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Australien

Junge Welt, 19.07.2005

Bayer soll die Zeche zahlen

Australien: Landwirte fordern Entschädigung für Umsatzeinbußen wegen Kontamination mit Genraps

Laut einer Mitteilung der Coordination gegen Bayer-Gefahren ist in Australien erstmals die Verunreinigung herkömmlich produzierter Nahrungsmittel durch genmanipulierte Pflanzen nachgewiesen worden. Australische Behörden fanden in einer für den Export nach Japan vorgesehenen Lieferung die von der Firma Bayer CropScience hergestellte genveränderte Rapssorte „Topas 19/2“. Japan besteht auf routinemäßigen Kontrollen, um Gentechnikfreiheit garantieren zu können.

Bayer hatte vor einigen Jahren im Bundesstaat Victoria Freilandversuche mit herbizidresistentem Raps durchgeführt. Die Herkunft der aktuellen Verunreinigung ist jedoch unbekannt. Australische Landwirte fürchten den Verlust von Absatzmärkten, da in weiten Teilen der Welt nur gentechnikfreie Nahrungsmittel akzeptiert werden. Das Land exportiert jährlich Raps im Wert von 400 Millionen Dollar, die landwirtschaftlichen Exporte insgesamt liegen bei mehreren Milliarden Dollar.

„Wir wußten, daß dies irgendwann passiert. Jetzt ist die Frage, wer die Haftung für diese grobe Fahrlässigkeit übernimmt. In keinem Fall darf es die mit konventionellem Saatgut arbeitenden Landwirte treffen. Wir brauchen und möchten diese gentechnisch veränderten Pflanzen nicht“, erklärte Julie Newman vom Network of Concerned Farmers. „Der Bayer-Konzern muß wissen, daß wir den Verlust von Märkten oder Kosten für zusätzliche Tests nicht hinnehmen werden. Das Unternehmen muß die volle Haftung übernehmen.“ In dieselbe Kerbe schlägt die oppositionelle Labour Party Australiens, die weitere Verunreinigungen befürchtet und wirksame Kontrollen fordert.

Australische Umweltverbände bezeichnen die bisherigen staatlichen Kontrollmechanismen als „gescheitert“ und fordern flächendeckende Untersuchungen aller für den Export vorgesehenen Nahrungsmittel. Bob Phelps vom GeneEthics Network: „Niemand weiß, wie weit sich genveränderte Pflanzen in Australien verbreitet haben – sie können überall sein. Nun muß jedes Getreidelager und jeder für den Export bestimmte Container untersucht werden. Kontaminierte Proben müssen zerstört werden – nur so können wir langfristig den Status “gentechnikfrei„ sichern.“

Auch die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG), die den Bayer-Konzern seit 25 Jahren kritisch begleitet, fordert eine Übernahme der Kosten durch das Unternehmen: „Die modifizierte Rapssorte stammt zweifelsfrei aus den Laboren des Bayer-Konzerns. Es ist unerheblich, ob die Kontamination durch Freisetzungsversuche oder durch importiertes Saatgut erfolgt ist – das Unternehmen muß die vollständige Verantwortung für seine Produkte übernehmen“, hieß es in einer Erklärung am Wochenende.