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Dünnsäure

WDR 2, „Stichtag heute“, 13.10.05

Protest gegen Dünnsäure-Verklappung von BAYER

Vor 25 Jahren: Erste Greenpeace-Aktion in Deutschland

Am frühen Morgen des 13. Oktober 1980 leinen sich Umweltschützer mit zwei Rettungsinseln am Tanker „Kronos Titan“ an, um ihn am Auslaufen zu hindern. Das Schiff liegt in Nordenham an der Wesermündung. Mit dabei sind Mitglieder des Bielefelder „Vereins zur Rettung von Walen und Robben“, des „Kölner Arbeitskreises Chemische Industrie“ und niederländische Greenpeace-Aktivisten. Ihr Ziel: Sie wollen verhindern, dass die „Kronos“ hochgiftige Dünnsäure des Leverkusener Bayer-Konzerns in der Nordsee verklappt. Die erste Aktion von Greenpeace in Deutschland – damals noch von Holland aus geleitet – hat Erfolg: Ende 1982 beendet Bayer die Dünnsäure-Verklappung in der Nordsee. Seit 1990 ist sie dort ganz verboten.

Offiziell gegründet wird Greenpeace Deutschland Anfang 1981 in Hamburg. Zehn Jahre zuvor hat der Kanadier David McTaggart die internationale Umweltorganisation Greenpeace ins Leben gerufen, um gegen die unterirdischen Atombombenversuche der USA zu protestieren. Ein altes Indianer-Wort wird zum Motto der Umweltschützer: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“ Die Aktivisten der ersten Stunde bezeichnen sich selbst als Regenbogen-Krieger. Als Symbol wählen sie ein Totem der Cree-Indianer. Bei ihrem Kampf gegen die Atom-, Chemie- und Ölindustrie setzen sie auf gewaltfreie, spektakuläre Aktionen, die zu ihrem Markenzeichen werden.

1995 gelingt Greenpeace ein besonderes Kunststück: Gegen den erbitterten Widerstand von Shell besetzen die Umweltschützer die Ölplattform „Brent Spar“, die das Unternehmen in der Nordsee versenken will. Bei allem Erfolg gibt es aber auch immer wieder Kritik. Bereits 1982 spalten sich Mitglieder ab, die Greenpeace zu hierarchisch finden und gründen „Robin Wood“. Anfang der 1990er Jahre gibt es neue Vorwürfe: Greenpeace horte Spendengelder und sei zum Öko-Multi verkommen. Der damalige Greenpeace-Chef Thilo Bode sieht darin kein Problem. Für ihn erfordern veränderte Zeiten veränderte Strategien – nicht nur Konfrontation, sondern auch Kooperation: „Wir reden heute sehr viel mit der Industrie und geben ganz konkrete Anstöße.“ So entwickelt Greenpeace zusammen mit einer ostdeutschen Firma den FCKW-freien Kühlschrank, der 1993 in Serie geht und mittlerweile 150 Millionen Mal verkauft worden ist. Greenpeace Deutschland ist ein Verein mit rund 170 festen Mitarbeitern, 540.000 Fördermitgliedern und einem Jahresbudget von 40 Millionen Euro.