-Emissionen zu reduzieren?

Aber auch die Werte für andere klima-schädigende Substanzen stiegen. Sie betrugen 17,5 Tonnen. Als Grund dafür nennt der Nachhaltigkeitsbericht neben der Produktion im Chemie-„Park“ Dormagen das Werk im indischen Vapi. Dort kam es zu einem erhöhten Ausstoß von Tetrachlorkohlenstoff, der noch dazu auch noch krebserregend ist. Im Nachhaltigkeitsbericht 2008 war dieses Werk sogar ganz allein für den größten Teil der Zunahme ozon-abbauender Substanzen verantwortlich. Damit trägt BAYER nicht wenig dazu bei, das die Industrie-Zone von Vapi mit ihren 1.500 Fabriken längst traurige Berühmtheit erlangt hat. Das indische Umweltministerium erklärte die Gegend um Vapi jüngst zur zweit-verseuchtesten Region im ganzen Land.

Dazu jetzt meine Frage:

Warum will BAYER sich trotzdem bis 2015 Zeit lassen, um die Umweltstandards des Werkes in Vapi auf ein halbwegs erträgliches Niveau zu heben und was ist bisher geschehen?

Aber auch in den westlichen Industriestaaten verschmutzt BAYER die Luft. Im letzten April erkor ein Institut aus Massachusetts BAYER zum „Top-Luftverschmutzer“ in den USA. Den Ausschlag dafür gab ein Schadstoff-Ausstoß von über 326 Tonnen und eine Giftstoff-Verbrennung in Höhe von über 4.000 Tonnen, darunter mehr als 1.000 Tonnen des krebserregenden Stoffes TDA im Werk Baytown.

Hierzu meine Fragen:

1.Wie hoch war die Menge des im Werk Baytown verbrannten TDA im letzten Jahr?

2. Plant BAYER eine Reduzierung dieses Volumens?

Auch insgesamt stieg die Menge der gefährlichen Produktionsrückstände. 375.000 Tonnen waren es weltweit. BAYER räumt selbst ein, es nicht geschafft zu haben, diese Menge zu reduzieren. Im Nachhaltigkeitsbericht heißt es, ich zitiere:

Von unserem selbstgesteckten Ziel, die Menge der gefährlichen Produktionsabfälle unter 2,5 Prozent pro Verkaufsprodukt zu senken, haben wir uns weiter entfernt.

Dazu meine Frage:

Was wollen Sie in Zukunft unternehmen, um das selbstgesteckte Ziel doch noch zu erreichen?

Es gibt jedoch nicht nur diese „ganz normale“ Schadstoff-Produktion, es gibt auch die unvorhergesehene. Wir sagen „Störfälle“ dazu, der Nachhaltigkeitsbericht nennt das „Umweltereignisse“. 13 solcher Umweltereignisse zählt der Bericht auf, vier mehr als 2008. In Baytown trat beispielsweise Kohlenmonoxid und Monochlorbenzol aus, im indischen Thane brannte ein Pestizid-Zwischenlager, in Bergkamen explodierte Aluminium-Alkyl und in Dormagen musste gleich zweimal eine Ammoniak-Dampfwand einen Phosgen-Austritt verhindern.

Dazu möchte ich wissen:

1.Wie kam es zu dieser Steigerung?

2. Was will BAYER in Zukunft tun, um die Störfälle zu reduzieren. Allein mit einem veränderten Management-Ansatz, wie ihn der Nachhaltigkeitsbericht ankündigt, ist es offensichtlich nicht getan, denn auch im letzten Jahr gab es wieder eine ganze Menge „Umweltereignisse“, darunter sogar eines mit tödlichem Ausgang – nicht ganz zufällig wieder in Indien?

Es ist jedoch nicht nur kritikwürdig, was im Nachhaltigkeitsbericht steht. Es ist auch kritikwürdig, was im Nachhaltigkeitsbericht nicht steht oder nicht mehr steht, denn das ist eine ganze Menge.

So gibt es im Gegensatz zu früher im Nachhaltigkeitsbericht keine Angaben mehr zu den gefährlichen Quecksilber-Emissionen. Es gibt nur ganz allgemein eine Angabe zu den Schwermetall-Emissionen ins Wasser. 9 Kilogramm betragen sie. Zu den Schwermetall-Emissionen und denm Anteil der Quecksilber-Emssionen daran gibt es keinerlei Informationen. Auch schweigt sich der Bericht darüber aus, was bei der Umstellung der Chlorproduktion in Krefeld auf Quecksilber-freie Verfahren mit den Quecksilber-Rückständen geschieht, obwohl es sich dabei um mehrere hundert Tonnen handelt.

Dazu jetzt meine Fragen:

1. Wie hoch waren im Berichtszeitraum die Quecksilber-Emissionen in die Luft und ins Wasser?

2. Wie geht BAYER beim Umbau des Krefelder Werkes vor und wie wird das Quecksilber entsorgt?

3. Was unternimmt BAYER zum Schutz der beteiligten Beschäftigten?

Generell setzen sich die Beschäftigten in der Chemie-Industrie einem hohen Gesundheitsrisiko aus. Trotzdem gibt es in den letzten Nachhaltigkeitsberichten keinerlei Informationen über die Berufskrankheiten mehr. Die letzten Zahlen zu den anerkannten Berufskrankheiten stammen aus dem Nachhaltigkeitsbericht vom Jahr 2000. Damals führte BAYER 130 anerkannte Berufskrankheiten von ehemaligen Beschäftigten an. Auslöser waren vor allem Asbest und Lärm. Heutzutage findet man solche Informationen nur noch im Geschäftsbericht. Unter der Rubrik „rechtliche Risiken“ erwähnt er etwa Klagen von Beschäftigten, die an Asbestose erkrankt sind und von BAYER Schadensersatz wg. der Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht verlangen. Und in diesem Jahr haben fünf Beschäftigte von BAYER CROPSCIENCE Klage eingereicht, weil sie durch ihre Arbeit an Speiseröhrenkrebs erkrankt sind.

Hierzu jetzt meine abschließenden Fragen:

1. Warum fehlen Angaben zu den Berufskrankheiten im Nachhaltigkeitsbericht?

2. Wieviel Berufskrankheiten von BAYER-Beschäftigten haben die Berufsgenossenschaften 2010 anerkannt und wieviele Anträge gab es insgesamt?

Das Fazit lautet also: Die Nachhaltigkeitsberichte werden immer bunter und umfangreicher, aber paradoxerweise auch immer lückenhafter. Und eines dokumentieren sie sicherlich nicht: Dass BAYER ein sozial, ethisch und ökologisch verantwortungsvoll handelndes Unternehmen ist. Darum möchte ich die Anwesenden bitten, mit der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu stimmen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!